Vaterschaftstest: Alle wichtigen Fakten im Überblick
Wer ist vom Gesetz her der Vater des Kindes?
Wenn ihr zum Zeitpunkt der Geburt deines Kindes verheiratet bist, gilt der Ehemann juristisch als Vater. Als Papa wird vom Gesetz her auch derjenige gesehen, der die Vaterschaft anerkannt hat. Das kann zum Beispiel der Lebensgefährte tun, wenn ihr in einer unverheirateten Partnerschaft lebt. Hier genügt oft ein Gang zum Amt, um diese Formalia zu regeln und ihn auch offiziell zum Vater zu machen. Die dritte Möglichkeit, um rechtlich als Vater zu gelten, ist die gerichtliche Feststellung der Vaterschaft.
Wann wird ein Vaterschaftstest gemacht?
Zunächst einmal das Wichtigste vorweg: Du musst dir keine Sorgen machen, dass dein Partner oder Mann heimlich einen Vaterschaftstest macht. Das gab es früher. Da haben zweifelnde Männer sogar die gebrauchte Zahnbürste des Kindes ins Labor geschickt, um ohne das Wissen der Mutter die Vaterschaft klären zu lassen. Dem hat der Gesetzgeber einen Riegel vorgeschoben. Heimliche Vaterschaftstests sind verboten. Das ist eine Ordnungswidrigkeit, für die bis zu 5.000 Euro Strafe anfallen können. „ Es ist also unbedingt nötig, dass alle Betroffenen schriftlich ihre Zustimmung zu einem Vaterschaftstest erklären“, erläutert Rechtsanwalt Roland Kreitz. Er ist Aufsichtsratsvorsitzender des Biotechnologie-Unternehmens humatrix AG, das auch Vaterschaftstests anbietet. „Bei minderjährigen Probanden muss das Einverständnis durch alle Sorgeberechtigten erteilt werden. In den meisten Fällen muss die Kindsmutter demnach mit dem Test einverstanden und bei der Probenentnahme anwesend sein.“
Es gibt zahlreiche legale Situationen, in denen ein Vaterschaftstest durchgeführt wird. Das kann zum Beispiel sein, wenn du klären offiziell lassen willst, wer der Vater deines Kindes ist. Denn bisweilen weigert sich ein Mann, das zuzugeben. Sei es, weil er verheiratet ist und das Kind verheimlichen will. Oder weil er keinen Unterhalt zahlen will. Hier kann dann das Gericht einen Vaterschaftstest anordnen. Auch Männer haben die Möglichkeit, einen Vaterschaftstest zu beantragen. Wenn sie Zweifel daran haben, der Vater des Kindes zu sein, können sie binnen zwei Jahren nach der Geburt die Vaterschaft anfechten.
So funktioniert der Vaterschaftstest
Damit der Vaterschaftstest am aussagekräftigsten ist, sollten Vater, Mutter und Kind eine Gewebeprobe abgeben. Es funktioniert auch, wenn nur Vater und Kind mitmachen – allerdings ist das Ergebnis dann nicht so genau. Als Probe reicht in der Regel ein Abstrich aus der Mundschleimhaut, der einfach mit einem Wattestäbchen genommen wird. Im Labor analysieren Experten die Proben. Dabei vervielfältigen sie zunächst die Erbsubstanz DNA. Bestimmte Merkmale der DNA müssen zwischen Mutter und Kind und zwischen Vater und Kind gleich sein. Anschließend folgt eine mathematische Berechnung. Bei Proben, in denen die Vaterschaft bewiesen wurde und bei denen Material von Vater, Mutter und Kind vorlag, werden meist Werte von über 99,9 Prozent erreicht. Solche Werte werden auch von Gerichten in der Regel ohne Probleme akzeptiert.
Während ein Test die Vaterschaft also nicht zu 100 Prozent bestätigen kann, kann er sie jedoch mit definitiver Gewissheit ausschließen. Ein Nein der Analyse heißt also, dass der betreffende Mann nicht der Vater deines Kindes sein kann.
Was musst du beachten?
Damit das Gericht den Vaterschaftstest anerkennt, muss bei der Probenentnahme ein unabhängiger Zeuge dabei sein. Das soll verhindern, dass Material ausgetauscht oder manipuliert wird. Dieser Zeuge kann zum Beispiel ein Arzt, ein Mitarbeiter des Jugendamtes oder ein Angestellter einer Familienberatungsstelle sein. Zudem benötigt das Labor Nachweise der Identität der beteiligten Personen. Das können Personalausweis oder Pass sein, die Geburtsurkunde des Kindes oder auch Fotos. Infos hierzu halten die jeweiligen Analysestellen parat.
Wo kann ein Vaterschaftstest durchgeführt werden?
Im Internet gibt es zahlreiche Anbieter, die einen Vaterschaftstest durchführen. Hier kannst du dir ein Testset bestellen. Diese Anbieter kooperieren oft mit Apotheken, Ärzten oder Verbänden. Das ist wichtig, damit der erforderliche Zeuge gestellt werden kann. Auch Beratungsstellen wie pro famila oder Krankenhäuser bieten Vaterschaftstests an. Eine Untersuchung hier hat den Vorteil, dass der Zeuge gleich mit dabei ist und die Gutachten auch vor Gericht verwendet werden können. Diese Institutionen arbeiten meist schon mit bestimmten Anbietern zusammen. Frage hier am besten kurz per Mail oder Telefon einmal nach. Wichtig ist, dass alle gesetzlichen Vorschriften eingehalten werden. Dr. Anna Carina Eichhorn, Vorstand der humatrix AG, erklärt: „Proben, bei denen das Einverständnis der sorgeberechtigten Kindsmutter fehlt, oder solche, die zuhause vom Auftraggeber des Tests oder den zu testenden Personen selbst entnommen und eingeschickt werden, sind nicht mehr zulässig und werden von gesetzestreu arbeitenden Laboren nicht bearbeitet.“
Wie hoch sind die Kosten?
Die Labor-Kosten für die Basisvariante des Vaterschaftstests bewegen sich meist zwischen 150 und 350 Euro. Manchmal kommen noch Kosten für ein Gutachten hinzu, damit die Ergebnisse vor Gericht verwertet werden können. Auch kann es sein, dass Kosten für den Zeugen anfallen. Beratungsstellen wie Pro Familia nehmen dafür keine Gebühren, manche Institutionen jedoch schon. Auch hier hilft vorab eine kurze Nachfrage. Oft entscheiden die Gerichte, wer für die Kosten aufkommt. Wird der Mann als Vater festgestellt, hat er meist die Gebühren für den Test zu zahlen.
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