Nach der Geburt: Unangenehme Dinge, über die vorher niemand spricht
Nachwehen: Schmerzhaft aber wichtig
Viele Frauen sind nach der Geburt überrascht, wenn es im Unterleib zu weiteren krampfartigen Schmerzen kommt. Es handelt sich hierbei um die sogenannten Nachwehen. Der Grund für die Nachwehen, die übrigens noch sechs Wochen nach der Entbindung auftreten können (dann allerdings immer seltener und in abgeschwächter Form): Die Gebärmutter zieht sich zusammen und bildet sich innerhalb der nächsten Wochen zu ihrer ursprünglichen Form zurück. Diese Muskelarbeit ist wichtig, damit die Wundfläche an der Gebärmutterinnenwand, also dort, wo die Plazenta angewachsen war, immer kleiner wird.Die Nachwehen können mitunter sehr schmerzhaft sein. Gerade bei Frauen, die bereits mehrere Kinder zur Welt gebracht haben sind die Schmerzen oft stärker. Das liegt daran, dass die Gebärmutter mehr leisten muss, um auf die ursprüngliche Größe zu schrumpfen. Auch Ausfluss kann jetzt vermehrt auftreten.
Wie Frauen die Nachwehen empfinden ist wirklich unterschiedlich. Die einen haben sehr starke Schmerzen, andere spüren ein leichtes Ziehen ähnlich wie bei der Regelblutung. Auch nach einem Kaiserschnitt muss sich die Gebärmutter wieder zusammen ziehen. Da dies nicht durch körpereigenen Hormone möglich ist, wird meist ein spezielles Kontraktionsmittel über die Vene verabreicht. Auch dieses kann Schmerzen auslösen.
Dammnaht: Gut gepflegt ist schneller verheilt
Viele Frauen müssen nach der Geburt „genäht“ werden. Wenn es ein Dammschnitt war – also ein künstlich zugefügter Schnitt – wird je nach Tiefe entschieden, ob eine Naht erforderlich ist. Allerdings kann der Damm auch während der Geburt einreißen. Normalerweise haben Hebammen das gut im Griff, so dass es selten dazu kommt. Doch manchmal geht es nicht ohne Dammriss oder Schnitt. Zur Toilette gehen wird damit in der ersten Zeit ziemlich unangenehm. Damit der Riss beim Wasserlassen nicht so brennt, empfehlen viele Hebammen gleichzeitig Wasser aus einer Kanne „nachzugießen“. Das hilft wirklich. Luft sorgt außerdem dafür, dass die Wunde schneller heilt. Schwierig wegen des Wochenflusses, aber man kann zum Beispiel immer mal wieder ohne Unterhose auf einem Handtuch liegen. Sitzen auf einem normalen Stuhl wird von vielen Frauen als angenehmer empfunden als auf einer weichen Unterlage. Auch Sitzbäder mit Kamillenzusatz können Linderung bringen. Wurde genäht, lösen sich die Fäden meist innerhalb einer Woche auf. Manchmal müssen sie gezogen werden. Wichtig ist, dass sich die Wunden nicht entzünden. Darum ist eine Kontrolle durch die Frauenärztin oder die Hebamme wichtig.
Milcheinschuss: Alles im Fluss
Nach der Geburt setzt der Milcheinschuss ein. Oft ist das von einem unangenehmen Ziehen, Kribbeln oder sogar von leichten Schmerzen begleitet. Nach ein paar Tagen hat man sich an das Gefühl gewöhnt und wenn das Baby regelmäßig trinkt, werden die Brüste auch wieder weicher. Wenn du mehr Milch produzierst als das Baby anfangs trinken kann, dann ist Abpumpen eine Alternative. In jedem Fall solltest du dir von der Hebamme das richtige Anlegen und weiter Tricks beim Stillen zeigen lassen. Vieles zwischen Mama und Baby funktioniert zwar rein instinktiv, aber mit ein paar Tricks fließt die Milch leichter und die Brüste und Brustwarzen werden geschont. Kommt es zu einem Milchstau, kann die Brust ziemlich schmerzen. Bei häufigem Anlegen ist diese Gefahr jedoch gering.
Wunde Brustwarzen: Kühlen hilft
Neben Milchstau können auch wunde Brustwarzen zu einem Problem werden. Denn die zarte Haut an den Brustwarzen muss durch das Stillen erst einmal ein wenig abgehärtet werden. Manchmal werden die Brustwarzen wund, mitunter sogar so sehr, dass sie bluten können. Um das zu vermeiden, ist es sehr wichtig das Baby richtig anzulegen. Das bedeutet: Die ganze Brustwarze inklusive Vorhof sollte vom Baby in den Mund aufgenommen werden. Damit wird das Saugen über die gesamte Brustwarze verteilt. Lass dir von deiner Hebamme das richtige Anlegen des Babys zeigen (siehe oben). Wichtig: Auch wenn es weh tut, solltest du unbedingt weiterstillen. Sonst kommt es zum Milchstau und der kann (unbehandelt) eine Brustentzündung zur Folge haben. Kühlpads aus der Apotheke lassen gereizte Brustwarzen abschwellen. Auch Brustwarzencremes helfen die Schmerzen zu lindern. Am besten aber helfen ein paar Tropfen Muttermilch, die du auf den Brustwarzen trocknen lässt.
Hämorrhoiden: Lästige Begleiter
Ein weiterer unangenehmer Nebeneffekt der Geburt können Hämorrhoiden sein. Durch das Pressen bei der Geburt oder durch Verstopfungen danach können diese leider entstehen. Letzteres kann durch die herabgesetzte Darmtätigkeit und zu wenig Flüssigkeitsaufnahme entstehen. Im wochenbett hat man zudem weniger Bewegung, dies kann zusätzlich zur Verstopfung führen. Wenn man bereits an Hämorrhoiden leidet ist es besonders wichtig den Stuhlgang weich zu halten. Viel trinken und eine ballastoffreiche Ernährung sind gute erste Hilfe Maßnahmen. Normalerweise verschwinden Hämorrhoiden im Laufe der Zeit von selbst wieder. Wenn die Schmerzen zu groß sind, kann der Arzt auch Zäpfchen verschreiben.
Inkontinenz: Ein starker Beckenboden hilft
Wichtig bei der Geburt ist ein weicher Beckenboden. Er ermöglicht es, dass das Baby besser durch den Geburtskanal kommt. Doch nach der Geburt kann dies unschöne Nebeneffekte haben. Viele Frauen klagen beim Niesen oder Husten, dass sie einige Tröpfchen Urin verlieren. Wer normal geboren hat kann bereits wenige Tage nach der Entbindung mit Beckenbodentraining beginnen. Die richtigen Übungen (bitte möglichst unter Anleitung ausführen) sorgen dafür, dass die Muskeln im Beckenboden neue Spannkraft bekommen. Auch die hormonelle Umstellung hilft dabei, dass die Muskeln langsam wieder fester werden. Langsam beginnen und die Trainingseinheiten Woche für Woche etwas steigern ist jetzt wichtig. Wenn du einen Kaiserschnitt hattest solltest du vorab mit dem Arzt klären, wann du mit der Rückbildungsgymnastik beginnen kannst.
Sollte die Inkontinenz nach einigen Wochen nicht spürbar besser werden, kann dein Frauenarzt dich auch zu einem Physiotherapeuten überweisen. Dieser macht noch einmal ganz spezielle Übungen für den Beckenboden.
Baby Blues: Jetzt um Hilfe bitten
Einige Mütter bekommen nach der Geburt den sogenannten „Baby Blues“. Hat man sich gerade noch so sehr über das Baby gefreut, fühlt man sich auf einmal traurig und leer. Aber keine Sorge: Das ist ganz normal. Viele Frauen reagieren so wenn sich die Hormone nach der Geburt wieder umstellen. Am ehesten hilft es darüber zu reden und Partner, Eltern oder Freunde auch mal nach einer Pause zu fragen. Sollte sich dieser Zustand nicht bessern, dann sprich in jedem Fall mit deinem Arzt darüber. Manche Frauen verfallen nämlich in eine postnatale Depression. Frauenärzte und deine Hebamme können hier weiterhelfen und die richtigen Therapien empfehlen.
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