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IGeL Untersuchungen in der Schwangerschaft – welche sind sinnvoll?

Text: Fenke Gabriel-Schwan
Neben den gesetzlichen Vorsorgeuntersuchungen kannst du in deiner Schwangerschaft auch individuelle Gesundheitsleistungen – sogenannte IGeL-Untersuchungen – durchführen lassen. Doch welche machen Sinn und was kosten sie?

Vielen Patienten sind beim Arzt bereits schon einmal IGeL-Leistungen angeboten worden. Dabei handelt es sich um Untersuchungen oder Analysen, die die gesetzlichen Krankenkassen meist nicht bezahlen. Denn aus Sicht der Krankenkassen fehlt hier die medizinische Notwendigkeit. Gerade Schwangere sind oft verunsichert, ob und wenn ja welche IGeL-Leistung sie in Anspruch nehmen sollen. Denn gerade in Deutschland ist die Vorsorge für werdende Mütter auf einem hohen Niveau. Sollte eine gesetzliche Vorsorgeuntersuchung eine Auffälligkeit ergeben, bezahlt deine Krankenkasse auch weitere Untersuchungen wie zum Beispiel einen zusätzlichen Ultraschall oder die Pränataldiagnostik. Wenn dein Frauenarzt aber keine Auffälligkeiten festgestellt hat, und du gewissen Untersuchungen trotzdem haben möchtest, trägst du die Kosten selber. Das kann Sinn machen, wenn du dir zum Beispiel Sorgen machst und gewisse Risiken für dich und dein Kind ausschließen möchtest. Du kannst dich vorab beim IGeL-Monitor (bitte verlinken zu www.igel-monitor.de) informieren. Das ist ein Portal der gesetzlichen Krankenkassen, die hier die IGeL-Leistungen vorstellen und bewerten. Auch ein Anruf bei deiner Krankenkasse kann sich lohnen. Denn einige Krankenkassen übernehmen für ihre Versicherten Extra-Leistungen.

Nicht-invasiver Pränataltest

Seit einigen Jahren ist es möglich, anhand einer Blutprobe der werdenden Mutter zu schauen, ob das ungeborene Kind an Chromosomenfehlbildungen wie Trisomie 21 leidet. Dieser nicht-invasiver Pränataltest ist besonders risikoarm für Mutter und Kind. Voraussichtlich ab nächstem Jahr werden in begründeten Einzelfällen die Kosten dafür übernommen. Wenn du nicht zu einer Risikogruppe gehörst und den Test trotzdem machen lassen möchtest, kostet er zwischen 200 und 300 Euro.

Blutproben werden während der Schwangerschaft regelmässig entnommen | Bild: Gettyimages

Test auf Zytomegalie

Zytomegalie zählt zu den Herpes-Erregern. Übertragen werden die Erreger über Speichel, Blut, Urin, Tränen oder Flüssigkeiten der Geschlechtsorgane. Viele Frauen haben eine solche Infektion – die meist ohne Beschwerden verläuft – bereits durchgemacht. Wenn sich eine Frau jedoch in der Schwangerschaft damit ansteckt, kann das beim ungeborenen Kind zum Beispiel zu Krankheiten oder Fehlbildungen wie Schwerhörigkeit führen. Jedoch gibt es keine Behandlungen gegen eine Zytomegalie-Infektion. Wenn du also schwanger und Zytomegalie-negativ bist, solltest du besondere Vorsicht walten lassen. Hände waschen ist oberstes Gebot – vor allem wenn du ein Kleinkind zu versorgen hast. Denn da kommst du leicht beim Wickeln oder der Körperpflege mit Körperflüssigkeiten in Kontakt. Auch Schnuller, Handtücher oder Geschirr sollten besonders gut gereinigt werden. Der Test auf Zytomegalie zählt auch zu den IGel-Leistungen und kostet rund 20 Euro.

Ringelröteln

Diese Kinderkrankheit hat ihren Namen, weil jeder fünfte bis sechste Erkrankte einen Hautauschlag mit ringelförmigen Flecken bekommt. In der Regel verlaufen Ringelröteln ohne Krankheitssymptome oder mit milden Beschwerden wie leichtem Fieber oder geschwollenen Lymphknoten. In der Schwangerschaft gelangt dieses Parvovirus B19 jedoch über die Plazenta in den Blutkreislauf des Babys. So kann eine Blutarmut entstehen, die das Herz des Kindes schädigt. Durch diese Blutarmut fließt Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in andere Hohlräume, so dass Bauch und Brustkorb des Babys anschwellen. Daher sollten Schwangere den Kontakt mit an Ringelröteln-Erkrankten oder Kindergärten, in denen das Virus auftritt, meiden. Der Test auf Ringelröteln kostet rund 15 bis 20 Euro.

Toxoplasmose-Test

Der Toxoplasmose-Erreger ist an sich harmlos. Experten schätzen, dass in Deutschland rund die Hälfte aller Erwachsenen bereits eine Toxoplasmose-Infektion hatte. Oft wird die Infektion gar nicht bemerkt. Nur einige Betroffene haben leichtes Fieber, Kopf- oder Gliederschmerzen. Toxoplasmose kann übertragen werden,

  • wenn du rohe oder nicht ausreichend erhitze Fleisch- und Wurstwaren isst,
  • nicht ausreichend gewaschenes Gemüse oder Salat verzehrst
  • Kontakt mit Katzenkot hast.
Gemüse vorm Verzehr gut waschen | Bild: Getty

Wenn eine Frau während der Schwangerschaft an Toxoplasmose erkrankt, besteht die Gefahr, dass das Baby geschädigt wird. Mögliche Folgen bei deinem Kind können Gelbsucht, Lungenentzündung, Wasserkopf oder auch Entwicklungsverzögerungen sein. Je höher der Schwangerschaftsmonat, desto größer ist das Risiko, dass die Infektion auch auf das ungeborene Kind übergeht. Allerdings sinkt die Gefahr schwerer Komplikationen im Laufe der Schwangerschaft. Stellt der Test eine Toxoplasmose-Infektion bei dir in der Schwangerschaft fest, wirst du mit Medikamenten behandelt. Für den Toxoplasmose-Text wird dir Blut abgenommen. Die Kosten liegen bei um die 15 Euro.

Screening auf B-Streptokokken

Bei vielen Frauen weist die Vagina Bakterien vom Typ Streptokokken B auf. Das ist für die Schwangere ungefährlich, nicht aber für das Baby. Denn unter der Geburt kann sich das Kind in seltenen Fällen infizieren. Folgen können eine Blutvergiftung oder Gehirnhautentzündung sein. Mit einem Abstrich kann dein Frauenarzt dich auf diese Infektion testen. Ist der Befund positiv, erhältst du während der Geburt eine Infusion mit Antibiotika. So soll verhindert werden, dass sich dein Baby infiziert. Kosten: zwischen 10 und 30 Euro.

Weitere Ultraschalluntersuchungen

Als gesetzliche Leistungen sind drei Ultraschalluntersuchungen vorgesehen. Wenn es Auffälligkeiten gibt, kann dein Frauenarzt weitere Bilder anfertigen, die dann auch von der Krankenkasse bezahlt werden. Wünschst du aber ohne eine solche Indikation weitere Ultraschalluntersuchungen, fallen dafür Kosten zwischen 20 und 200 Euro an. Viele Frauenärzte bieten auch Paketpreise für mehrere Ultraschallbilder an.

Ultraschalluntersuchungen sind nicht immer notwendig | Bild: Gettyimages

Das wird oft als Baby-TV bezeichnet. Diese medizinisch nicht begründeten Aufnahmen sind aber ab dem 1. Januar 2021 verboten. Frauenarzt und Pränatalmediziner Dr. med. Jochen Frenzel: „Ultraschall erwärmt das Gewebe. Der Effekt ist zwar normalerweise nur minimal. Aber je höher die angewandte Energie und je länger die Untersuchung, desto höher wird auch der Erwärmungseffekt. Wir wissen, dass beim gepulsten Dopplerschall bei längerer Dauer die Erwärmung bis zu vier Grad Celsius betragen kann. Dadurch könnte das beschallte Gewebe durchaus Schaden nehmen.“

Bilder: pixabay

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