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Geschwister – so stärkst du die Beziehung zwischen deinen Kindern

Text: Kirsten Hemmerde
Die Beziehung von Geschwister-Kindern ist oft von großer Liebe, aber auch von viel Streit und Eifersucht geprägt. Mit bedürfnisorientiertem Verhalten können Eltern schon von Kleinauf das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Nähe zwischen ihren Kindern fördern.

Gerade eben haben sie noch innig miteinander gespielt, doch schon im nächsten Augenblick fliegen die Bausteine durchs Zimmer? Das ist normal, denn das Verhältnis zwischen Geschwistern ist meist geprägt von großer Liebe, aber auch von Rivalität. Obwohl sie die Personen sind, mit denen Kinder am engsten verbunden sind, sehen sie sich oft auch als Konkurrenten. Daher streiten sie um Spielzeug ebenso wie um die Zuneigung ihrer Eltern.

Woher kommt die Rivalität zwischen Geschwistern?

Die täglichen Kämpfe und Streitigkeiten zwischen Geschwistern können Eltern verzweifeln lassen. Kleiner Trost: Diese Rivalität steckt vermutlich in den Genen. Das kannst du zum Beispiel in der Tierwelt beobachten. Kleine Vögel, die im Nest besonders laut schreien, erhalten oft das meiste Essen. Zwar sind diese Zeiten bei uns Menschen vorbei. Heute haben wir genug an materieller und auch emotionaler Zuwendung. Trotzdem achten Kinder sehr sensibel auf mögliche Ungerechtigkeiten und versuchen, sich die Aufmerksamkeit ihrer Eltern zu sichern. Jüngere Geschwister beschweren sich, dass die Älteren schon  so viel mehr dürfen. Die großen Kinder wiederum beklagen sich, dass sie so viel mehr helfen müssen als die kleineren. Diese Gefühle entladen sich dann nicht selten in Zorn und Frustration. Doch mit einigen Tipps und Tricks können Eltern vorbeugen und helfen.

Eine gute Beziehung beginnt schon vor der Geburt

Egal, ob dein erstgeborenes Kind noch klein oder schon etwas älter ist: Wenn ein Geschwisterchen hinzukommt, macht es ihm erst einmal seinen Platz streitig. Experten bezeichnen das als Enttrohnung. Schließlich hat es nun nicht mehr die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern. Das kann zu Unsicherheit, Eifersucht und auch Überforderung führen. Es hilft, das Kind bereits frühzeitig und altersentsprechend auf die Ankunft des Geschwister-Kindes vorzubereiten:

  • Zeitpunkt: Binde dein Kind rechtzeitig in die Schwangerschaft mit ein. Der richtige Zeitpunkt hängt vom Alter ab. Größere Kinder verstehen schon frühzeitig, dass ein Baby unterwegs ist. Jüngere Kinder können es besser begreifen, wenn sie sehen, dass dein Bauch wächst.
  • Lektüre: Es gibt tolle Bücher, die Kindern anschaulich die Geschwisterrolle vermitteln. Schaut euch auch ruhig Bilder des großen Kindes an, als es selbst ein Baby war. So kommt ihr darüber ins Gespräch, wie sich ein Neugeborenes verhält und was es braucht.
  • Einbinden: Wenn dein Erstgeborenes es möchte, kannst du es in viele Vorbereitungen einbinden. Nimm es ruhig mit zu einem Ultraschalltermin – es ist sehr aufregend, das neue Geschwisterchen zu sehen. Auch bei Besorgungen wie dem Kauf von Babykleidung, Wickeltisch oder Beistellbettchen kann das große Kind dabei sein.
  • Üben: Damit dein Kind eine realistische Vorstellung vom Geschwisterchen bekommt, stelle ihm schon einmal andere Babys vor. Du kannst mit ihm auch mit einer großen Puppe das Streicheln, Halten und Wickeln üben.

Damit dein Kind das Gefühl hat, es kommt eine Ergänzung und kein Rivale ins Haus, braucht es weiterhin exklusive Mama-und-Papa-Zeit für sich. Das ist mit einem Neugeborenen stressig, aber es lohnt sich. Kuscheln auf dem Sofa, die abendliche Gute-Nacht-Geschichte oder ein Ausflug sind wertvolle Momente, die eure Beziehung stärken.

Bedürfnisorientiertes Verhalten stärkt Geschwister

Schon bei kleinen Kindern können Eltern viel tun, um die Beziehung zwischen Geschwistern zu fördern und zu stärken. Vor allem vorbildhaftes Verhalten und bedürfnisorientierte Unterstützung helfen dabei, zu einem möglichst ausgeglichenen und friedfertigem Verhältnis zu kommen.

  • Gemeinsam: Biete deinen Kindern viele Gemeinsam-Momente. Das kann ein kooperatives Spiel sein, ein Ausflug oder auch ein Snack, den ihr zusammen vorbereitet. Auch Rituale, bei denen ihr wartet, bis alle am Platz sind, helfen. Zum Beispiel startet ihr gemeinsam mit dem morgendlichen Anziehen oder beginnt mit dem Frühstücken erst, wenn alle am Tisch sitzen.
  • Vorbild sein: Kinder lernen durch nachahmen. Eigenschaften, die dir wichtig sind, solltest du daher vorleben. Zum Beispiel kannst du ein Stück Kuchen teilen, damit auch das Geschwisterchen etwas abbekommt. Oder wenn du auf der Arbeit eine Geschenkpackung Süßigkeiten erhältst, gibst du auch deinen Kindern davon ab.
  • Gerecht: Achte darauf, dass die Verhältnisse ausgewogen sind und kein Kind bevorzugt wird. Hat ein Kind heute die abendliche Geschichte ausgesucht, ist morgen das andere dran. Bei Mahlzeiten ist es für einige Kinder sehr wichtig, dass die Portionen gleich groß sind. Und natürlich brauchen alle Geschwister Me-Time mit Mama oder Papa.
  • Keine Vergleiche: Um Konkurrenzdenken gar nicht erst entstehen zu lassen, solltest du auf Vergleiche zwischen den Geschwistern verzichten. Sätze wie „Guck mal, dein Bruder hat sich schon angezogen“ oder „Deine Schwester ist jünger als du, hat aber schon so schön ihren Teller leergegessen“ bewirken meist nicht das gewünschte Verhalten. Sie sorgen nur für Wut und Frust.
  • Charakter verstehen: Anstatt sich zu fragen, warum dein Kind dies und jenes nicht macht, versuche es einmal mit einem Perspektivwechsel. Was sind die Stärken deines Großen? Und welche besonderen Fähigkeiten hat das Kleinere? Oft erklärt sich auch viel vom Charakter aus der Geburtsreihenfolge. Ältere Geschwister übernehmen schon früh Verantwortung und gelten als toleranter. Jüngere sind meistens offener, aber auch waghalsiger und wilder. Wenn du diese Persönlichkeitsmerkmale deines Kindes identifizierst, kannst du darauf individuell eingehen.

Was tun bei Streitigkeiten?

„Mama, der Paul hat mich gehauen!“ – „Aber Emma hat mir zuerst meinen Dino weggenommen!“ Szenen wie diese spielen sich täglich in vielen Familien ab. Wenn Geschwister sich streiten, schaue zunächst, ob dein Eingreifen wirklich erforderlich ist. Oft können Kinder einen Streit auch unter sich regeln. Frage am besten: „Braucht ihr meine Hilfe?“ Bejahen das deine Kinder, solltest du eher Vermittler als Richter sein. Schaue, was die Ursache des Streites war und sucht gemeinsam nach einer Lösung. Vielleicht wollte Emma auch einmal mit dem Dino spielen? Hier kann es sinnvoll sein, Spielzeiten festzulegen. Da meistens beide Kinder zum Konflikt beigetragen haben, sollte es – wenn erforderlich – auch Konsequenzen für beide geben. Manchmal reicht es aber auch, eine Möglichkeit zum Abreagieren zu bieten. Ein Boxsack, eine schnelle Laufrunde um den Block oder lautets Wutgeschrei können helfen – und sind ganz nebenbei ein gemeinsames Erlebnis für die Geschwister.

 

Fotos: Getty

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