Stillhormone – so wirken sie im Körper
Als Stillhormone sind vor allem Oxytocin und Prolaktin bekannt. Darüber hinaus sorgen noch weitere Botenstoffe dafür, dass die Muttermilch gebildet wird und gut fließt. Dieses Zusammenspiel beginnt bereits während der Schwangerschaft. Schon dann bereiten sich die Brüste auf die Stillzeit vor.
Stillen wird oft als die natürlichste Sache der Welt bezeichnet. Doch hinter diesem so einfach und gleichzeitig bezaubernd aussehendem Vorgang steckt eine raffinierte Verbindung verschiedenster Botenstoffe und körperlicher Reaktionen. Stillhormone spielen dabei die wichtigste Rolle. Allen voran sorgen Prolaktin und Oxytocin dafür, dass Muttermilch gebildet werden und fließen kann.
Oxytocin – eines der Stillhormone mit Kuschelfunktion
Oxytocin ist als Kuschelhormon bekannt und hat aber auch darüber hinaus zahlreiche Funktionen im Körper. Der Botenstoff wird im Gehirn gebildet und gelangt von dort in den Körper. Vor allem steuert er Emotionen. Beim Sex sorgt Oxytocin für Erregung und in Beziehungen beeinflusst es das Bindungsverhalten. Ist der Wert hoch, fühlst du dich lieben Menschen besonders nahe. Nach der Geburt ist das Hormon wichtig für die Bindung zwischen Mutter und Kind.
Der Oxytocin-Spiegel nimmt zum Ende der Schwangerschaft zu. Kurz vor der Geburt befinden sich besonders viele Oxytocinrezeptoren im Gebärmutter-Gewebe. Das Hormon löst hier dann Muskelkontraktionen aus und ist daran beteiligt, dass die Geburtswehen einsetzen. Nach der Entbindung fördert der Botenstoff das Zusammenziehen der Gebärmutter. Als Stillhormon sorgt es für den Milchspendereflex. Gleichzeitig lässt Oxytocin die frischgebackene Mutter entspannter und zufriedener werden.
Wichtiger Botenstoff für die Milchbildung: Prolaktin
Dieses Stillhormon trägt seine Funktion schon im Namen. Denn der Begriff „Prolaktin“ beinhaltet die lateinischen und altgriechischen Bezeichnungen für Milch. Der Botenstoff lässt die weiblichen Brustdrüsen wachsen. Während Schwangerschaft und Stillzeit unterdrückt er die Ausschüttung bestimmter Hormone und sorgt so dafür, dass die Menstruation ausbleibt. Nach der Geburt ist Prolaktin für die Milchbildung verantwortlich. Zunächst erhält das Neugeborene die nährstoffreiche aber fettarme Vormilch. Dann produziert die Brust eine Übergangsmilch mit höheren Anteilen an Fett und Kohlenhydraten. Nach rund zwei Wochen wird daraus die reife Milch, die alles enthält, was dein Baby für die kommenden Monate braucht.
Stillen beginnt schon vor der Geburt
Um den weiblichen Körper auf das Stillen vorzubereiten, sind neben Prolaktin und Oxytocin noch weitere Hormone beteiligt. Sie beginnen schon am Anfang der Schwangerschaft mit ihrer Arbeit. Unter anderem steuern Östrogen, Progesteron, Relaxin und Insulin die Milchbildungsfunktion der Brüste. Es bilden sich mehr Milchkanäle und milchproduzierende Zellen. Prolaktin sorgt dafür, dass Vormilch gebildet wird. Dafür steigt der Wert dieses Stillhormons bei schwangeren Frauen um das zwanzigfache an. Zudem nimmt die Menge an Blut zu, die durch die Brüste fließt. Viele werdende Mütter können nun Venen durch die Haut schimmern sehen. Gleichzeitig spüren die meisten diese Veränderung in der Brust schon frühzeitig. Sie macht sich durch ein Kribbeln bemerkbar oder auch durch besonders sensible und empfindliche Haut. Das sind oft die ersten Anzeichen einer Schwangerschaft.
So steuern die Hormone den Stillvorgang
Beim Stillen greifen verschiedene Reaktionen von Mutter und Kind ineinander. Dank des Hormons Prolaktin befindet sich Milch in den Bläschen des Brustdüsen. Saugt das Baby an der Brust, löst es den Milchspendereflex aus. Dabei sorgt das Stillhormon Oxytocin dafür, dass winzige Muskeln die Milchbläschen zusammendrücken. Durch die Milchgänge fließt die Muttermilch zur Brustwarze. Bei manchen Müttern reicht es auch schon, dass sie an ihr Kind denken, um den Milchspendereflex zu starten. Auch das Ausstreichen per Hand oder eine Milchpumpe können zu dieser Reaktion führen. Im Laufe einer Stillmahlzeit kommt es zu mehreren Milchspendereflexen. Wechselstillen und häufiges Anlegen fördern den Milchfluss. So entleert sich die Brust zu einem großen Teil. Gleichzeitig entspannt das Oxytocin Mutter und Kind und sorgt für positive Gefühle zwischen den beiden.
Die Hormonwerte ändern sich im Laufe der Zeit. Während in den ersten Tagen der Geburt der Prolaktin-Spiegel beim Stillen sehr hoch ist, sinkt der Wert nach rund einem Monat. Dann hat sich die Milchproduktion in der Regel eingespielt und dein Körper stellt genau so viel her, wie dein Baby braucht. Auch die Brüste fühlen sich jetzt meist nicht mehr so voll und schwer an, sondern etwas weicher.
Diese Faktoren beeinflussen die Stillhormone
Die Natur hat es so eingerichtet, dass die Stillhormone normalerweise in ausreichendem Maße produziert werden. Einige Verhaltensweisen jedoch können negative Auswirkungen auf die Botenstoffe haben:
- Rauchen: Eine hohe Tabakmenge bremst den Milchspendereflex. Die Gefäße in der Brust verengen sich, so dass die Milch weniger gut fließen kann. Zudem mindert Tabak die Milchmenge.
- Alkohol: Ob Bier, Wein oder Sekt – alkoholische Getränke hemmen ebenfalls den Milchspendereflex.
- Stress und Schmerzen: Sorgen und Stress können sich auch negativ auf den Milchspendereflex auswirken. Denn dann schaltet der Körper um auf ein Angriffs- oder Fluchtverhalten und schüttet Hormone aus, die das Stillen behindern. Das gleiche gilt bei Schmerzen, die beispielsweise nach Geburtsverletzungen oder auch bei wunden Brüsten vorkommen können.
Ärzte und Hebammen sind hier gute Ansprechpartner. Sie wissen, welche Schmerzmittel stillfreundlich sind. Ebenso können sie Tipps geben, um Stress zu reduzieren. Auch Frauen, die stillen möchten, aber das Rauchen nicht aufgeben können, sollten sich an Experten wenden. Hier ist es wichtig, einen guten Mittelweg zu finden. Denn zu viel Tabak oder auch Alkohol in der Muttermilch können nachweislich negative Auswirkungen auf das Baby haben.
Gesundheitliche Vorteile von Stillhormonen
Dass Stillen gut für die Entwicklung des Babys ist, wird immer wieder hervorgehoben. Aber auch Mütter profitieren von den Stillhormonen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben herausgefunden, dass Brustfüttern das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle oder weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen mindert. Auch die Rückbildung der Gebärmutter wird durch Stillhormone gefördert. Zudem senkt Stillen die Wahrscheinlichkeit für die Mutter, an Eierstock- oder Brustkrebs sowie an Osteoporose zu erkranken.
Fotos; Gettyimages