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Mutter-Kind-Kur: In 7 Schritten wieder Kraft tanken

Text: Kirsten Hemmerde
Muttersein ist eine tolle Aufgabe - kann aber auch extrem anstrengend und fordernd sein. Eine Mutter-Kind-Kur hilft dir dabei, Abstand zum Alltag und wieder neue Energie zu gewinnen.

Auch Powerfrauen gelangen an ihre Grenzen

Viele Mütter sind wahre Powerfrauen. Auf ihrem Zettel stehen Care-Arbeit für ein oder mehrere Kinder, Terminkoordination rund um die Familie, Haushaltsmanagement und womöglich noch die eigene Berufstätigkeit. All das unter einen Hut zu bringen, kann belastend sein. Wem ständig ein Gedankenkarussell voller To-Dos im Kopf herumkreist, wer sich den ganzen Tag um andere kümmert, erreicht manchmal einen Punkt, an dem es kippt. Dann wird der Mental Load zu viel, hinzu kommen oft körperliche Symptome wie Zähneknirschen, Rückenschmerzen oder Schlafprobleme. Auch die Beziehung zum Kind und vielleicht auch die Partnerschaft leiden. Hier hilft eine Mutter-Kind-Kur, aus diesem Geschehen auszubrechen und  neue Strategien zu entwickeln.

Das ist eine Mutter-Kind-Kur

Jährlich nehmen in Deutschland mehrere zehntausend Frauen an einer Mutter-Kind-Kur teil. Obwohl Mütter auf ärztliches Rezept ein Recht auf diese Therapie haben, ist dieses Angebot nur wenigen bekannt:

  • Bei einer Mutter-Kind-Kur reist du in der Regel für drei Wochen in eine Kurklinik.
  • Es gibt deutschlandweit verschiedenste Häuser mit unterschiedlichen Therapieangeboten. Je nachdem, welche Beschwerden du hast, kommen unterschiedliche Kliniken in Frage. So haben sich einige Häuser auf psychische Beschwerden spezialisiert, während andere vorrangig Mütter aufnehmen, die alleinerziehend sind oder deren Kinder ADHS, das Down-Syndrom oder Adipositas haben.
  • Die Kur wird stationär durchgeführt, da dich ein intensives ganzheitliches Therapieangebot erwartet. Erwiesenermaßen ist der Effekt am größten, wenn die Teilnehmer Abstand zu ihrer belastenden Alltagssituation haben.
  • Nach einer Eingangsuntersuchung erhältst du am Kurort eine individuelle Therapie. Das kann zum Beispiel eine Kombination aus ärztlicher Behandlung, Gesprächen mit Psychologen, Bewegungsangeboten, Entspannungstherapie, Ernährungs- und Erziehungsberatung sowie Gesundheitsschulung sein.
  • Für Kinder gibt es eine Betreuung. Schulkinder können unter Aufsicht ihren Schulstoff erarbeiten, sodass sie möglichst wenig verpassen. Hat dein Kind auch ein ärztliches Rezept, erhält es ebenfalls Therapieangebote. Dich in eine Kur begleiten dürfen Kinder bis zwölf Jahre.

Du siehst: Eine Mutter-Kind-Kur ist kein Urlaub. Sie ist eine Auszeit vom Alltag und die Möglichkeit, neue Erkenntnisse zu gewinnen und die Beziehung zum Kind zu stärken. Viele Mütter haben hier erstmals wieder Zeit für sich und ihren Sprössling. Gleichzeitig lernen sie, wie sie die neuen Erkenntnisse auch anschließend im Alltag Zuhause umsetzen können.

Wie kann ich eine Mutter-Kind-Kur beantragen?

Damit möglichst viele Frauen von einer Mutter-Kind-Kur profitieren, gibt es ein breites Unterstützungsangebot. In diesen sieben Schritten kannst auch du zu einem Aufenthalt gelangen:

  1. Selbstcheck: Frage dich selbst, wie es dir gerade geht. Beeinträchtigt dich deine tägliche Familienarbeit? Merkst du körperliche oder psychische Folgen? Leidet die Beziehung zu deinem Kind oder deine Partnerschaft? Bei der Beantwortung dieser Fragen hilft dir auch unser untenstehender Test.
  2. Rat holen: Wende dich im nächsten Schritt am besten an eine Stelle des Müttergenesungswerkes. Unter diesem Dach haben sich verschiedene Beratungsstellen und Kurkliniken zusammengeschlossen. In Deutschland gibt es über 1000 Anlaufpunkte, an denen dich Mitarbeitende zum passenden Kurangebot beraten, dir Kliniken vorstellen und dir auch Tipps für deinen Antrag geben. Hier findest du die Liste der Beratungsstellen.
  3. Attest vom Arzt: Vereinbare einen Termin bei deinem Haus- oder Facharzt und bitte ihn um ein Attest für eine Mutter-Kind-Kur. Schildere ihm im Gespräch deine Belastung und die Folgen, die daraus für dich und deine Familie entstehen. Achte darauf, dass er die Notwendigkeit für eine Kur möglichst gut begründet. Für viele Krankenkassen muss deutlich werden, dass die Kur erforderlich ist, damit du weiterhin dein Kind gut erziehen kannst. Möchtest du, dass dein Kind in der Kur ebenfalls eine Behandlung erhält? Dann bitte den behandelnden Kinderarzt ebenfalls um ein Attest.
  4. Klinik wählen: Als gesetzlich Versicherte hast du ein Wahlrecht bei der Kurklinik. Natürlich muss das Angebot zu der vom Arzt gestellten Diagnose passen. Aber ansonsten kannst du angeben, zu welchem Kurhaus du gerne möchtest. In dieser Kliniksuche des Müttergenesungswerkes kannst du Häuser mit dem für dich geeigneten Schwerpunkt wählen.
  5. Antrag einreichen: Schicke den Antrag an deine Krankenkasse. Wenn du dir dafür Unterstützung holen möchtest, kannst du dich wieder an eine Beratungsstelle in deiner Nähe wenden. Die Versicherung meldet sich in der Regel binnen drei Wochen bei dir zurück.
  6. Widerspruch: Falls deine Krankenkasse deinen Kurantrag ablehnt, lass dich davon nicht entmutigen. Schicke binnen der angegebenen Frist einen Widerspruch an deine Versicherung. Das hat in den meisten Fällen Erfolg.
  7. Kur antreten: Nach der Bewilligung durch die Krankenkasse stimmst du dich mit der Kurklinik über einen geeigneten Termin ab. Besonders begehrt sind oft Termine in den Ferien. Hier kann es sein, dass du länger warten musst.

Was kostet eine Kur?

Du bist gesetzlich versichert? Dann übernimmt deine Krankenkasse den Löwenanteil der Kosten für eine Mutter-Kind-Kur. Als Versicherte zahlst du einen Eigenanteil von zehn Euro pro Kurtag sowie einmalig zehn Euro für die Verordnung. Bei einer dreiwöchigen Kur sind das 220 Euro. Bist du aufgrund eines geringen Einkommens von der Zuzahlung befreit, dann brauchst du auch für die Kur keinen Eigenanteil zu zahlen. Zudem unterstützt das Müttergenesungswerk Frauen, die sich die Zuzahlung nicht leisten können. Dafür sammelt die Organisation Spenden und verteilt diese dann auf Nachfrage. Wenn du Mitglied einer Privaten Krankenversicherung bist, gelten für dich bei einer Mutter-Kind-Kur die individuellen Bedingungen deines Vertrages. Schau am besten dort nach oder sprich mit deiner Krankenkasse.

Selbstcheck: Kommt eine Mutter-Kind-Kur für mich in Frage?

Du fragst dich, ob dir eine Mutter-Kind-Kur gut tun würde? Dieser Selbstcheck kann dir erste Anhaltspunkte liefern:

  • Hast du schon seit geraumer Zeit körperliche Symptome wie Erschöpfungszustände, Schlafstörungen, Ängste, Kopf- oder Rückenschmerzen, Bluthochdruck, Magen-Darm-Probleme oder Herz-Kreislauf-Beschwerden?
  • lustlos bist? Kannst du dich nicht mehr so gut konzentrieren oder bist du vielleicht auch mal grundlos pampig gegenüber deinem Kind oder Partner?
  • Gibt es für dich eine besondere Belastungssituation zum Beispiel durch pflegebedürftige Angehörige, kranke oder verhaltensauffällige Kinder, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Arbeitslosigkeit, finanzielle Sorgen oder auch das alleinige Erziehen deiner Kinder? 

Wenn du einen oder mehrere Punkte mit ja beantwortest, kann das ein Hinweis auf eine besondere Herausforderung sein, vor der du zur Zeit als Mutter stehst. Scheue dich nicht, dir die Hilfe zu holen, die dir zusteht. Ein Termin bei einer Beratungsstelle kann der erste Schritt zu deiner Mutter-Kind-Kur sein.

ÜBER Kirsten Hemmerde

Kirsten kennt als Mama von zwei Jungs sowohl die schönen als auch die chaotischen Seiten des Familienlebens. Die gelernte Journalistin wohnt mit ihrer Familie im Ruhrgebiet, urlaubt gerne in Holland und genießt es, mit ihren Kindern in die bunte Welt aus Bausteinen, Büchern und Basteleien einzutauchen.

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