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Mutterpass – Alle Seiten übersichtlich erklärt

Text: Kirsten Hemmerde
Als Schwangere erhältst du einen Mutterpass. Hier werden alle Untersuchungen und Daten von dir und deinem Baby notiert. Aber was wird genau festgehalten?

Mutterpass – was steht drin und warum ist er so wichtig?

Der Mutterpass ist ein echtes Erfolgsrezept made in Germany. Noch in den 1960er Jahren war die Sterblichkeit von Müttern und Säuglingen sehr hoch. Daher führte der Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen eine geregelte Vorsorge für Schwangere ein – mit genau vorgeschriebenen Untersuchungen und Leistungen. Dokumentiert werden diese Ergebnisse im Mutterpass, der 1961 startete. Seit 1968 sind Ärzte verpflichtet, allen gesetzlich krankenversicherten schwangeren Frauen einen Mutterpass auszustellen. Der Erfolg kann sich sehen lassen. Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte: „Mit dem Vorsorgefahrplan für Schwangere konnten wir bezüglich der Verminderung perinataler Kindersterbefälle, die 2004 nur noch bei 4,69 Todesfällen auf 1.000 Geburten lagen, den ersten Platz in der europäischen Statistik einnehmen. Auch die Müttersterblichkeit hat sich gravierend verbessert seit den 60er Jahren bis heute. Starben 1960 1.400 Frauen gerechnet auf 700.000 Geburten, müssen wir 2005 von nur noch 9 Todesfällen berichten.“

Standardisierte Informationen, die Leben retten können

Das Geniale am Mutterpass ist, dass jede Frau das gleiche Dokument erhält. Die Informationen sind standardisiert und können im Notfall vom medizinischen Fachpersonal schnell und gezielt erfasst werden. Das hat schon so manches Leben von Mutter und Kind gerettet. Daher solltest du den Mutterpass immer bei dir führen. Doch was genau steht drin im Mutterpass? Der Pass besteht zurzeit aus 32 Seiten und ist für die Dokumentation von zwei Schwangerschaften ausgelegt.

Mutterpass Umschlag

Alle Seiten im Mutterpass erklärt

Hier erklären wir dir Seite für Seite die Informationen, die im Mutterpass festgehalten werden.

Seite 1: Allgemeine Daten

Auf der ersten Seite tragen dein Frauenarzt, die behandelnde Klinik und deine Hebamme ihre Kontaktdaten ein. So hast du alle Telefonnummern und Anschriften schnell griffbereit. Zudem gibt es hier eine Übersicht für deine nächsten Untersuchungstermine.

Seiten 2 und 3: Laboruntersuchungen

Zur Mutterschaftsvorsorge gehören zahlreiche Analysen von Blut oder Urin. Die Ergebnisse stehen auf den Seiten 2 und 3. Hier findest du deine Blutgruppenzugehörigkeit und den Rhesusfaktor. Der Antikörper-Suchtest gibt an, ob in deinem Blut Antikörper gegen bestimmte Blutgruppenmerkmale deines Kindes gebildet wurden. Wenn der Test positiv ist, erhältst du eine Rhesus-Prophylaxe. Röteln können dein ungeborenes Kind gefährden. Daher wird geschaut, ob du ausreichend geimpft bist und gegebenenfalls ein Test gemacht. Ein positiver Test (=Titer) von 1:32 oder mehr heißt, dass du genügend Schutz genießt. Bei der Untersuchung auf Chlamydia trachomatis wird in deinem Urin geschaut, ob du mit dieser Art von Bakterien infiziert bist. Chlamydien können bei der Geburt auf dein Kind übergehen und es schädigen. Eine Infektion kann aber mit Antibiotikum behandelt werden. Die LSR-Untersuchung checkt dein Blut auf Syphilis-Erreger. Im Mutterpass wird nur vermerkt, dass die Untersuchung durchgeführt wurde, das Ergebnis wird jedoch nicht notiert. Der HBs-Antigen-Test ist eine Untersuchung auf die Leberentzündung Hepatitis B.

Seite 4: Vorherige Schwangerschaften und Besonderheiten

Hier kann der Arzt Notizen zu deinen früheren Schwangerschaften machen. Auch Besonderheiten deiner jetzigen Schwangerschaft haben auf dieser Seite ihren Platz. Das können zum Beispiel Untersuchungsergebnisse von meist kostenpflichtigen Igel-Leistungen wie dem Test auf Toxoplasmose, Cytomegalie oder Ringelröteln sein.

Seiten 5, 6 und 9: Anamnese und besondere Befunde

Wenn du zur ersten Vorsorgeuntersuchung gehst, fragt dich dein Frauenarzt nach möglichen Vorerkrankungen bei dir und in deiner Familie. Die Befunde werden auf Seite 5 unter Anamnese eingetragen. So kann es für die Schwangerschaft sehr wichtig sein zu wissen, ob du gegen gewisse Medikamente allergisch bist, ob du Diabetikerin bist oder ob du schon einen Kaiserschnitt hattest. Auch Faktoren wie dein Alter – jünger als 18 oder älter als 35 Jahre – sind für deine Betreuung in der Schwangerschaft wichtig. Zudem vermerkt dein Arzt, dass er dich zu schwangerschaftsbeeinflussenden Verhaltensweisen wie der richtigen Ernährung, Sport oder auch Zahngesundheit informiert hat.Auf Seite 6 wird zum einen anhand deiner letzten Periode versucht, deinen Entbindungstermin zu bestimmen. Durch Ultraschallergebnisse oder weitere Untersuchungen kann dieser Termin auch korrigiert werden, dafür gibt es ein weiteres Feld. Zum anderen werden auf dieser Seite besondere Befunde im Schwangerschaftsverlauf notiert. Das können Blutungen, Harnwegsinfektionen oder auch vorzeitige Wehentätigkeiten sein. Für Details zu diesen Befunden und auch zur Anamnese steht Seite 9 mit dem Feld „Besonderheiten zu den Katalogen A und B“ zur Verfügung. Zudem werden auf dieser Seite stationäre Aufenthalte während der Schwangerschaft und cardiotokografische Befunde (das sind die Ergebnisse des Wehenschreibers) vermerkt.

Seiten 7 und 8: Das Gravidogramm

In dieser Tabelle werden alle Befunde des jeweiligen Untersuchungstermins noch einmal übersichtlich zusammengefasst. Der Fundusstand gibt an, wo sich deine Gebärmutter befindet. Je weiter die Schwangerschaft voranschreitet, desto mehr bewegt sie sich vom Schambein (S) über den Nabel (N) bis hin zum Rippenbogen (Rb). Die Kindslage ist wichtig für die Geburt – kann sich aber im Laufe der Schwangerschaft noch ändern. SL steht für Schädellage, BEL bedeutet Beckenend- oder Steißlage und QL heißt Querlage. Zudem wird vermerkt, wie gut die Herztöne und die Bewegung deines Kindes bei der Untersuchung wahrzunehmen waren. Über deinen Zustand informieren die Angaben Ödeme (=Wassereinlagerungen), Varikosis (=Krampfadern), Gewicht, Blutdruck (=RR) und Eisenwert (=Hb). Zudem wird meist ein Urintest gemacht. Ob dabei Eiweiß, Zucker, Nitrit oder Blut entdeckt wurde, wird hier unter „Sediment“ vermerkt. Bei der vaginalen Untersuchung tastet dein Frauenarzt in deiner Scheide nach dem Muttermund und später auch dem Kindskopf. Weitere Details notiert dein Arzt unter „Sonstiges“, etwaige Risiken in der roten Spalte „Risiko“.

Seiten 10, 11 und 13: Ultraschall-Untersuchungen

Während deiner Schwangerschaft sind drei umfangreiche Ultraschall-Untersuchungen vorgesehen. Das erste Screening sollte zwischen der neunten und elften Schwangerschaftswoche erfolgen. Hier schaut dein Arzt, ob du ein oder mehrere Kinder erwartest. Zudem prüft er Daten des Embryos wie die Herzaktion, die zeitgerechte Entwicklung und die Länge vom Scheitel bis zum Steiß (=SSL). Im Rahmen der zweiten großen Ultraschalluntersuchung zwischen der 19. und 22. Schwangerschaftswoche schaut dein Arzt, wie sich dein Kind entwickelt. Dazu misst er den Kopf (BPD = Durchmesser von Schläfe zu Schläfe, KU = Kopfumfang), den Brustkorb (ATD = Quer-Durchmesser am Übergang vom Brustkorb zum Bauch), den Bauchumfang (= AU) und die Gliedmaßen (FL = Länge des Oberschenkelknochens). Zudem wird untersucht, ob sich dein Kind ausreichend bewegt, die Herztöne gut zu hören sind und ob die Fruchtwassermenge stimmt. Nach den gleichen Werten wird beim dritten Screening geschaut. Das sollte zwischen der 29. und 32. Schwangerschaftswoche erfolgen. Zudem wird hier auch die Lage deines Kindes notiert. Auf Seite 13 werden die drei besonders aussagekräftigen Werte SSL, BPD und ATD grafisch dargestellt.

Seiten 12 und 14: weitere Ultraschall-Kontrolluntersuchungen

Dein Arzt kann weitere Ultraschall-Kontrolluntersuchungen durchführen, wenn er etwas ganz genau beobachten möchte. Ein Grund ist der Sitz der Plazenta, wenn der Verdacht auf Plazenta praevia besteht. Auch wenn du Mehrlinge erwartest, dein Baby besonders groß oder besonders klein ist, Organe genauer angeschaut werden sollen oder du eine Blutung hattest, können weitere Ultraschall-Kontrollen gemacht werden. Diese werden auf den Seiten 12 und 14 protokolliert. Ebenso können Dopplersonografien angeordnet werden, bei denen die Fließgeschwindigkeit des Blutes untersucht wird. Diese Ergebnisse finden sich ebenfalls auf Seite 14.

Seiten 15 und 16: Die Geburt und die Wochen danach

Auf Seite 15 werden die wichtigsten Daten der Schwangerschaft, der Geburt deines Kindes und des Wochenbetts zusammengefasst. So notiert der Arzt unter anderem Größe, Gewicht und Kopfumfang deines neugeborenen Babys. Auch der pH-Wert des Blutes aus der Nabelschnurarterie findet sich hier. Ist er zu niedrig, kann eine Sauerstoffunterversorgung vorliegen. Der Apgar-Wert stellt Atmung, Puls, Hautfarbe, Muskeltonus und Reflexe deines Babys dar – der beste Wert liegt bei zehn. Im Abschnitt Wochenbett wird dein Eisenwert ermittelt. Der Arzt kann hier auch gynäkologische Besonderheiten eintragen – zum Beispiel, wie ein eventueller Dammriss verheilt. Wenn der zum Schwangerschaftsanfang durchgeführte Antikörpertest positiv war, erfolgen weitere Untersuchungen wie der Coombstest, der Antikörper im Blut deines Kindes sucht. Im Krankenhaus führt der Arzt bei dir eine Abschlussuntersuchung durch, dieses Datum wird ebenfalls vermerkt. Dein Frauenarzt untersucht dich sechs bis acht Wochen nach der Geburt noch einmal. Diese Ergebnisse notiert er auf Seite 16.
Für eine weitere Schwangerschaft stehen dir im Mutterpass auf den Seiten 17 bis 31 noch einmal die gleichen Seiten zur Verfügung.

Bild: Gettyimages

ÜBER Kirsten Hemmerde

Kirsten kennt als Mama von zwei Jungs sowohl die schönen als auch die chaotischen Seiten des Familienlebens. Die gelernte Journalistin wohnt mit ihrer Familie im Ruhrgebiet, urlaubt gerne in Holland und genießt es, mit ihren Kindern in die bunte Welt aus Bausteinen, Büchern und Basteleien einzutauchen.

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