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Sturzgeburt – 7 wichtige Infos für Mutter und Kind

Text: Kirsten Hemmerde
Eine Sturzgeburt ist eine extrem schnelle Entbindung. Sie kann große Herausforderungen für Mutter und Kind mit sich bringen. Doch ein solches Ereignis ist sehr selten.

Eine Entbindung läuft klassischerweise in vier Phasen ab. Sie beginnt mit der geburtsvorbereitenden Latenzphase, es folgen Eröffnungs- und Austreibungsphase sowie die Nachgeburtsphase. Meist dauert dieser Prozess zwischen einem halben bis einem Tag. Das gibt den Körpern von Mutter und Kind genug Zeit, dieses intensive Ereignis bestmöglich zu verarbeiten. In seltenen Fällen kann eine Geburt auch deutlich schneller ablaufen. Dann spricht man von einer Sturzgeburt.

1) Woher kommt der Name?

Hier steckt die Definition schon im Namen: Eine Sturzgeburt meint eine überstürzte Geburt. Daher hatte man früher auch die Befürchtung, dass das Baby sprichwörtlich aus dem Geburtskanal der Mutter fällt und auf den Boden stürzt.

2) Was passiert bei einer Sturzgeburt?

Bei einer Sturzgeburt bemerkt die werdende Mutter keine oder nur sehr leichte und missverständliche Signale für den Geburtsbeginn.

  • So wird sie von der plötzlich einsetzenden Entbindung überrascht.
  • Dieser Start ist dafür meist umso impulsiver. Es treten sehr schnell starke Wehen auf.
  • Oft gibt es dann nur sehr wenige, dafür aber heftige Presswehen.
  • Es folgen ebenfalls nur wenige – oft sogar nur eine – Austreibungswehen.
  • Nach kurzer Zeit tritt das Baby durch den Geburtskanal und ist geboren.

Meist dauert es weniger als zwei Stunden, bis das Baby zur Welt kommt.

3) Herausforderungen für die Mutter bei einer Sturzgeburt

Weil die Sturzgeburt so schnell verläuft, ist sie für Mutter und Kind mit Risiken verbunden. Denn ihre Körper hatten kaum Zeit, sich auf die Entbindung einzustellen. Da das Baby so rasch durch den Geburtskanal der Schwangeren tritt, sind dort Verletzungen möglich. Auch der Beckenboden oder der Damm der Mutter können beeinträchtigt werden. Zudem sind die Wehen heftig, sodass viele Frauen mit starken Geburtsschmerzen zu kämpfen haben.

Der plötzliche Geburtsbeginn macht es zudem manchmal schwierig, noch rechtzeitig eine Geburtsklinik zu erreichen. Unter Umständen entbindet die werdende Mutter ihr Baby im Rettungswagen, dem Familienauto oder dem heimischen Bad. In ganz seltenen Fällen kann es auch zu einer Toilettengeburt kommen. Dabei verwechselt die Schwangere die Geburtsschmerzen mit dem Gefühl, auf Toilette gehen zu müssen. Presst sie dann, um vermeintlich den Darm zu entleeren, bringt sie stattdessen ihr Baby auf die Welt.

4) Welche Risiken gibt es für das Baby bei einer überstürzten Geburt?

Der plötzliche Geburtsverlauf bedeutet für das Baby erhöhten Stress. Möglich sind zudem Verletzungen:

  • Durch die heftige Belastung können der Rumpf des Babys, seine Arme oder Beine Blessuren davon tragen.
  • Das Köpfchen hat wenig Zeit, sich an den Druck anzupassen. Daher sind Sauerstoffmangel oder ein sinkender pH-Wert im Blut möglich.
  • Kommt die Geburt so plötzlich, dass keine Hilfe da ist und die Mutter das Baby Zuhause alleine zur Welt bringt, kann sich das Neugeborene beim Austreten aus dem Geburtskanal verletzen.

Daher sollten Schwangere in einer solchen Situation immer den Notarzt rufen. Er ist schnell vor Ort und leistet wertvolle Unterstützung. Zudem nabelt er das Baby ab und untersucht die frischgebackene Mutter. In der Zwischenzeit hilft es, wenn die Schwangere sich möglichst weich legt, damit das Kind sanft zur Welt kommt.

5) Warum kommt es zu einer Sturzgeburt?

Es gibt verschiedene Gründe und Risikofaktoren für eine Sturzgeburt:

  • Frühere Schwangerschaften, die die Geburtswege der Frau bereits sehr gedehnt haben. Daher treten Sturzgeburten eher bei Müttern auf, die bereits ein oder mehrere Kinder haben.
  • Kurz aufeinander folgende Schwangerschaften, weshalb sich der Geburtskanal nicht ausreichend zurückgebildet hat.
  • ein sehr kleines Baby mit geringem Kopfumfang
  • Gebärmutterhalsschwäche
  • Frauen, die ihr erstes Kind erwarten und die Schwangerschaft aber verdrängt haben.

Du brauchst dir jedoch keine Sorgen zu machen: Sturzgeburten sind sehr, sehr selten. Viel häufiger kommt es vor, dass eine Entbindung gefühlt ewig dauert und sich in die Länge zieht. Du kannst dich jedoch auf eine solche Situation vorbereiten, indem du dir Notfalltelefonnummern von Hebamme, Krankenhaus oder Rettungsdienst ins Handy einspeicherst. Auch Atemtechniken und Entspannungsübungenkönnen Schwangere dabei unterstützen, die Wehen zu verarbeiten und wertvolle Zeit zu gewinnen, bis sie in der Geburtsklinik angekommen sind.

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6) Was tun nach einer plötzlichen Entbindung?

Findet die Sturzgeburt in einem Krankenhaus statt, kümmern sich Ärzte und Pflegepersonal um Mutter und Kind. Sie versorgen eventuelle Geburtsverletzungen und untersuchen das Baby. Ist alles in Ordnung, kann das Bonding starten. Denn viel Kuscheln und Hautkontakt sind nach diesem plötzlichen Start jetzt besonders wichtig.

Wenn keine Zeit mehr war, um in die Geburtsklinik zu fahren, sollte das Neugeborene mit Tüchern oder Decken gewärmt werden. Wichtig ist es auch, die Nabelschnur kurz nach der Geburt abzuklemmen. Das macht idealerweise mittlerweile eingetroffene Notarzt oder die Hebamme. Man kann die Nabelschnur aber auch selbst durchtrennen. Zudem sollte die Mutter untersucht werden, um mögliche Geburtsverletzungen zu behandeln.

7) Wie kann ich mich vor einer Sturzgeburt schützen?

Das Risiko für eine Sturzgeburt kannst du durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen senken. Stellt der Frauenarzt zum Beispiel fest

  • dass du eine Gebärmutterhalsschwäche hast
  • oder dass deine vorherigen Geburten extrem schnell verlaufen sind

ist es möglich, dass dein Gesundheitszustand noch intensiver beobachtet wird. Zur Sicherheit wird einigen werdenen Müttern Ruhe verordnet – zum Beispiel durch Krankschreibung. Andere Schwangere werden eher in die Geburtsklinik überwiesen. Machst du dir Sorgen um eine überstürzte Geburt, dann sprich vertrauensvoll mit deinem Arzt oder deiner Hebamme darüber. Sie können Risiken identifizieren oder dich auch beruhigen. Denn die allermeisten Geburten verlaufen eben nicht blitzschnell, sondern dauern über mehrere Phasen viele Stunden lang.

Bilder: Gettyimages

ÜBER Kirsten Hemmerde

Kirsten kennt als Mama von zwei Jungs sowohl die schönen als auch die chaotischen Seiten des Familienlebens. Die gelernte Journalistin wohnt mit ihrer Familie im Ruhrgebiet, urlaubt gerne in Holland und genießt es, mit ihren Kindern in die bunte Welt aus Bausteinen, Büchern und Basteleien einzutauchen.

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