Kita Eingewöhnung – so läuft sie ab
Der Kita-Start ist eine aufregende Zeit für viele Kinder und ihre Eltern. Begleitet werden diese ersten Tage und Wochen von der Eingewöhnung. In dieser Zeit lernt dein Kind die Betreuungseinrichtung, die Erzieher und die Abläufe kennen. Dabei wird es von dir begleitet – am Anfang mehr und gegen Ende der Eingewöhnung immer weniger. Wie wichtig diese Begleitung ist, zeigen wissenschaftliche Untersuchungen. So haben Forscher der Freien Universität Berlin Mitte der 1980er Jahre nachgewiesen, dass sich die Anwesenheit eines Elternteils zu Beginn des Krippenbesuchs positiv auf den Gesundheitszustand und die Entwicklung auswirkt. Andersherum waren Kinder ohne diese Begleitung durchschnittlich vier Mal häufiger krank und lagen nach einem halben Jahr in ihrer geistigen Entwicklung zurück. Zudem stellten die Wissenschaftler deutliche Verhaltensunterschiede fest. Aufgrund dieser Beobachtungen wurde am Berliner INFANS Institut für angewandte Sozialisationsforschung das „Berliner Eingewöhnungsmodell“ zur behutsamen Eingewöhnung entwickelt. Daran orientieren sich auch heute noch die meisten Betreuungseinrichtungen.
Die Eingewöhnung startet mit Informationen und Kennenlernen
Das Berliner Modell wird von Kindergärten durchaus unterschiedlich ausgelegt. Sehr ähnlich sind sich meist die einzelnen Phasen dieser Leitidee. Im ersten Schritt erfährst du in der Kita alles Wissenswerte über den Kindergarten und die Eingewöhnung. Wenn du Sorgen oder Ängste hast, kannst du hier mit den Erziehern darüber sprechen. Denn wenn der Kindergarten losgeht, braucht dein Kind gestärkte Eltern mit positiver Ausstrahlung. Es folgt die Grundphase, in der du meist an drei Terminen gemeinsam mit deinem Kind die Kita für ein bis zwei Stunden besuchst. Du bleibst bei den Aktivitäten dabei. Die Erzieher versuchen, dein Kind zum Spielen einzuladen und eine Beziehung zu ihm aufzubauen. So soll dein Schatz diese neue Einrichtung mit einer fröhlichen Stimmung kennenlernen und in guter Erinnerung behalten. Meist ist dein Kind in dieser Stunde das einzige „Neue“, sodass sich sein_e Bezugserzieher*in mit ihm beschäftigen kann.
Erste Trennungsversuche entscheiden über den Verlauf
Meist am vierten Termin steht ein erster Trennungsversuch auf dem Programm. Dabei verabschiedest du dich von deinem Kind und gehst aus dem Raum. Die nun folgende Reaktion entscheidet über den weiteren Ablauf der Eingewöhnung. Spielt dein Kind oder weint es nur kurz und lässt sich von der Erzieherin beruhigen? Das spricht laut den Forschern des Berliner Modells für eine weitere Eingewöhnungszeit von rund einer Woche. Wenn dein Kind lautstark weint, in eine Starre verfällt und auf Beruhigungsversuche der Erzieher gar nicht reagiert, wirst du wieder in den Raum gerufen. Hier empfehlen die Wissenschaftler dann eine Eingewöhnungszeit von zwei bis drei Wochen. Nach dieser ersten Trennung folgt die ein- oder mehrwöchige Stabilisierungsphase. Mehr und mehr übernimmt der/die Bezugserzieher*in die Rolle als Spielpartner*in und Pfleger*in zum Beispiel beim Essen oder Wickeln. Du kannst dich stärker zurückziehen und für längere Zeit aus dem Gruppenraum gehen.
Eingelebt und eingewöhnt
Dein Kind leistet nun schon Großartiges: Es kommt über längere Zeit ohne dich aus und spielt im Kindergarten. Du brauchst nun nicht mehr dabei zu sein. Wichtig ist, dass du noch eine Zeit erreichbar bist. Schließlich kann eine besondere Situation im Kindergarten auftreten, bei der die Bindung zur Erzieherin noch nicht ausreicht, um dein Kind zu beruhigen. Diese Schlussphase der Eingewöhnung ist beendet, wenn den Kind seine Bezugserzieherin als sichere Basis ansieht. Das merkst du zum Beispiel daran, dass es protestiert, wenn du gehst, sich dann aber rasch von ihr trösten lässt. Auch diese Schlussphase der Eingewöhnung fordert viel von deinem Kind. Daher empfehlen die Experten des Berliner Modells, dass es auch in dieser Zeit nur einen halben Tag in der Betreuungseinrichtung verbleibt.
Diese Faktoren können die Kita Eingewöhnung beeinflussen
Es gibt einige Kinder, die schon nach drei Tagen eingewöhnt sind und andere, bei denen sich diese Zeit über Monate erstreckt. Einige Punkte können die Dauer und den Erfolg der Kita-Eingewöhnung beeinflussen. Auf Veränderungen wie ein neues Geschwisterchen oder einen Umzug reagieren manche Kinder sensibel. Das kann dazu führen, dass sie nun besonders viel Zuspruch benötigen und sich ungern von ihren Eltern trennen wollen. Kinder älterer Geschwister kennen die Kita meist schon vom Bringen oder Abholen und können es oft kaum erwarten, dort auch bleiben zu dürfen. Das macht den Prozess der Eingewöhnung einfacher. Auch Kinder, die bereits bei einer Tagesmutter waren, haben es meist leichter. Zudem sind Kinder – genau wie Erwachsene – oft unterschiedliche Charaktere. Die selbstbewussten, kontaktfreudigen Kleinen bleiben meist eher in der Kita als schüchterne Kinder. Du kennst dein Kind am besten und weißt, was du von ihm fordern kannst.
So kannst du mit deinem Kind für die Eingewöhnung üben
Die perfekte Kita-Eingewöhnung ohne Vorbereitung gelingt nur selten. Mit diesen Tipps kannst du deinem Kind und dir den Kita-Start leichter machen:
Reinschnuppern: Viele Kindergärten bieten einen Tag der offenen Tür an. Hier kann dein Kind seine neue Betreuungseinrichtung schon einmal Kennenlernen. Meist gibt es an diesem Tag tolle Aktionen und Leckereien, so dass die neue Kita in bester Erinnerung behalten wird.
Trennungen üben: Die Übernachtung bei den Großeltern, Spielen mit den gleichaltrigen Cousins oder ein Ausflug mit der Tante – es gibt viele Gelegenheiten, bei denen dein Kind schon einmal eine Trennung von seinen Eltern üben kann.
Abschiedsritual: Es gibt deinem Kind Sicherheit, wenn es mit einer Verabschiedung vertraut ist und weiß, dass du wiederkommst. Schon kleine Kinder verstehen ein „Tschüss, bis gleich. Opa passt auf dich auf, ich gehe kurz einkaufen und bin gleich wieder da.“ Vielleicht darf dich dein Kind auch zur Tür bringen und ihr winkt euch zu. Solche Rituale können dann auch im Kindergarten beibehalten werden.
Vertraute Gegenstände mitnehmen: Ein Schmusetuch oder das Kuscheltier dürfen am Anfang in die Kita mitgenommen werden. Sie geben deinem Kind zusätzliche Sicherheit.
Gelassenheit: Wenn du nach dem Kita-Start deine Stunden im Job aufstocken oder wieder zu Arbeiten anfangen möchtest, plane das zeitlich nicht zu knapp. So hast du einen Puffer, falls die Eingewöhnung ein paar Tage länger dauert.