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Medienerziehung: Tipps für den Umgang mit Handy, PC und TV

Text: Kirsten Hemmerde
Ab wann ist mein Kind alt genug, um auf dem Handy zu spielen oder eine Kinderserie im Fernsehen zu schauen? In diesem Beitrag erhältst du praktische Tipps zur Medienerziehung und erfährst auch, warum du als gutes Vorbild so wichtig bist.

Du wirst morgens von deinem Handy geweckt, checkst schnell am Smartphone E-Mails, machst vielleicht später noch eine Überweisung am PC und schaust abends eine Folge auf Netflix? Schon früh bekommt dein Kind so mit, dass Medien fest zu unserem Alltag gehören. Und es möchte natürlich auch mit dabei sein. Bereits für Kleinkinder und Kinder im Kita-Alter gibt es viele Angebote. Doch die intensive Nutzung von Medien kann auch negative Auswirkungen auf die Entwicklung haben. Hier setzt Medienerziehung an. So lernt dein Kind schon früh, verantwortungsvoll mit der Technik und ihren Möglichkeiten umzugehen.

Welche Medien gibt es für Kinder?

Damit du die Medienzeit deines Schatzes einschätzen kannst, verschaffe dir am besten zunächst einmal einen Überblick. Es gibt eine Vielzahl von Medien, mit denen Kinder in Berührung kommen. Einige sind bereits für eine jüngere Zielgruppe geeignet, andere eher nicht. Zum Beispiel können kindgerechte Angebote wie wertvolle Spiele oder altersgerechte Hörbücher die sprachliche und motorische Entwicklung deines Kindes fördern. Diese Medien gibt es:

  • Fernsehen: TV-Geräte sind in nahezu jedem Haushalt vorhanden. Jeder vierte Deutsche wohnt in einem Haushalt mit zwei Geräten und bei über 2,8 Millionen Einwohnern stehen sogar vier oder mehr Fernseher im Haus. Dabei läuft aber immer seltener das klassische TV-Programm. Denn beliebter sind Streaming-Dienste. Jeder dritte Deutsche nutzt Netflix, Amazon Prime, Disney Plus oder auch die Mediatheken der großen Fernsehsender täglich. So erfahren Kinder früh, dass Sendungen oder Filme zu jeder beliebigen Zeit aufgerufen werden können.
  • Handy: Es ist nicht verwunderlich, dass nahezu jedes kleine Kind bereits ein Smartphone kennt. Denn die kleinen digitalen Helfer gibt es laut Statistischem Bundesamt in über 98 Prozent aller Haushalte.
  • Tablet: Mehr als jeder zweite Haushalt in Deutschland besitzt ein Tablet.
  • Computer oder Laptop: Der mobile Laptop löst den fest installierten Computer immer mehr ab. In drei von vier Haushalten gibt es bereits einen Laptop.
  • Hörbücher: Was früher Kassetten oder CDs waren, sind heute oft Hörspielboxen oder auch kindgerechte Geschichten über das Smartphone. Sie können bereits von kleinen Kindern bedient werden.
  • Elektronische Spiele: Hier gibt es eine große Auswahl. Bücher mit digitalem Vorlesestift fallen ebenso darunter wie Brettspiele inklusive elektronischer Ausstattung oder auch Spielekonsolen.

Bevor du dir Gedanken über die Medienerziehung deines Kindes machst, kannst du einmal schauen, welche Medien du nutzt. Dabei hilft dir vielleicht dieser Vergleichswert: Fast zehn Stunden beträgt der tägliche Medienkonsum pro Person über 14 Jahren in Deutschland. Natürlich nicht am Stück, denn viele Geräte laufen heutzutage parallel. Am meisten wird der Fernseher genutzt (213 Minuten), gefolgt von Radio (186 Minuten), Onlinevideo (69 Minuten), Musikstreaming (53 Minuten) und Videospielen (40 Minuten).

Medienerziehung: Wenig Bildschirmzeit für Kleinkinder

Schon die Kleinsten sind fasziniert von den bewegten Bildern und flackernden Lichtern auf dem Smartphone oder dem Fernseher. Im ersten Lebensjahr sollten sie aber möglichst davon ferngehalten werden. Denn diese Impulse kann ihr Gehirn noch nicht verarbeiten. Schnell droht eine Reizüberflutung, die sich vielleicht in Schreien oder schlechtem Schlaf äußert. Mit etwa einem Jahr versteht dein Kind, dass auf dem Gerät ein Bild zu sehen ist:

  • Da Smartphones sehr intuitiv zu bedienen sind, kann auch dein Kind mit Wischen und Drücken Bilder bewegen oder Apps ein- und ausschalten.
  • Er lernt schnell, dass das Handy für dich zum Alltag dazugehört und möchte es natürlich auch zum Spielen und Ausprobieren haben.
  • Gegen gelegentliches gemeinsames Testen ist nichts einzuwenden.
  • Aber elektronische Medien sollten in den ersten drei Lebensjahren noch nicht regelmäßig konsumiert werden. Viele Experten raten von einer Bildschirmzeit unter drei Jahren sogar komplett ab. Aber spätestens beim zweiten Kind merkt man, dass dies schwer einzuhalten ist – und vielleicht auch nur bedingt sinnvoll.

Wie lange sollte ein Kitakind Fernsehen schauen?

Ab drei Jahren können Medien in den Kinder-Alltag integriert werden. Medienerziehung heißt in diesem Alter, dass du dein Kind begleitest und ihm erklärst, was es auf dem Bildschirm sieht. Du kannst zum Beispiel mit deinem Schatz

  • pädagogisch wertvolle Apps auf deinem Smartphone spielen
  • eine Folge seiner liebsten Kindersendung anschauen
  • oder am Laptop auf einer kindgerechten Website im Internet surfen.

Viele Eltern staunen, wie selbstverständlich ihre Kleinkinder mit Handy, Apps, Fernbedienung und Maus umgehen. Da die Benutzerführung sehr einfach ist, haben sie schnell Erfolgserlebnisse. Doch wie lange dürfen sie etwas im Fernsehen schauen oder auf dem Handy spielen? Experten der Medieninitiative „Schau hin!“ des Bundesfamilienministeriums empfehlen für Kinder bis fünf Jahren eine halbe Stunde Bildschirmzeit pro Tag.

Wie viel Medienzeit für Grundschulkinder?

Wird dein Kind größer, steigt meist auch automatisch sein Bedürfnis nach mehr Medienzeit. Bei Kindern zwischen sechs und neun Jahren raten Fachleute dazu, die Bildschirmzeit auf eine Stunde am Tag zu begrenzen. So bleibt auch genügend Zeit für analoge Erfahrungen in der echten Welt. Denn das ist eine der Gefahren bei zu viel Mediennutzung: Schnell verlieren sich Kinder in den schier unendlichen Möglichkeiten und Angeboten des digitalen Universums. Um sie zu schützen, schlägt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung vor, dass

  • Kinder frühestens mit sechs Jahren eine eigene Spielekonsole erhalten
  • ein Smartphone erst ab neun Jahren angeschafft wird
  • zwölf Jahre die Grenze sind, ab der Kinder alleine Internet beziehungsweise Computer nutzen können.

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10 Tipps für gelungene Medienerziehung

Medienerziehung beginnt mit dem Verhalten der Eltern. Du lebst deinem Kind einen gesunden Medienkonsum vor. Für die altersgerechte Entwicklung ist es zudem wichtig, dass du dein Kind eng begleitest. Genauso, wie es im Straßenverkehr seine ersten Schritte an deiner Hand machst, solltest du auch bei seinen ersten Erfahrungen in der Medienwelt an seiner Seite sein. Das sind unsere 10 Tipps für eine gelungene Medienerziehung:

  1. Begrenze die Nutzung von Medien auf ein angemessenes Maß, das sich am Alter deines Kindes orientiert. Vereinbart feste Regeln für die Nutzung von Medien, zum Beispiel eine bestimmte Zeit am Tag, nach den Hausaufgaben oder nach dem Abendessen.
  2. Idealerweise gibt es einen Stammplatz, an dem mit dem Handy gespielt oder Fernseh geschaut wird. Die Geräte stehen am besten im Wohnzimmer und nicht im Kinderzimmer.
  3. Schau gemeinsam mit deinem Kind kindgerechte Filme oder spiele mit ihm zusammen in der App. Sprecht anschließend darüber, was es gesehen hat.
  4. Nutzt Medien auch für aktive, kreative Projekte wie Fotobearbeitung oder einen Videogruß an die Großeltern.
  5. Setze Fernsehen oder andere Medien nicht als Belohnung oder als erzieherische Maßnahme ein.
  6. Bespreche mit deinem Kind, welche Medieninhalte für es geeignet sind und welche nicht. Daran sollte sich eure Auswahl orientieren. Einige Kinder sind besonders ängstlich, hier können schon harmlose Zeichentrickfilme zu schlaflosen Nächsten führen.
  7. Sei selbst Vorbild im Umgang mit Medien und zeige deinem Kind so, wie man verantwortungsbewusst damit umgeht. Indem du zum Beispiel beim Essen das Handy weglegst, signalisierst du ihm automatisch, dass das Smartphone dort keinen Platz hat.
  8. Erkläre deinem Kind, dass es im Internet auf seine Privatsphäre achten und keine sensiblen Daten preisgeben soll. Übt zusammen, wie man sich sicher im Netz bewegt. Anfangs könnt ihr die Kindersuchmaschine fragFinn nutzen, um etwas im Internet zu recherchieren.
  9. Zeige Alternativen zum Medienkonsum auf. Lest gemeinsam gemütlich ein Buch, fahrt zusammen Laufrad oder macht einen schönen Spaziergang.
  10. Tausche dich mit anderen Eltern oder Erziehern über eure Erfahrungen und Tipps zur Medienerziehung aus. Im Internet gibt es zum Beispiel wertvolle Informationen bei der Initiative „Schau hin„, die auch Online-Medienkurse für Eltern anbietet.

Bilder: Gettyimages

ÜBER Kirsten Hemmerde

Kirsten kennt als Mama von zwei Jungs sowohl die schönen als auch die chaotischen Seiten des Familienlebens. Die gelernte Journalistin wohnt mit ihrer Familie im Ruhrgebiet, urlaubt gerne in Holland und genießt es, mit ihren Kindern in die bunte Welt aus Bausteinen, Büchern und Basteleien einzutauchen.

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