Was tun, wenn das Kind nicht in die Kita will?
Paul weint bitterlich am Eingang zu seiner Gruppe. Eigentlich ist der Vierjährige immer gerne in den Kindergarten gegangen. Doch seit einigen Tagen weigert er sich. Morgens fließen die Tränen und er möchte sich gar nicht von seiner Mutter trennen. Diese fragt sich: Was ist los mit meinem Kind?
So wie Paul geht es vielen Kindern. Früher oder später sagen fast alle einmal: „Ich will nicht mehr in den Kindergarten“. Viele Eltern stehen dann oft erst einmal ratlos daneben und können sich das Verhalten zunächst nicht erklären. Es lohnt sich, nach den Gründen für die Kita-Verweigerung zu forschen. Das kann mühsam sein und Zeit erfordern. Aber wenn die Auslöser bekannt sind, reichen oft schon kleine Maßnahmen, damit dein kleiner Schatz wieder gerne in den Kindergarten geht. Bevor du dein Kind nach den Ursachen fragst, nimm am besten selbst zunächst dein Umfeld unter die Lupe. Das sind die häufigsten Gründe für einen plötzlichen Kita-Streik:
Keine Lust mehr auf den Babykram
Dein Kind ist schon älter – womöglich kommt es bald in die Schule? Dann kann es sein, dass ihm schlichtweg zu langweilig ist. Gerade in stark altersgemischten Gruppen kann dieses Phänomen besonders deutlich auftreten. Schließlich müssen hier die Interessen von Zwei- bis Sechsjährigen unter einen Hut gebracht werden. Da kann dein Vorschulkind durchaus schon mal unterfordert sein und die Lust auf den Kindergarten verlieren. Hier hilft ein Gespräch mit den Erzieherinnen. Sie können mehr altersgerechte Aktivitäten in den Kita-Alltag einbauen. Vielleicht darf dein Kind auch Aufgaben übernehmen, für die die anderen noch zu klein sind – wie zum Beispiel den Jüngeren beim Schuhe anziehen helfen oder Getränke auf den Tisch stellen. So fühlt es sich wertgeschätzt, gefordert und ernst genommen.
Probleme im Kindergartenalltag
Meist sind unangenehme Vorfälle der Klassiker für eine spontane Kita-Verweigerung. Es gab Streit mit anderen Kindergartenkindern. Vielleicht hat auch das Essen nicht geschmeckt oder plötzlich war eine unbekannte Erzieherin im Raum. Oder es ist ein Missgeschick passiert. Hat dein Kind in die Hose gemacht oder einen Becher Wasser ausgeschüttet? Das kann dazu führen, dass dein Kind traurig ist oder es sich vor den anderen schämt. Was aus unserer Sicht eine Kleinigkeit ist, stellt für viele Kinder oft ein Riesenproblem dar. Hier kannst du dein Kind unterstützen, indem du in seinem Beisein ein Gespräch mit der Erzieherin oder auch anderen Kindern führst. Damit erfährt dein Kind Rückendeckung und lernt den Umgang mit Konflikten.
Trennungsangst
Dieses Phänomen der Trennungsangst tritt meist während oder kurz nach der Eingewöhnungsphase auf. Dein Kind möchte sich nicht von dir trennen und hat Angst, alleine zu sein. Hier kann es helfen, wenn sein Kuscheltier oder die Lieblingspuppe mit in den Kindergarten dürfen. Andere Eltern haben gute Erfahrungen damit gemacht, vorübergehend die Betreuungszeit zu verkürzen. Sie haben während dieser schwierigen Phase ihr Kind morgens spät gebracht und so früh es ging wieder abgeholt. Ist das Kind nicht mehr ganz so klein, kannst du es auch mit Mutmachern versuchen: Klebe deinem Kind einen leuchtenden Sticker auf die Brotdose oder male ihm ein Tattoo auf den Arm. Sage ihm, dass du fest an es denkst, wenn es diesen Mutmacher berührt oder anschaut.
Gefühlschaos zuhause
Wie sieht es gerade bei euch zuhause aus? Seid ihr vielleicht umgezogen? Gab es einen heftigen Streit? Ist eine nahestehende Person gestorben? Viele Kinder suchen in solchen Fällen besonders die Nähe ihrer Eltern. Aber auch positive Ereignisse wie der Besuch der Lieblingstante oder die Anschaffung des langersehnten Haustiers können dazu führen, dass dein Kind lieber zuhause bleiben möchte. Wenn es dein Berufs- und Privatleben zulassen, kannst du an solchen Tagen dein Kind ruhig einmal zuhause lassen. Mach ihm aber deutlich, dass es eine besondere Ausnahme ist. Gleiches gilt, wenn ein kleines Geschwisterchen zuhause einzieht. Die Älteren haben dann oft Angst, abgeschoben zu werden und empfinden es als ungerecht, in die Kita zu müssen. Hier kann es helfen, das Kind einen Tag zuhause zu lassen. Lasse es dann ganz bewusst ruhig und auch ein bisschen langweilig zugehen. So merkt dein Kind, dass es zuhause nichts verpasst.
So erfährst du den Grund für den Kita-Streik
Um den Grund für die Kita-Verweigerung zu erfahren, sollten Eltern sich Zeit nehmen. Denn viele Kinder können im direkten Gespräch den Grund meist gar nicht benennen. Aber im Rollenspiel kommen sie oft aus sich heraus. Wenn du mit deinem Kind und seinen Puppen oder Kuscheltieren Kindergarten nachspielst, erfährst du vielleicht mehr. Es gibt auch Kinder, die sich besser beim Malen ausdrücken können. Und andere kleine Menschen kommen eher aus sich heraus, wenn Mama oder Papa von ihren eigenen Problemen in der Kindergartenzeit erzählen. Und manchmal sagen Kinder auch nur nebenbei was sie wirklich bedrückt. Sprich am besten auch mit der Erzieherin deines Kindes. Wie hat sie die Situation wahrgenommen und was schlägt sie vor? Bei Paul kam heraus, dass er einen Streit mit seinem besten Freund hatte. Kurzerhand lud Pauls Mutter den Freund zu einem schönen Spielenachmittag zuhause ein. Seitdem freut sich Paul morgens wieder auf die Kita.