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Einwegwindel oder Stoffwindel: 2 Systeme im Vergleich

Text: Kirsten Hemmerde
Etwa 5.000 bis 6.000 Mal wickelst du dein Kind in seinen ersten beiden Lebensjahren. Ist für Babys Po, euer Portemonnaie und die Umwelt eine Einwegwindel oder eine Stoffwindel besser? Hier erfährst du alles Wissenswerte zu den Wickelsystemen.

Ob Zuhause am Wickeltisch, unterwegs beim Kinderarzt oder beim Kaffeetrinken und manchmal sogar direkt im Kinderwagen: Ist die Windel voll, muss sie gewechselt werden. Doch womit? Seit vielen Jahrzehnten liegt die Einwegwindel vorne. Rund 850 Millionen Euro geben Eltern in Deutschland dafür pro Jahr aus. Zunehmend beliebter werden Stoffwindeln. Der Umsatz damit nimmt seit Jahren zu. Beide Wickelsysteme haben ihre Vor- und Nachteile. Hier geben wir dir einen Überblick, so dass du selbst entscheiden kannst, welche Windelvariante am besten zu eurem Baby und eurem Lebensstil passt.

Einwegwindel: Das sind die fünf größten Vorteile

Bis Anfang der 1960er Jahre trugen Babys – wenn überhaupt – Stoffwindeln. Diese mussten nach Gebrauch meist mühsam von Hand gewaschen oder ausgekocht werden. Die Amerikanerin Marion Donovan entwarf die erste Wegwerfwindel. Doch richtig durch setzte sich das Konzept erst mit Victor Mills, Direktor bei Procter & Gamble. 1961 kam seine Erfindung, die Pampers, auf den Markt. Ihre Nutzer überzeugt dieser Windeltyp vor allem durch diese Vorteile:

  • Du kannst sie schnell und einfach anlegen. Vor allem in den ersten Wochen nach der Geburt wird das von vielen Mamis als Vorteil empfunden. Gerade wenn man noch nicht so routiniert ist und häufiger wickeln muss, geht es mit der Einwegwindel oft leichter von der Hand. Auch das Entsorgen funktioniert schnell und hygienisch: Einfach die Windel mit dem Klebestreifen verschließen und ab in die Mülltonne.
  • Perfekte Passform: Es gibt die Einwegwindel in vielen verschiedenen Größen. Sie hat zwei Klebestreifen, mit denen du sie individuell an die Körperform deines Babys anpasst.
  • Der Po bleibt trocken: In dieser Windel steckt Hightech. Der Kern beinhaltet oft Superabsorber, die den Urin besonders schnell aufnehmen. So halten sie Babys Po schön trocken. Das ist besonders angenehm in der Nacht, wenn du nicht so oft wickelst.
  • Bewegungsfreiheit: Die Einwegwindel ist dünn, sehr flexibel und in alle Richtungen drehbar. Dein Kind kann sich bewegen und strampeln, wie es mag. Aufgrund der geringen Dicke trägt die Windel unter der Kleidung auch nicht auf.
  • Verfügbarkeit: Einwegwindeln kannst du nahezu überall kaufen. Vor Ort in der Drogerie, dem Supermarkt oder dem Babyfachhandel und auch online. Wenn sie dir mal ausgehen, brauchst du dir also um Nachschub keine Sorgen zu machen.

Welche Nachteile haben normale Windeln?

Viele Punkte sprechen für eine Einwegwindel. Doch mit dem Konzept gehen auch einige Nachteile einher:

  • Durchschnittlich sechs bis acht Mal wickelst du dein Baby pro Tag. Da kommt schnell eine Menge Müll zusammen. Allein in Deutschland landen pro Tag mehrere Millionen Einmalwindeln im Hausabfall.
  • Bei durchschnittlichen Kosten zwischen 15 und 45 Cent pro Einwegwindel und etwa 6.000 Windeln bis zum zweiten Geburtstag gehen Einwegwindeln zudem ins Geld.
  • Weil eine Einwegwindel gut dichthält, ist sie meist wenig atmungsaktiv. Das kann zu Hautirritationen führen und Babys Po wund machen.



Ökowindel statt klassischer Einwegwindel?

Das Problem riesiger Müllberge voller Einwegwindeln hat viele etablierte, aber auch neue Unternehmen dazu ermutigt, Ökowindeln zu entwickeln. Du findest sie meist im Regal direkt neben den klassischen Einmalwindeln. Ökowindeln wendest du genauso an wie eine Einwegwindel. Allerdings sind die Bestandteile umweltfreundlicher. So bestehen die Biowindeln zu einem gewissen Teil aus nachwachsenden Rohstoffen wie Baumwolle, Bambus, Maisstärke oder Zellstoff. Manche Hersteller sichern zu, dass sie für die Produktion ihrer Ökowindeln nur erneuerbare Energien verwenden. Zudem versuchen einige Produzenten, weitestgehend auf Plastik zu verzichten. Sie bieten ihre Windeln in einer Papierverpackung an. Insgesamt sind diese Windeln damit nachhaltiger und ressourcenschonender als ihre Einwegwindel-Verwandten. In der Biotonne dürfen sie nicht entsorgt werden. Hast du jedoch einen Kompost, kannst du die verrottbaren Teile der Windel dorthin geben.

Ist eine Stoffwindel besser als eine Einwegwindel?

Im Gegensatz zu ihren Einmal-Kollegen kannst du eine Stoffwindel dauerhaft verwenden. Bei guter Pflege halten sie bis zu drei Jahren. Das sind die Vorteile einer Stoffwindel:

  • Weniger Müll: Je nach Alter brauchst du etwa 24 Stoffwindeln für dein Kind. Mehr nicht. Im Vergleich zu rund 3.000 Einmalwindeln pro Jahr ist das natürlich ein gewaltiger Unterschied. Verwendest du Stoffwindeln, fällt also deutlich weniger Müll an.
  • Günstiger: Damit relativert sich auch der vermeintlich hohe Anschaffungspreis. Denn ein Set mit ausreichend Stoffwindeln kostet schnell mehrere hundert Euro. Rechnest du dagegen, wie viel dich 6.000 Einwegwindeln bis zum zweiten Geburtstag deines Kindes kosten, sind Stoffwindeln in der Regel günstiger. Erst recht, wenn zum Beispiel ein jüngeres Geschiwsterkind die Stoffwindeln weiter trägt.
  • Hautverträglichkeit: Eine Stoffwindel schließt nicht so dicht ab wie eine Einwegwindel. Daher gelangt mehr Luft an Babys Po und Windeldermatitis tritt nicht so häufig auf.
  • Schneller trocken: Viele Mütter berichten, dass ihr mit Stoffwindeln gewickeltes Kind schneller trocken ist. Denn in Stoffwindeln spüren Kinder die Feuchtigkeit eher als in Einwegwindeln mit Superabsorber.
  • Umweltfreundlich: Viele Manufakturen stellen ihre Stoffwindeln und die Einlagen bewusst aus möglichst umweltfreundlichen Materialien her.

Das sind die Nachteile der Stoffwindel

Da wäre zunächst einmal das Waschen. Ob Kot oder Urin – die Einlagen müssen gereinigt und anschließend gewaschen werden. Zum Trocknen brauchst du ausreichend Platz oder einen Trockner. Wäschst du aus Hygienegründen auf 60 Grad und nutzt einen Trockner, liegt die Ökobilanz der Stoffwindel laut einer Studie der Vereinten Nationen wieder auf dem Niveau der Einwegwindel.  Zwar geht das Wickeln nach etwas Üben leichter von der Hand. Aber in der Regel dauert das Anlegen einer Stoffwindel länger als das einer Einwegwindel. Musst du unterwegs wickeln, brauchst du ein Behältnis, um die verschmutzte Stoffwindel zwischenzulagern. Zudem sind Stoffwindeln meist breiter  als Einwegwindeln und zeichnen sich unter der Kleidung eher ab. Da Stoffwindeln noch nicht wieder so verbreitet sind, können Großeltern, Tagesmütter oder auch Kita-Mitarbeiter Schwierigkeiten mit dem Wickeln haben. Weil sie nicht so eng anliegt wie Einwegwindeln mit Bündchen, kann es auch eher dazu kommen, dass eine Windel mal ausläuft.

Welche Stoffwindel ist für mich die richtige?

Es gibt verschiedene Systeme von Stoffwindeln. Du hast eine große Auswahl und kannst so entscheiden, welches Produkt am besten zu euren Bedürfnissen passt:

  • Eine Höschenwindel oder All-in-One-Stoffwindel wird wie eine Einwegwindel angezogen. Sie besteht aus sehr saugfähigem Material. Nach dem Tragen kommt die komplette Windel in die Wäsche.
  • Gleiches gilt für die Pocketwindel oder All-in-two-Stoffwindel. Allerdings kannst du hier weiterers Saugmaterial einlegen, damit die Windel noch mehr Flüssigkeit aufnimmt.
  • Zudem gibt es Saugwindeln plus Überziehhose. Sie besteht aus den drei Teilen Außenwindel, Innenwindel und Saugeinlage. Vorteil hier: Nach dem Tragen brauchst du die Außenwindel meist nicht mit zu waschen. Allerdings kann das Platzieren deines Kindes in den drei verschiedenen Windelschichten herausfordernd sein.

Einwegwindel oder Stoffwindel – womit soll ich mein Kind wickeln?

Das ist eine ganz persönliche Entscheidung, die von eurer Lebenssituation, eurem Umfeld und auch eurer Ausstattung abhängt. Viele Eltern sehen es heute auch eher locker und undogmatisch. Sie kombinieren das beste aus zwei Welten, gerade so, wie es bei ihnen passt. Zuhause oder unterwegs, wo sie in Ruhe wickeln, kommen Stoffwindeln zum Einsatz. Und bei Familienfeiern, Ausflügen oder in der familienergänzenden Betreuung bei Tagesmutter oder Großeltern liegt eine Einwegwindel in der Wickeltasche.

 

Bilder: Gettyimages

ÜBER Kirsten Hemmerde

Kirsten kennt als Mama von zwei Jungs sowohl die schönen als auch die chaotischen Seiten des Familienlebens. Die gelernte Journalistin wohnt mit ihrer Familie im Ruhrgebiet, urlaubt gerne in Holland und genießt es, mit ihren Kindern in die bunte Welt aus Bausteinen, Büchern und Basteleien einzutauchen.

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