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Hygiene im Haushalt – was ist nötig und was ist übertrieben?

Text: Kirsten Hemmerde
Wenn ein Baby unterwegs, wollen es viele Eltern zuhause besonders sauber haben. Doch wie viel sollte im Haushalt wirklich geputzt werden und wann ist es vielleicht sogar schon zu viel?

Wusstest du, dass jeder Deutsche durchschnittlich 4,7 Stunden pro Woche putzt? Ein sauberes Zuhause lassen sich die meisten dabei viel kosten. Nach der letzten Erhebung des Industrieverbandes Körperpflege und Waschmittel wurden in der Bundesrepublik 2018 rund 4,8 Milliarden Euro für Haushaltspflegeprodukte ausgegeben. In der Coronakrise stieg das Sauberkeitsbedürfnis vieler Mitmenschen noch einmal stark an. Allein während der ersten drei Monate dieses Jahres erzielten Putzmittel, Waschpulver und Co ein Umsatzplus von 14,9 Prozent. Diese Zahlen und auch die Sauberkeitsansprüche, die oft in der Werbung vermittelt werden, verunsichern viele. Wieviel Hygiene im Haushalt ist also nötig und was ist übertrieben?

Vor allem bei Schwangeren und Eltern von kleinen Kindern kommt die Frage auf: Wie sauber muss es daheim sein? Wie oft sollte was geputzt werden? Viele Experten sind sich einig: Auf die oft beworbenen Desinfektionsmittel kannst du in deinen eigenen vier Wänden getrost verzichten. „Sauber genügt“, meint beispielsweise das Bundesinstitut für Risikobewertung.

Darum sind Desinfektionsmittel meist überflüssig

Beim Putzen entfernst du Schmutz und reduzierst so die Zahl der Mikroorganismen. Eine Desinfektion aber dient dazu, Krankheitserreger zu beseitigen und die Ausbreitung von Keimen zu stoppen. Beseitigt werden dabei jedoch nicht nur die krankmachenden, sondern auch die gesundheitlich unbedenklichen Keime. Genau diese Keime braucht unser Immunsystem, um die Abwehr zu trainieren. Wird zu viel desinfiziert, kann das die Entstehung von Allergien begünstigen. Daher sollten vor allem Eltern kleiner Kinder zuhause nicht zu intensiv reinigen. Natürlich sollte kein Dreck auf dem Boden liegen, aber gerade das kindliche Immunsystem braucht Bakterien, um sich entfalten zu können. Zudem besteht bei dem Gebrauch von Desinfektionsmitteln die Gefahr, dass die Erreger resistent werden. Darüber hinaus belasten diese Stoffe die Umwelt. Durch Desinfizieren beseitigst du auch nur die Bakterien, nicht aber den Schmutz. Daher ersetzt eine Desinfektion keine Reinigung.

Worauf sollten Schwangere besonders achten?

Gerade in der Küche lauern viele Keime. Viele davon können Krankheiten wie Listeriose, Toxoplasmose oder Magen-Darm übertragen. Wusstest du, dass sich im Kühlschrank über 350 Mal mehr Bakterien tummeln als in der Toilette? Auch Spülschwämme und Geschirrtücher stellen eine große Keimquelle dar.

Daher sind für Schwangere folgende Verhaltenstipps in der Küche besonders zu empfehlen:

• Oberflächen und Küchengeräte sollten direkt nach der Benutzung gereinigt werden.
• Wichtig ist gutes Abtrocknen, da sich Bakterien bevorzugt in feuchter Umgebung vermehren.
• Trockentücher sollten häufig gewechselt und bei hohen Temperaturen gewaschen werden.
• Hunde oder Katzen sollten Abstand halten zu Küchenbereich und Esstisch
• Unterstützung holen: Partner, die Mutter oder eine gute Freundin kann das Putzen übernehmen.

Ob Küche oder Bad: Bei der Wahl der Putzmittel und Haushaltsreiniger kannst du am besten zu Produkten aus natürlichen Inhaltsstoffen greifen. Weniger ist hier mehr: Handspülmittel, Allzweckreiniger, Scheuermilch und ein Reiniger auf Zitronensäurebasis reichen aus, um deine kompletten vier Wände zu reinigen.

 

Wie oft sollte gereinigt werden?

Es gibt unterschiedliche Reinigungs-Intervalle für die Wohnbereiche.

Sofort gereinigt werden sollten:
• Kochspritzer am Herd
• Wasserflecken in Dusche und Badewanne
• Schmutziges Wasser im Spülbereich

Täglich sollte gereinigt werden:
• Dreckiges Geschirr
• Arbeitsplatte in der Küche
• Esstisch
• Besonders beanspruchte Böden durch Fegen oder Staubsaugen, um Essensreste oder Tierhaare zu entfernen.

Wöchentlich sollte gereinigt werden:
• Bad
• Türklinken
• alle Böden durch Wischen und Teppiche durch Staubsaugen

Monatlich gereinigt werden sollten
• Fenster
• Wandfliesen
• Heizungen
• Kühlschrank
• Backofen

Was gilt für Bettwäsche?

Die Experten vom Industrieverband Körperpflege und Waschmittel raten Menschen, die im Schlaf stark schwitzen oder unbekleidet schlafen, ihre Laken und Bezüge mindestens einmal pro Woche wechseln. Für alle anderen ist ein Wechsel in zweiwöchigem Turnus ausreichend. Kissen und Betten selbst verschmutzen durch die tägliche Benutzung ebenfalls. Auch sie sollten regelmäßig gewaschen oder gereinigt werden.

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Womit sollte geputzt werden?

Dr. Julia von Grote-Pastré ist Reinigungsexpertin und arbeitet bei Freudenberg Home and Cleaning Solutions. Sie empfiehlt für das Säubern haltbare Mehrweghandschuhe: „Die Handschuhe haben lange Stulpen und schützen so vor dem Eindringen von Wasser, außerdem sind sie innen mit Baumwolle beschichtet und beugen so starkem Schwitzen vor. Sie schützen die Hände beim Putzen oder Spülen vor dem Reiniger und sind aus Latex oder latexfrei erhältlich.“ Zu empfehlen sei, Mehrweghandschuhe nach dem Benutzen von außen mit Wasser abzuspülen und gut trocknen zu lassen. Sollte Wasser ins Innere eingedrungen sein, können die Handschuhe auf links gedreht getrocknet werden. Für das Putzen von sensiblen Bereichen wie der Toilette oder dem Entfernen von infektiösen Verschmutzungen sind Einweghandschuhe die beste Wahl. Sie schützen ebenfalls vor Viren und Bakterien, sind dünner, erzeugen ein besseres Tastgefühl und werden nach Gebrauch sofort entsorgt.

Farb-Tipps vom Profi

Die Experten vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel raten zu unterschiedlich farbigen Putzutensilien. So wird sichergestellt, dass besonders heikle Orte wie Küche oder Bad nur mit den dafür vorgesehenen Putztüchern gereinigt werden. Das minimiert das Risiko der Übertragung von Krankheitserregern von einem Ort zum anderen. Putzprofis im gewerblichen Reinigungsbereich setzen auf dieses Farbschema: Sie verwenden rote Tücher für WC-Becken, Urinale und Fliesen im direkt angrenzenden Bereich. Gelb kommt im restlichen Sanitärbereich und in Sanitäreinrichtungen wie Waschbecken oder Armaturen und Ablagen zum Einsatz. Blau wird für Ausstattungs- und Einrichtungsgegenstände wie Türen, Schränke oder Heizkörper verwendet. Die Farbe Grün steht für besondere Zwecke – zum Beispiel den Küchenbereich.

Aber im normalen Haushalt ist es einfacher, auf waschbare Lappen und Putzschwämme zu setzen. Wenn diese bei 60°C waschbare sind, werden sie keimfrei für die nächste Benutzung.

Bildquellen: Pexels

ÜBER Kirsten Hemmerde

Kirsten kennt als Mama von zwei Jungs sowohl die schönen als auch die chaotischen Seiten des Familienlebens. Die gelernte Journalistin wohnt mit ihrer Familie im Ruhrgebiet, urlaubt gerne in Holland und genießt es, mit ihren Kindern in die bunte Welt aus Bausteinen, Büchern und Basteleien einzutauchen.

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