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Narbenpflege: Hilfreiche Tipps bei Geburtsverletzungen

Text: Kirsten Hemmerde
Kaiserschnitt, Dammriss oder wunde Stellen sind häufige Verletzungen nach einer Geburt. Damit alles gut verheilt, stellen wir dir hier die besten Tipps für die Narbenpflege vor.

Bei einer Geburt vollbringt dein Körper wahre Höchstleistungen. Es ist ein Wunder, dass so ein kleiner fertiger Mensch  durch eigentlich viel zu kleine Körperöffnungen nach draußen gelangt. Auch wenn vorab kaum jemand drüber spricht – ohne Blessuren geht das meist nicht von statten. Das Gute: Die Haut im Intimbereich gehört mit zu den Stellen am Körper, die am allerbesten und schnellsten heilen. Ob Verletzungen an der Vagina oder die Wunde nach einem Kaiserschnitt – mit der richtigen Narbenpflege kannst du deinen Körper bei der Heilung unterstützen.

Was ist Narbengewebe?

Wenn du dich zum Beispiel beim Kochen in den Finger schneidest, entsteht dabei meist keine Narbe. Denn bei diesen Ausrutschern werden meist nur die oberen Schichten der Haut verletzt. Die darunter liegenden Schichten bilden dann neues Hautgewebe. Ein heftiger Sturz, eine Operation oder eben auch einige Situationen unter der Geburt können dagegen die unteren Hautschichten verletzen. In vielen Fällen entsteht eine Narbe:

  • Damit hilft sich der Körper, um eine tiefere offene Wunde zu verschließen.
  • Dafür wird Narbengewebe gebildet.
  • Dieses Bindegewebe ist im Vergleich zur übrigen Haut fester, hat keine Schweißdrüsen und verändert sich auch nicht bei Sonneneinstrahlung.
  • Zu Anfang wird das Narbengewebe stark durchblutet.
  • Diese Durchblutung geht nach einiger Zeit zurück, dann verändert die Narbe ihre Farbe von rot hin zu rosa oder hautfarben.
  • Bei guter Heilung und Narbenpflege kann es auch sein, dass sie ganz verblasst.

Das hilft bei vaginalen Verletzungen

Eine vaginale Geburt fordert Becken, Schließmuskulatur und Scheide enorm. Der gesamte Bereich wird gedehnt, damit das Baby hindurchgelangt. Vor allem der verhältnismäßig große Kopf ist eine riesige Herausforderung. Das Gewebe wird stark gedehnt. Möglich sind dabei kleine Schürfungen und Faserrisse im Gewebe. Auch Blutergüsse können auftreten. Oft fühlt sich der Intimbereich wund an. Du merkst es zum Beispiel, wenn du sitzt oder auf Toilette gehst. Solche eher kleinen Geburtsverletzungen bilden sich nach einigen Tagen meist von alleine zurück. Bleibende Narben entstehen nicht und daher ist eine Narbenpflege bei diesen oberflächlichen Verletzungen nicht erforderlich. Linderung können Kühlpacks verschaffen. Damit der scharfe Urin das Gewebe nicht zusätzlich reizt, kannst du beim Toilettengang warme Güsse zum Beispiel mit Lavendelöl über den Intimbereich fließen lassen.

Bei diesen Geburtsverletzungen entstehen Narben

Das Gewebe an Scheide und Damm ist extrem dehnbar. Trotzdem kann es sein, dass es unter der vaginalen Geburt einreißt. Schließlich haben die meisten Neugeborenen einen Kopfumfang zwischen 33 und 38 Zentimetern – das fordert das Scheidengewebe:

  • Werden eine Zange oder Saugglocke im Rahmen der Geburtshilfe eingesetzt, steigt das Risiko für einen Scheidenriss.
  • Reißt das Gewebe zwischen Scheide und After, spricht man von einem Dammriss.
  • Manchmal setzen Ärzte hier auch ganz bewusst einen kleinen Schnitt, um dem Köpfchen des Kindes den Austritt zu erleichtern. Das heißt Dammschnitt. Laut neuesten Erkenntnissen erhöht Schwangerschaftsdiabetes das Risiko für einen Dammschnitt.

Wunden an Vagina oder Damm nähen Ärzte meist mit einigen wenigen Stichen. Bei der Wundheilung entstehen Narben.

Narbenpflege nach Scheidenriss, Dammschnitt und Dammriss

Geburtsverletzungen heilen im Vergleich zu Wunden in anderen Körperregionen meist besonders schnell und gut. Oft spürst du schon nach kurzer Zeit kaum noch etwas. Dafür ist es wichtig, dass du die Narbenpflege rund um Scheide und Damm unterstützt:

  • Hygiene: Halte die Wunde sauber. Dann heilt sie gut und rasch. Ansonsten können Infektionen entstehen, die die Wundheilung verzögern.
  • Ruhe: Wunden heilen am besten, wenn das Gewebe möglichst wenig beansprucht wird. Ruhe dich daher aus und schone dich. Viel Stehen oder schweres Heben drückt auf die Naht.
  • Position: Wähle beim Sitzen Positionen, die die Naht nicht dehnen. Ein Schneidersitz ist eher ungünstig.
  • Wochenfluss: Nutze besonders luftdurchlässige Vorlagen, um das Blut aufzufangen. Die Binden sollten möglichst luftdurchlässig sein. In Geburtskliniken erhältst du meist besonders dünne Slips, die für zusätzliche Belüftung sorgen.
  • Linderung: Kühlpacks können Beschwerden beim Sitzen lindern. Spülungen mit Lavendel oder Calendula helfen dir beim Toilettengang, die Wunde zu spülen und Schmerzen durch den Urin zu beseitigen.

Um das Fäden ziehen musst du dir keine Gedanken machen. Meist werden selbstauflösende Nahtfäden verwendet, die nicht gezogen werden müssen. Falls du jedoch ein unangenehmes oder störendes Gefühl durch die Fäden verspürst oder Schmerzen hast, spricht mit deiner Hebamme oder deinem Arzt. Die Fachleute beobachten den Heilungsverlauf der Narbe genau und helfen dir gerne.

Nach einem Kaiserschnitt ist die Narbenpflege besonders wichtig

Bei einem Kaiserschnitt schneiden Ärzte durch die Bauchdecke, um das Baby auf die Welt zu holen. Dieser Schnitt wird in der Bikinifalte durchgeführt, sodass er später kaum sichtbar ist. Jedoch entsteht beim Kaiserschnitt eine vergleichsweise große Narbe in einer sensiblen und stark beanspruchten Körperregion. Das Gewebe ist hier ein anderes als im Intimbereich. Daher sollte  besonders viel Aufmerksamkeit auf die Narbenpflege gelegt werden. Diese Tipps helfen dabei:

  • Hygiene: Reinige die Narbe regelmäßig nach Anweisung deines Arztes oder der Hebamme. Verwende am besten ein mildes, nicht reizendes Reinigungsmittel und warmes Wasser. Trockne die Stelle sanft ab, ohne zu rubbeln.
  • Belastung: Ein Kaiserschnitt ist eine Operation, nach der erst einmal Ruhe und Schonung angesagt ist. Versuche, Belastungen und Bewegungen zu vermeiden, die die Narbe reizen könnten. Wenn du stillst, lasse dir dein Baby am besten anreichen und dir kaiserschnittnarbenfreundliche Stillpositionen zeigen.
  • Massage: Mit sanften massierenden Bewegungen kannst du die Durchblutung der Narbe fördern und sie so geschmeidiger machen. Frage deinen Arzt oder deine Hebamme nach geeigneten Massagetechniken. Vielleicht können sie dir auch geeignete Narbensalben empfehlen, die die Heilung zusätzlich unterstützen.
  • Licht: Direkte Sonneneinstrahlung kann das Erscheinungsbild der Narbe verschlechtern. Schütze daher die Narbe daher vor der Sonne.
  • Bekleidung: Trage lockere Kleidung, die nicht auf die Narbe drückt. So vermeidest du Reibung und Irritationen.
  • Nachsorge: Spreche bei der Nachsorge im Wochenbett mit deinem Arzt oder deiner Hebamme auch über die Kaiserschnittnarbe. Gemeinsam überwacht ihr so den Heilungsprozess. Achte auch auf Rötungen, Schwellungen, starken Schmerz oder Ausfluss aus der Narbe. Das können Anzeichen einer Infektion sein.

Ob nach Kaiserschnitt oder vaginaler Geburt – mach dir über die Narben nicht allzu viele Gedanken. Im Gegenteil, du kannst stolz auf sie sein. Denn die Narbe zeigt, was für Höchstleistungen dein Körper vollbracht hat. Auf den knappen Bikini verzichten, um die Narbe zu verdecken? Lass dir nicht einreden, dass das nötig sein sollte sondern mach einfach das, womit du dich wohlfühlst.

 

ÜBER Kirsten Hemmerde

Kirsten kennt als Mama von zwei Jungs sowohl die schönen als auch die chaotischen Seiten des Familienlebens. Die gelernte Journalistin wohnt mit ihrer Familie im Ruhrgebiet, urlaubt gerne in Holland und genießt es, mit ihren Kindern in die bunte Welt aus Bausteinen, Büchern und Basteleien einzutauchen.

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