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Schnuller – Pro und Contra

Text: Vanessa Stolz
Es wird immer wieder diskutiert, ob ein Schnuller mehr Vor- oder Nachteile für ein Baby mit sich bringt. Deswegen werden viele Eltern vor die Qual der Wahl gestellt. Falls du dich grade auch mit dieser Frage auseinandersetzt, haben wir dir einmal alle Pros und Contras zusammengefasst.

Schnuller – ja oder nein?

Diese Frage stellen sich Mütter und Väter nicht erst seit gestern. Seit Jahrzehnten setzen sich Eltern damit auseinander, ob ein Schnuller schädlich oder doch hilfreich für das eigene Kind ist. Viele Eltern schwören auf die Beruhigungswirkung. Andere stehen der Verwendung von Schnullern sehr kritisch gegenüber. Falls du grade überlegst, ob du deinem Baby einen Schnuller geben sollst, besprich dich am besten zuerst mit einem Arzt. Die gängigen Pros und Contras haben wir die hier einmal zusammengefasst.

Die Geschichte und Funktion von Schnullern

Säuglinge haben von Natur aus ein angeborenes Saugbedürfnis. Dieses ist für ihr Überleben wichtig. Denn nur dadurch können sie die Muttermilch über die Brust aufnehmen. Außerdem trägt das Saugen in einer frühen Entwicklungsphase zur Formung des Kiefers bei. Deswegen beginnen viele Säuglinge, diese Fähigkeit schon lange vor der Geburt zu üben. In einigen Fällen können Eltern die Föten bei den Ultraschalluntersuchungen sogar beim Daumenlutschen im Mutterleib beobachten.

Obwohl das Saugbedürfnis bei Säuglingen vorrangig mit der Nahrungsaufnahme verbunden ist, geht es oft darüber hinaus. Babys saugen manchmal an ihren eigenen Händen, Fingern oder hauptsächlich am Daumen aus Langeweile, Müdigkeit oder Einsamkeit. Dabei besteht jedoch das Risiko von Kieferverformungen. Besonders, wenn das Daumenlutschen in extremen Fällen fortgesetzt wird.

Daher bevorzugen viele Eltern die Verwendung von Schnullern anstelle von Daumen oder anderen Gegenständen.

Schnuller – Pro- und Contra-Liste

Pro Schnuller:

Für Frühgeborene kann der Schnuller den Saugreflex trainieren und für Beruhigung sorgen

Wenn Babys zu früh zur Welt kommen, kann es sein, dass sie noch keinen richtigen Saugreflex ausgebildet haben. Mit einem speziellen Schnuller für Frühgeborene wird dieser dann antrainiert, damit die Babys auch gut an der Brust trinken können. Wissenschaftliche Forschungsarbeiten belegen, dass das Saugen an einem Schnuller frühgeborene Babys auch in ihrem Wohlbefinden unterstützen kann. Besonders, wenn die Eltern gerade nicht anwesend sind. Intensiver Haut- und Körperkontakt ist dem Schnuller jedoch immer vorzuziehen. Zusätzlich unterstützen Schnuller die Umstellung von der Sondenernährung auf das Stillen oder Flaschenfüttern.

Der Schnuller kann das allgemeine Saugbedürfnis von Säuglingen befriedigen

Damit Babys die Muttermilch durch das Saugen an der Brust der Mutter aufnehmen können, haben sie einen angeborenen Saugreflex. Das dadurch entstehende Saugbedürfnis ist mit dem Stillen nicht immer befriedigt. Deswegen kann es in einigen Fällen hilfreich sein, dem Baby zwischen den Mahlzeiten einen passenden Schnuller zu geben. So kann auch verhindert werden, dass der Säugling an seinem Daumen nuckelt. Denn ein Schnuller kann in einigen Punkten vorteilhafter sein, da er ergonomischer geformt ist als ein Babydaumen. Hierbei solltest du nur beachten, dass das Saugen an dem Schnuller in keinem Fall das Stillen ersetzt. Stillen steht für dich und dein Baby immer auf Platz 1 und der Nuckel auf Platz 2.

Kann das Baby beruhigen und ihm Trost spenden

Durch die Befriedigung des Saugbedürfnisses kann der Schnuller die Babys auch beruhigen. Zum Beispiel wenn sie weinen und sich unwohl fühlen. Auch bei Schmerzen kann eine Schnuller dem Säugling helfen, diese zu lindern oder sich einfach zu beruhigen.

Auch beim Einschlafen kann der Schnuller den Babys helfen

Durch die beruhigende Wirkung kann der Schnuller dem Baby auch beim Einschlafen helfen. Ob kurz vor dem Mittagsschlaf oder nach dem Essen – die meisten Babys empfinden das Nuckeln als beruhigend und dadurch schlaffördernd.

Der Schnuller kann das Risiko für plötzlichen Kindstod reduzieren

Einige Studien zeigen zudem, dass das Saugen an einem Schnuller das Risiko für einen plötzlichen Kindstod SIDS reduzieren kann, wenn du deinem Baby vor dem Einschlafen den Schnuller gibst. Allerdings scheint dies vor allem für nicht-gestillte Kinder zu gelten. Der protektive Effekt gilt jedoch nur für den Einsatz beim Einschlafen, nicht für den alltäglichen Gebrauch. Wenn die Schlafumgebung nicht optimal ist, scheint der Schnuller für alle Kinder (gestillt und nicht-gestillt) einen protektiven Effekt zu haben.

Eltern können die Verwendung kontrollieren

Anders als bei dem Daumenlutschen haben Eltern Einfluss auf die Regelmäßigkeit der Verwendung. Im Gegensatz zum eigenen Daumen des Babys, kannst du bestimmen, wann und wie oft dein Baby ihn benutzt. So kannst du den Schnullergebrauch kontrollieren. So ist es auch leichter Babys bei der Entwöhnung zu unterstützen.

Contra Schnuller:

Der Schnuller kann zu einer sogenannten Saugverwirrung führen

Bei einer Saugverwirrung fällt es dem Baby schwer, Milch aus der Brust der Mutter zu saugen. Es kann sogar so weit gehen, dass der Säugling die Brust gänzlich verweigert. Der Saugreflex des Babys ist dann „verwirrt“, wenn den Säuglingen zu häufig und vor allen Dingen zu früh Hilfsmittel angeboten werden. Dazu zählen zum Beispiel der Schnuller oder die Flasche. Denn dadurch verlernt der Säugling seinen angeborenen Saugreflex. Bei der Nahrungsaufnahme über die Flasche muss das Baby sich nämlich kaum bemühen oder gar bewegen. Die Milch fließt mehr oder weniger von ganz allein in seinen Mund. Um diese Situation zu verhindern, empfehlen Ärzte und Hebammen oft, den Schnuller erst dann einzusetzen, wenn das Stillen problemlos funktioniert. In der Regel ist ein Baby mit etwa drei bis vier Wochen vollständig an die Brust gewöhnt.

Es können sich Kiefer- und Zahnfehlstellungen entwickeln

Durch den dauerhaften Gebrauch des Schnullers können sich bei manchen Kindern Kiefer- und Zahnfehlstellungen entwickeln. Insbesondere, wenn der Schnuller über einen längeren Zeitraum genutzt wird.

Die Nutzung kann die Sprachentwicklung beeinträchtigen

Die dauerhafte Nutzung eines Schnullers kann auch die Sprachentwicklung des Babys beeinträchtigen. Durch das Saugen am Schnuller kann sich die Zungenposition verändern und es kann schwieriger werden, Laute und Worte richtig auszusprechen.

Es kann zu einer Abhängigkeit kommen

Ein weiterer Nachteil des Schnullers ist, dass einige Kinder sehr stark darauf fixiert sind und ihn nur schwer ablegen können. Dies kann zu einer Abhängigkeit führen, die das Kind in seiner Entwicklung hemmen kann.

Eltern müssen stark auf die Hygiene achten

Säuglinge lieben es, den Schnuller auszuspucken und herunter- oder gar herumzuwerfen. Bevor des dem Neugeborenen jetzt wieder angeboten wird, muss er gründlich gereinigt werden. Deswegen solltest du zuhause und auch unterwegs angemessene Säuberungsutensilien

So lautet die Handlungsempfehlung des Europäischen Instituts für Stillen und Laktation

Laut des Europäischen Instituts für Stillen und Laktation ist es wichtig, dass Mütter sich vordergründig auf eine erfolgreiche Stillbeziehung konzentrieren und den Schnuller erst einführen, wenn das Stillen gut etabliert ist. Denn die wichtigste Präventionsmaßnahme gegen unterschiedliche Erkrankungen soll immer noch das Stillen sein. Dazu gehören auch das plötzliche Kindstod-Syndrom, Mittelohrentzündungen und Zahnfehlstellungen.

Außerdem sollte der Schnuller nicht als erste Beruhigungsmaßnahme für ein unruhiges Baby dienen. Zuwendung, Körperkontakt, Tragen und andere Beruhigungsmöglichkeiten sollen vorrangig zur Beruhigung verwendet werden. Gestillte Kinder sollen an der Brust nicht nur ihr Nahrungs- sondern auch ihr Saugbedürfnis befriedigen. Eine Begrenzung der Zeit an der Brust, eine Regulierung oder Behinderung des non-nutritiven Saugens an der Brust wird nicht empfohlen.

Wenn sich Eltern jedoch dazu entscheiden, einen Schnuller zu verwenden, sollte er verantwortungsbewusst eingesetzt und die Nutzung dem Prinzip „so wenig wie möglich, so viel wie nötig“ folgen.

Bei nicht-gestillten Kindern können Eltern ihnen zum Einschlafen einen Schnuller anbieten, sofern das Baby ihn gerne akzeptiert. Keinesfalls soll er aufgezwungen werden und auch nicht erneut in den Mund gesteckt werden, wenn er herausgefallen ist.

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Fazit: Ist der Schnuller das Richtige für mein Baby?

Ob ein Schnuller sinnvoll ist oder nicht, hängt letztlich von den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben sowie der Situation des Kindes ab. Es gibt wie oben erwähnt einige Vor- und Nachteile. Es ist wichtig, dass du dich mit genau diesen auseinandersetzt und ausreichend informierst. Generell sollte der Schnuller kein Ersatz für das Stillen sein und nicht über einen längeren Zeitraum genutzt werden.
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels soll dich lediglich über die Vor- und Nachteile eines Schnullers informieren. Ob dies in deiner individuellen Situation jedoch das Richtige ist, solltest du in erster Linie mit einem Kinderarzt besprechen.

ÜBER Vanessa Stolz

Vanessa ist promovierende Linguistin und arbeitet als Communication Specialist, Creator und Online-Journalistin.

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