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In-vitro-Fertilisation (IVF): Risiken und Kosten

Text: Uli Morant
Wenn es auf dem natürlichen Weg mit einer Schwangerschaft nicht klappt ist für viele Paare die In-vitro-Fertilisation eine Chance, sich den Kinderwunsch zu erfüllen. Welche Risiken und welche Kosten die künstliche Befruchtung birgt, erklären wir hier.

Wie funktioniert eine In-vitro-Fertilisation?

Was normalerweise im Körper der Frau stattfindet geschieht bei der In-vitro-Fertilisation zum Teil im Reagenzglas. Robert Edwards hat diese Methode der künstlichen Befruchtung entwickelt und 2010 den Nobelpreis für Medizin dafür bekommen. Das erste deutsche durch IVF gezeugte Baby kam übrigens 1982 zur Welt, im Krankenhaus von Erlangen. Oft werden Kinder, die durch IVF gezeugt werden „Retorten-“ oder „Reagenzglasbabys“ bezeichnet.

Hormonbehandlung

Als Vorbereitung einer In-Vitro-Fertilisation muss sich die Frau einer Hormonbehandlung unterziehen. Damit wird erreicht, dass in den Eierstöcken mehrere Eibläschen, die sogenannten Follikel, heranreifen. Viele Frauen reagieren auf diese Behandlung mit starken Nebenwirkungen. Einige davon sind große Zysten am Eierstock, Übelkeit, Kurzatmigkeit oder eine Ansammlung von Flüssigkeit im Bauchraum. Außerdem klagen viele Frauen über Stimmungsschwankungen, die durch die Hormone ausgelöst werden. Leider ist die Hormontherapie unerlässlich für die erfolgreiche künstliche Befruchtung.

Sobald die Follikel reif sind, werden die Eizellen entnommen. Die sogenannte Follikelpunktion kann wahlweise mit örtlicher Betäubung oder unter Vollnarkose erfolgen. Im Reagenzglas werden die Eizellen dann mit den Spermien des Mannes zusammen gebracht. Die Spermien sollten im Normalfall aus eigener Kraft in die Eizelle eindringen. Ist diese nicht der Fall, werden sie direkt vom Arzt eingebracht mit der sogenannten ICSI-Methode.

Nach zwei bis drei Tagen werden eine bis drei befruchtete Eizellen in die Gebärmutter eingesetzt. Wenn eine der Eizellen sich erfolgreich einnistet, war die Behandlung ein Erfolg.

Zusätzliche Eizellen einfrieren lassen

In Deutschland dürfen laut Gesetz nur maximal drei befruchtete Eizellen eingesetzt werden. Allerdings gibt es inzwischen die Möglichkeit die überzähligen Eizellen im Vorkernstadium einzufrieren, also bevor sich die Kerne von Spermazelle und Eizelle miteinander verschmolzen haben.

Der Vorteil ist, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt eingesetzt werden können. Außerdem ist beim Einsetzen von aufgetauten Eizellen im Vorkernstadium meist keine weitere Hormonbehandlung nötig. Sollte sich das Paar also ein weiteres Kind wünschen oder es mit der ersten künstlichen Befruchtung nicht klappen, ist diese eine gute Option.

Wann ist eine IVF sinnvoll?

Nicht für alle Frauen oder Paare mit Kinderwunsch ist eine künstliche Befruchtung anzuraten. Gynäkologen und auf Kinderwunsch spezialisierte Ärzte können schnell klären, wann die IVF eine echte Alternative ist und für welche Paare sie aus medizinischen Gründen nicht geeignet ist. In diesen Fällen ist eine IVF meist sinnvoll:

  • gestörter Hormonhaushalt der Frau (unregelmäßiger Zyklus)
  • verklebte Eileiter
  • Paare ohne medizinische Auffälligkeiten, bei denen nach zwei bis drei Jahren der Kinderwunsch unerfüllt bleibt
  • schlechte Spermaqualität des Mannes

Das sind die Risiken einer IVF-Behandlung:

Eine Mehrlingsschwangerschaft ist in Deutschland nach wie vor das größte Risiko einer künstlichen Befruchtung. Nach einer erfolgreichen IVF-Behandlung kommen laut Statistik 20-25 Prozent Zwillinge zur Welt. Drillingsgeburten sind nach einer künstlichen Befruchtung die absolute Ausnahme. In anderen Ländern werden längst nurmehr je eine befruchtete Eizelle bei einer IVF eingesetzt, allerdings werden dort auch meist die Kosten voll von den Krankenkassen übernommen.

Ein weiteres Risiko ist eine Frühgeburt, Fehlgeburten oder eine Schwangerschaft die außerhalb der Gebärmutter stattfindet. Auch Blutverlust in den ersten drei Monaten ist mitunter möglich.

Wie hoch ist die Erfolgsquote einer IVF-Behandlung?

Laut Statistik sind ca. 40 Prozent der In-Vitro-Behandlungen erfolgreich. Wenn die Spermazellen über die ICSI-Methode eingebracht werden rechnen Kinderwunschmediziner mit einer Erfolgsquote von etwa 35 Prozent. Bei der Befruchtung zuvor tiefgefrorener Eizellen im Vorkernstadium gehen die Mediziner von einer Erfolgsquote von etwa 25 Prozent aus.

Der Erfolg ist von vielen Faktoren abhängig, eine wesentliche Rolle jedoch spielt das Alter der Eltern. Gerade bei Frauen über 40 Jahren sinken die Erfolgsaussichten, zudem steigt das Risiko einer Fehlgeburt.

Nur bei verheirateten Paaren wird die Behandlung von der Krankenkasse übernommen

Wer übernimmt die Kosten?

In Deutschland ist das System der Kostenübernahme komplex und von Krankenkasse zu Krankenkasse unterschiedlich. Folgende Voraussetzungen müssen Paare erfüllen, damit die Krankenkassen zahlen:

  • Das Paar muss verheiratet sein und es dürfen nur Ei- und Samenzellen der Ehegatten verwendet werden.
  • Ein Arzt, der die künstliche Befruchtung nicht selbst durchführt, muss das Ehepaar vorher ausführlich beraten.
  • Von beiden Partnern muss ein HIV-Test vorliegen. Die Frau muss über einen umfassenden Impfschutz verfügen. Wichtig sind insbesondere Röteln, Windpocken und Keuchhusten.
  • Beide Partner müssen mindestens 25 Jahre alt sein. Die Frau muss zudem unter 40 Jahren sein, der Mann unter 50 Jahren.

Einige Krankenkassen zahlen nur 50 Prozent der Behandlungskosten, andere 75 Prozent und wenige übernehmen sogar alle Kosten. Hier lohnt es sich vorab Informationen zu sammeln.

Die Kosten einer In-Vitro-Behandlung liegen pro Zyklus bei ca. 3000 Euro, doch das kann von Klinik zu Klinik variieren.

Die Rechnungen für die künstliche Befruchtung durch Insemination oder In-Vitro-Befruchtung werden von jeder Krankenkasse bis zu diesen Grenzen zur Hälfte getragen:

  • acht Inseminationen ohne Hormonstimulation,
  • drei Inseminationen mit vorheriger Hormonbehandlung,
  • drei Versuche einer In-Vitro-Befruchtung oder ICSI Behandlung.

Weitere medizinische Behandlungsmethoden bei unerfülltem Kinderwunsch stellen wir hier vor.

Bild: Gettyimages

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