Erdnussallergie: Dieses Pflaster kann Kindern helfen
Eine Erdnussallergie wird für immer mehr Kinder und Erwachsene zum Problem. Etwa ein bis zwei Prozent aller Menschen in Nordamerika und Europa leiden darunter. Und es werden immer mehr. Bei dieser Allergie kann es zu besonders schweren allergischen Reaktionen der Atemwege sowie im Herz-Kreislaufsystem kommen. Auch viele Kleinkinder sind davon betroffen. Eine Heilung ist nicht möglich. Therapien zur Linderung sind zwar verfügbar, aber nur für ältere Kinder und Jugendliche. Daher forschen Wissenschaftler schon seit langem daran, wie das Risiko vor allem bei den Jüngsten gesenkt werden kann.
Forschungserfolg für Kinder mit Erdnussallergie
Hoffnung verspricht nun eine internationale Studie, an der sich auch das Universitätsklinikum Frankfurt beteiligt hat. Dabei setzten die Forschenden bei Kindern zwischen einem und drei Jahren mit Erdnussallergie auf eine Immuntherapie. Die Betroffenen erhielten Pflaster, die mit Erdnussallergenen in einer niedrigen Dosis beschichtet waren. Der Erfolg kann sich sehen lassen: Nach zwölf Monaten Therapie vertrugen die kleinen Patienten im Schnitt etwa das Allergen von drei Erdnüssen – erst dann traten bei den meisten Kindern allergische Auswirkungen auf.
Das Erdnuss-Pflaster lässt sich besonders leicht anwenden
Ganz bewusst setzten die Forschenden bei dem Erdnuss-Pflaster auf ein Produkt, das sich im Alltag mit kleinen Kindern gut und praktisch einsetzen lässt. Denn Tabletten, wie sie sonst bei der Immuntherapie eingenommen werden, sind für die Jüngsten und ihre Eltern oft eine Herausforderung. So lief die Studie ab:
- Mehr als 300 Kleinkinder aus acht Ländern nahmen an der Studie teil.
- Sie erhielten über ein Jahr lang täglich einmal ein Pflaster, das mit Erdnussallergen beschichtet war.
- Dieses Pflaster wurde zwischen den Schulterblättern aufgeklebt.
- Alle Kinder reagierten zu Beginn allergisch auf eine Dosis von 300 Milligramm Erdnussprotein oder weniger. Das entspricht etwa dem Gehalt einer einzigen Erdnuss.
- Nach zwölf Monaten Therapie konnte die Reaktionsschwelle durchschnittlich um 900 Milligramm Erdnussprotein angehoben werden. Das entspricht etwa drei Erdnüssen.
„Die Studie gibt Hoffnung für Kleinkinder mit Erdnussallergie und für ihre Familien. Die Pflasterbehandlung hat sich als wirksam und sicher erwiesen. In einer weiteren Studie wird nun die Wirksamkeit und das Sicherheitsprofil des Pflasters bei vier- bis siebenjährigen Erdnussallergikern untersucht“, erklärt PD Dr. Katharina Blümchen aus der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt, die an der Studie beteiligt war.
Darum ist eine Erdnussallergie so gefährlich
Die Pflaster-Therapie ist eine gute Nachricht für alle Eltern, deren Kinder unter einer Erdnussallergie leiden. Denn während bei anderen Nahrungsmittelallergien erst eine gewisse Menge zu gesundheitlichen Reaktionen führt, reichen bei Erdnüssen schon kleinste Spuren. Sie können so heftige allergische Reaktionen auslösen, die den gesamten Körper betreffen und sogar lebensbedrohlich sein können. Für Betroffene ist es allerdings schwierig, Erdnüsse komplett zu vermeiden. Denn diese Nusssorte kommt in vielen verschiedenen Nahrungsmitteln vor. Auch in vermeintlich erdnussfreien Lebenmitteln ist sie zu finden. Der Grund: Mitunter nutzen Unternehmen die gleichen Produktionsanlagen und so gelangen Erdnussspuren in andere Produkte.
Das sind die Risiken für eine Erdnussallergie
Es lässt sich nicht genau sagen, welches Kind von einer Erdnussallergie betroffen sein wird. Allerdings besteht in diesen Situationen ein erhöhtes Risiko:
- Familiäre Veranlagung: Kinder, deren Eltern oder Geschwister an Nahrungsmittelallergien oder speziell an einer Erdnussallergie leiden, haben ein erhöhtes Risiko, eine Erdnussallergie zu entwickeln.
- Ekzem: Auch schwere Ekzeme (atopische Dermatitis) erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind eine Erdnussallergie entwickeln könnte.
- Andere allergische Erkrankungen: Reagiert das Kind bereits allergisch auf andere Lebensmittel, besteht ebenfalls ein erhöhtes Risiko für eine Erdnussallergie.
Diese Risikofaktoren bedeuten nicht zwangsläufig, dass ein Kind eine Erdnussallergie entwickeln wird. Es handelt sich um Hinweise, die mit einem erhöhten Risiko in Verbindung gebracht wurden. Die genaue Ursache von Nahrungsmittelallergien ist komplex und noch nicht vollständig verstanden.
Allergie gegen Erdnüsse mit früher Desensibilisierung vorbeugen
Früher wurde empfohlen, Kindern im ersten Lebensjahr keine Erdnüsse zu geben. Das sollte das Allergierisiko senken. Doch mittlerweile weisen Studien auf das Gegenteil hin:
- Kinder, die im jungen Alter regelmäßig Erdnussprodukte zu sich nehmen, entwickeln deutlich seltener eine Erdnussallergie.
- Der ideale Zeitpunkt ist der frühe Beginn des Beikostalters. Dann ist der Effekt am größten.
- Beginnen Kinder im Alter zwischen vier und sechs Monaten mit der regelmäßigen Einnahme von Erdnussprodukten, sinkt das Risiko für eine Erdnussallergie um 77 Prozent.
- Erhielten die Kinder Erdnussprodukte nach ihrem ersten Geburtstag, reduzierte sich das Risiko nur um 33 Prozent.
Dabei ist es wichtig, den Kindern altersgerechte Erdnussprodukte anzubieten. Denn die ganzen Nüsse oder Nusshälften können leicht verschluckt werden. Erdnusscreme oder Erdnussbutter sind auch für Kleinkinder leicht und gefahrlos zu essen.
Das kannst du tun
Du machst dir Sorgen, dass dein Kind eine Erdnussallergie entwickeln könnte? Vielleicht gibt es in eurer Familie bereits Personen mit Allergien? Oder dein Kind leidet unter Ekzemen? Euer Kinderarzt ist wegen möglicher Allergierisiken der richtige Ansprechpartner. Er kann die Situation gut einschätzen und euch auch erste Ernährungsempfehlungen geben. Zudem hat er die Möglichkeit, dein Kind an einen Allergologen zu überweisen. Ein Hauttest oder eine Blutprobe geben endgültige Klarheit. Die Blutprobe beispielsweise wird auf Antikörper gegen einzelne Erdnuss-Eiweiße analysiert. Benötigt dein Kind anschließend eine umfassende Ernährungsberatung, helfen euch speziell geschulte Ernährungsberater für die Themen Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten, Allergieprävention und Neurodermitis weiter.
Fotos: Gettyimages