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Schilddrüsenfehlfunktion – Grund für unerfüllten Kinderwunsch?

Text: Kirsten Hemmerde
Eine Schilddrüsenfehlfunktion kann viele verschiedene Folgen haben, vor allem bei Kinderwunsch oder in der Schwangerschaft. Hier erfährst du, was genau dahinter steckt.

Kleines Organ – große Wirkung: Die schmetterlingsförmige Schilddrüse ist ein wichtiger Hormonspeicher und steuert zahlreiche Vorgänge in deinem Körper. Eine Schilddrüsenfehlfunktion schlummert dabei in vielen von uns. Schätzungsweise jeder dritte Erwachsende in Deutschland erleidet nach Informationen des Deutschen Schilddrüsenzentrums mindestens einmal in seinem Leben eine krankhafte Veränderung an diesem Organ. Nicht immer wird das erkannt. Manche von uns bemerken überhaupt keine Symptome. Oft werden bei Beschwerden auch zunächst andere körperliche Ursachen vermutet. Gerade bei Kinderwunsch und Schwangerschaft spielt die Schilddrüse eine wichtige Rolle. Sie ist mitentscheidend für die Gesundheit von Mutter und Kind. Daher lohnt es sich, ihre Funktionen und die häufigsten Formen einer Erkrankung zu kennen.

Schilddrüse: Darum ist das Organ so wichtig

Die Schilddrüse sitzt in deinem Hals direkt vor der Luftröhre. Mit ihren zwei kurvig geformten zwei Seiten sieht sie einem Schmetterling ähnlich. Sie wiegt gerade einmal 20 bis 30 Gramm – trotzdem ist sie für deine Gesundheit ein echtes Schwergewicht. Denn die Schilddrüse produziert die Hormone Trijodthyronin (T3), Tetrajodthyronin (T4) und Calcitonin. Sie gibt diese Botenstoffe in genau der Menge ab, die dein Körper benötigt. Dabei sind die Hormone besonders wichtig für:

  • das Körperwachstum,
  • die Reifung des Gehirns,
  • den Kalorienverbrauch unseres Körpers,
  • die Produktion von Insulin,
  • die Steigerung von Herzschlag, Blutdruck, Sauerstoffverbrauch und Wärmeproduktion,
  • die Regelung von Jod- und Kalziumzufuhr,
  • den Aufbau von Nerven, Knochen und Genitalien,
  • die Verdauung,
  • sowie für das Wachstum ungeborener Kinder während der Schwangerschaft.

Das Zusammenspiel zwischen Gehirn und Schilddrüse hält die Hormonproduktion im Gleichgewicht. Bei einer Schilddrüsenfehlfunktion ist diese Balance jedoch gestört.

Das sind die häufigsten Erkrankungen der Schilddrüse

Zu den häufigsten Erkrankungen der Schilddrüse zählen eine Unterfunktion (Hypothyreose) und eine Überfunktion (Hyperhyreose) dieses Organs. In beiden Fällen ist die Schilddrüsenfehlfunktion auf eine Störung des Hormonspiegels zurückzuführen. So werden bei der Schilddrüsenunterfunktion zu wenige dieser Botenstoffe hergestellt. Das lässt den Stoffwechsel verlangsamen. Zum einen fühlen sich Betroffene oft müde und abgeschlagen. Zum anderen treten sichtbare Veränderungen wie eine Gewichtszunahme, trockene Haut oder ein angeschwollenes Gesicht auf. Wenn eine Schilddrüsenüberfunktion vorliegt, produziert das Organ einen Hormonüberschuss. Folglich kommt es bei den Erkrankten zu Symptomen wie Nervosität und Unruhe, einem erhöhten Herzschlag, Schwitzen, Gewichtsabnahme oder Muskelkrämpfen. Zudem tritt oft auch ein sogenannter Struma auf, im Volksmund auch als Kropf bezeichnet. Dabei ist die Schilddrüse sichtbar vergrößert. Ob Über- oder Unterfunktion: Für beide Formen dieser Schilddrüsenfehlfunktion gibt es Medikamente, die den Hormonhaushalt wieder stabilisieren. Je nach Schwere und Ausprägung der Erkrankung können auch eine Ernährungsumstellung oder eine Operation in Frage kommen.

Hashimoto – eine Schilddrüsenentzündung, die vor allem Frauen betrifft

In rund einem bis drei Prozent aller Fälle verursacht eine Entzündung die Schilddrüsenfehlfunktion. Dabei ist Hashimoto Thyreoiditis die häufigste Entzündungsart. Das ist eine Autoimmunerkrankung, bei der der Organismus Antikörper gegen Eiweiße der Schilddrüse herstellt. Dadurch entzündet sich die Schilddrüse chronisch. Frauen sind bis zu neunmal häufiger davon betroffen als Männer. Diese Krankheit beginnt meist ohne Beschwerden. Daher wird Hashimoto meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Dann ist oft schon ein Teil des Schilddrüsengewebes zerstört, weshalb es zu einer Unterfunktion dieses Organs kommt.  Wenn die Antikörper das Schilddrüsenzellen akut zerstören, können auch Schilddrüsenhormone freigesetzt werden und es tritt eine Überfunktion ein. Das sind typische Hashimoto-Beschwerden:

  • Müdigkeit und Schlafstörungen
  • Muskel- oder Gelenkbeschwerden
  • Konzentrationsprobleme
  • Frieren und Verstopfung
  • trockene Haut, stumpfe Haare und brüchige Nägel
  • Störungen des Zyklus und eine verminderte Fruchtbarkeit

Da diese Krankheit chronisch ist, kann sie nicht geheilt werden. Medikamente gleichen jedoch das Ungleichgewicht der Schilddrüsenhormone aus und lindern so die Beschwerden.

Darum braucht deine Schilddrüse in der Schwangerschaft mehr Jod

Wenn du schwanger bist, leistet dein Körper Großartiges. Der Stoffwechsel läuft auf Hochtouren und auch der Hormonhaushalt passt sich daran an. Dadurch wird dein Baby bestmöglich versorgt. Infolgedessen steigt der Bedarf an Schilddrüsenhormonen um bis zu 50 Prozent. Da Jod dafür sorgt, dass deine Schilddrüse gut funktioniert, haben Schwangere einen erhöhten Bedarf an diesem Spurenelement. Rund 230 Mikrogramm an Jod solltest du pro Tag zu dir nehmen. Dafür gibt es Nahrungsergänzungsmittel und auch besonders jodreiche Lebensmittel wie Seefisch, Milch oder  jodiertes Salz. Ausreichende Jodzufuhr ist auch wichtig, damit sich die Schilddrüse deines Babys gut entwickeln kann. Dieses Organ wird bereits in der Frühschwangerschaft angelegt.  Aufgrund der hormonellen Umstellungen kommt es bei einigen Schwangeren zu einer Schilddrüsenfehlfunktion in Form einer Über- oder Unterfunktion. Hast du den Verdacht, dass das bei dir der Fall sein könnte, sprich deinen Arzt oder deine Ärztin darauf an. Es gibt auch für Schwangere individuell angepasste Behandlungen.

Kinderwunsch bei Schilddrüsenfehlfunktion

Wer ungewollt kinderlos ist, erlebt bei der Ursachenforschung oft einen wahren Ärztemarathon. Dabei kann auch eine Schilddrüsenfehlfunktion der Grund sein. Das ist bei schätzungsweise jeder zehnten Frau der Fall, die auf ihr Wunschkind warten muss. Denn Geschlechts- und Schilddrüsenhormone stehen in Beziehung zueinander. Ist die Schilddrüse gestört, kann sich das auf die Fruchtbarkeit auswirken. Eizellen werden seltener befruchtet, es kommt vergleichsweise weniger zu einer Schwangerschaft aber häufiger zu einer Fehlgeburt. Viele Frauen haben bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht an die Schilddrüse als Ursache der Kinderlosigkeit gedacht. Denn in vielen Fällen merken sie gar nichts von der Fehlfunktion, da diese auch langsam und milde auftreten kann. Folgende Fragen geben erste Anhaltspunkte:

  • Leiden bereits Familienangehörige unter einer Schilddrüsenerkrankung?
  • Wird schon länger als sechs Monate versucht, schwanger zu werden?
  • Tritt die Periode auffallend unregelmäßig auf?

Eine Schilddrüsenuntersuchung zeigt, ob tatsächlich eine Fehlfunktion vorliegt. Wenn dies der Fall ist, erfolgt meistens eine medikamentöse Behandlung. Diese bringt die Hormonwerte auf ein stabiles Niveau.

Hier bekommst du Unterstützung

Erste Anlaufstelle bei einer Schilddrüsenfehlfunktion ist die Hausarztpraxis. Arzt oder Ärztin führen hier eine Anamnese und erste Untersuchungen wie zum Beispiel eine Sonographie mit Ultraschall durch. Bei Bedarf verweisen sie an weitere Experten für spezielle Untersuchungen oder auch eine individuell angepasste Medikation. Das können beispielsweise Nuklearmediziner oder Endokrinologen sein. Über 100 Ärzte und Kliniken hat das Deutsche Schilddrüsenzentrum zusammengestellt. Unterstützung geben auch Selbsthilfegruppen. Eine Übersicht findet sich dazu auf der Homepage der SchilddrüsenLiga Deutschland. Wer auf der Suche nach jodreichen Ernährungstipps bei Kinderwunsch oder Schwangerschaft ist, kann sich vertrauensvoll an seine Hebamme wenden.  Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und das vom Bundesministerium für Ernährung unterstütze Netzwerk „Gesund ins Leben“ halten wertvolle Informationen bereit.

 

Bilder: Getty

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