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Adoption – Voraussetzungen, Ablauf und Kosten

Text: Julia Weise-Holtgräwe
Eine Adoption ist ein großer Schritt in eurem und dem Leben des Kindes. Der Entschluss, ein Kind adoptieren zu wollen, will gut überlegt sein und ist vielleicht nicht nur mit Glück behaftet. Wir haben euch alles Wissenswerte zum Thema Adoption zusammengestellt. Du erfährst in unserem Ratgeber die Voraussetzungen, den Ablauf und die Kosten.

Adoption: Die Frage nach dem Warum

Bei manchen Paaren ist die Antwort einfach. Sie können keine eigenen Kinder bekommen und diesen Wunsch auch nicht mit Hilfe der Medizin erfüllen. Homosexuelle Frauen, die keine künstliche Befruchtung möchten und homosexuelle Männer können sich den Wunsch nach einem eigenen Kind ebenfalls mit einer Adoption erfüllen. Was aber, wenn die Adoption eines Kindes die Beziehung retten soll oder du nur zustimmst, um deiner Partnerin / deinem Partner eine Freude zu machen? Das sind die falschen Motive für eine Adoption. Ein Kind, ganz egal, ob leiblich oder adoptiert, ist kein Beziehungsretter und auch nichts, was man dem anderen zuliebe tut. Setzt auch also in Ruhe mit der Frage nach dem Warum auseinander und seid ehrlich zu euch selbst und eurer Partnerin / eurem Partner. Ihr werdet nur eine glückliche Familie, wenn ihr beide hinter der Entscheidung steht. Außerdem ist eine Adoption mitunter ein langwieriger Prozess, der eventuell starke Nerven benötigt.

Voraussetzungen für eine Adoption

Das Alter
Es gibt zahlreiche Voraussetzungen, die ihr als Paar erfüllen müsst, wenn ihr ein Kind adoptieren möchtet. Zunächst einmal müsst ihr mindestes 25 Jahre alt sein. Seid ihr verheiratet, darf einer von euch beiden jünger sein, muss aber das Mindestalter von 21 Jahren erfüllen. Ihr dürft maximal 40 Jahre älter als das zu adoptierende Kind sein. So möchte der Staat eine möglichst natürliches Eltern-Kind-Verhältnis gewährleisten.
Bei unverheirateten Paaren
Seid ihr nicht verheiratet, kann nur einer von euch beiden das Kind adoptieren. Heiratet ihr zu einem späteren Zeitpunkt, muss der nicht adoptierende Elternteil das Adoptivkind des Partners / der Partnerin adoptieren.
Die Prüfung
Ihr werdet als potenzielle Adoptiveltern vor dem Adoptionsantrag geprüft. Das Jugendamt oder der soziale Träger möchten unter anderem wissen, ob ihr charakterlich geeignet seid und ihr müsst eure Beweggründe darlegen.
Auch der Gesundheitszustand wird geprüft. Lebensverkürzende Krankheiten schließen eine Adoption aus. Außerdem müsst ihr ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Sexualstraftäter und andere schwere Straftaten machen eine Adoption unmöglich.
Durch Hausbesuche wird eure Wohnsituation geprüft. Ein großes Einfamilienhaus muss es nicht sein, aber ihr müsst dem Kind ein eigenes Zimmer und saubere und anständige Wohnräume bieten können. Die finanzielle Situation ist ebenfalls ein Prüfkriterium. Mindestens ein Elternteil muss über eine Arbeit verfügen, die es ermöglicht das Kind in einem stabilen finanziellen Umfeld großziehen zu können. Ihr müsst in mindestens einem Gespräch eure Vorstellungen über die Kindererziehung, die allgemeine Familiensituation und eure Partnerschaft darstellen.
Das Bewerbungsschreiben
Ihr müsst ein Bewerbungsschreiben verfassen und euch als Paar vorstellen. Beschreibt euch, euren Lebenslauf und eure Motivation ein Kind adoptieren zu wollen. Nach dem Bewerbungsschreiben kommt ihr bei einem positiven Entscheid auf die Warteliste. Nun heißt es euch in Geduld zu üben, denn die Wartezeit kann mehrere Jahre betragen. Nutzt die Wartezeit sinnvoll. Ihr könnt zum Beispiel Seminare besuchen, euch mit anderen Adoptiveltern austauschen und euch gemeinsam auf die Situation vorbereiten.

 

Der Adoptionsantrag

Der Adoptionsantrag wird bei eurem zuständigen Familiengericht eingereicht. Der Antrag auf Adoption kann erst eingereicht werden, wenn ihr ein Jahr mit eurem Kind zusammengelebt hat. Dieses Jahr wird Adoptionspflege genannt.
Ihr benötigt dazu folgende Unterlagen:
• Notariell beglaubigte Einwilligungserklärung der leiblichen Eltern
• Notariell beglaubigte Einwilligungserklärung der Adoptiveltern
• Notariell beglaubigte Einwilligungserklärung des Kindes, bzw. seiner gesetzlichen Vertreter
• Beurkundeten Adoptionsantrag
• Polizeiliches Führungszeugnis
Ärztliches Attest
• Geburts- und Abstammungsurkunden der Beteiligten

Kosten einer Adoption

Grundsätzlich ist die Vermittlung über das Jugendamt kostenfrei. Es fallen aber Gebühren für den bürokratischen Aufwand an.
• Notar ca. 60 Euro
• Beurkundung des Adoptionsantrages 30 Euro
• Beglaubigung der Einwilligungsurkunden je 30 Euro
• Polizeiliches Führungszeugnis 13 Euro
• Ärztliches Attest zwischen 30 und 100 Euro
• Abstammungs- und Geburtsurkunden ca. 10 Euro
Insgesamt belaufen sich die Kosten auf ungefähr 300 Euro. Etwas anders sieht es bei einer Adoption über einen privaten Träger aus. Hier können sich Gebühren um die 5.000 Euro ergeben. Noch teurer kann eine Auslandsadoption werden. Die Kosten können sich zwischen 8.000 Euro und bis zu 20.000 Euro bewegen.

Die Adoption eines Stiefkindes

Liebst du dein Stiefkind wie dein eigenes Kind und möchtest es adoptieren, muss der leibliche Elternteil der Adoption zustimmen. Außerdem muss zwischen dir und deinem Kind ein echtes Eltern-Kind-Verhältnis bestehen. Verweigert der leibliche Elternteil die Zustimmung zur Adoption, musst du Verständnis aufbringen. Das Elternteil verliert mit der Zustimmung jedes Umgangsrecht. Das ist ein schwieriger Schritt, den du respektieren musst. Und du machst es deinem Stiefkind nicht einfacher, wenn du verärgert bist. An eurem Eltern-Kind-Verhältnis ändert sich nichts und das ist doch das Wertvollste.

Sonderfall offene oder halboffene Adoption

Wir möchten noch kurz auf den Sonderfall offene oder halboffene Adoption eingehen. Bei einer offenen Adoption hat das Kind Kontakt zu beiden Elternteilen. Bei einer halboffenen Adoption hat das Kind Kontakt zu einem leiblichen Elternteil. Seid euch bewusst, dass eine solche Form der Adoption besondere, bzw. andere Herausforderungen mit sich bringt. Ihr müsst euch klar werden, dass ihr euer Kind mit seinen leiblichen Eltern teilt. Lasst euch diesbezüglich gut beraten und nehmt euch genügend Zeit diese Entscheidung zu treffen.

Die Besonderheit, Adoptiveltern sein zu dürfen

Das Glück zieht ein. Ihr seid endlich am Ziel angekommen. Doch vergesst nicht, dass auch Probleme auf euch zukommen können. Es kann sein, dass euer Kind bereits viel erlebt und durchgemacht hat. Lasst euch früh genug bei Problemen helfen und sucht euch Unterstützung.
Irgendwann kommt vielleicht der Zeitpunkt, dass euer Kind Fragen stellen wird. Seid ehrlich und gesprächsbereit und sprecht gemeinsam mit eurem Kind. Schafft am besten eine schöne Atmosphäre und hört gut zu.
Es kann sein, dass euer Kind in der Pubertät einen Identitätskonflikt durchlebt. Bitte nehmt diesen Konflikt nicht persönlich und versucht bestmöglich euer Kind zu unterstützen.
Sprecht niemals schlecht über die leiblichen Eltern. Vielleicht mag das in manchen Fällen schwerfallen, aber ihr tut euch und eurem Kind keinen Gefallen.

Bilder: Getty

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