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Schnuller abgewöhnen – unsere besten Tipps

Text: Kirsten Hemmerde
Für viele Kinder ist ihr Schnuller ein unverzichtbarer Begleiter. Doch ein Abschied ist nötig, um gesundheitliche Probleme wie Zahn- und Kieferfehlstellungen zu vermeiden. Lies hier, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, und wie du bei der Abgewöhnung am besten vorgehen kannst.

Der Schnuller ist eine deutsche Erfindung. 1949 entwickelten die beiden Zahnärzte Wilhelm Balters und Adolf Müller den Nuckel in seiner anatomischen Form, wie wir ihn heute kennen. Bis zu diesem Zeitpunkt lutschten die Kinder an mit süßem Brei gefüllten Leinensäckchen oder unhandlichen Kautschuksaugern. „Natürlich und kiefergerecht NUK“ nannten die beiden Zahnmediziner ihr Modell, das sich schnell durchsetzte. Auch wenn der flexible Schnuller für die Kieferentwicklung deutlich besser ist als beispielsweise der harte Daumen, so kommt doch irgendann der Zeitpunkt, um sich von ihm zu verabschieden.

Schnuller abgewöhnen

Warum sollte ich meinem Kind den Schnuller abgewöhnen?

Ob Trösterli oder Einschlafhilfe – der Schnuller hat unbestritten zahlreiche Vorteile. Schließlich ist er der mütterlichen Brust nachempfunden und vermittelt so ein Gefühl der Geborgenheit und Ruhe. Je größer das Kind wird, desto mehr schreitet seine Entwicklung voran. Hier kann der Sauger zum Beispiel diese Probleme verursachen:

  • Zahnfehlstellungen: Der Schnuller drückt die Zähne im Oberkiefer nach vorne. Zudem verhindert er, dass Zunge, Lippen oder Wangen auf die Zähne drücken. Eine Folge kann der sogenannte lutschoffene Biss sein. Dabei sind die Schneidezähne nach vorne gewölbt und die Oberlippe liegt auf den Schneidezähnen. Manche Kinder haben Probleme, den Mund richtig zu schließen.
  • Probleme im Kiefer: Wenn die Zähne schief sind, kann das zu Kieferfehlstellungen und Schluckproblemen führen.
  • Bleibende Zähne: Während sich Fehlstellungen bei Milchzähnen meist binnen einiger Monate nach der Schnuller-Entwöhnung in ihre ursprüngliche Position zurückschieben, funktioniert das bei bleibenden Zähnen leider nicht. Meist ist hier eine kieferorthopädische Behandlung nötig.
  • Sprachstörungen: Wenn ein Kind sprechen lernt, ist der Schnuller im Weg. Daher besteht die Gefahr, dass der Sauger eine deutliche Aussprache verhindert. Vor allem bei den S- und Z-Lauten kann es zu Schwierigkeiten kommen. Eine mögliche Folge ist Lispeln.

Bis wann darf mein Kind den Sauger benutzen?

Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Selbst Experten sind unterschiedlicher Ansicht, bis wann ein Schnuller benutzt werden sollte. So rät der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte, Kindern spätestens mit sieben Monaten den Sauger abzugewöhnen. Das mag aus zahnmedizinischer Sicht sehr sinnvoll sein – jedoch haben gerade Babys ein erhöhtes Saugbedürfnis. Viele von ihnen brauchen den Schnuller zur Stressbewältigung und Beruhigung. Ihnen den Sauger vorzuenthalten, dürfte für Eltern und Kind mit großem Aufwand und vielen Tränen verbunden sein.
Zudem besteht das Risiko, dass die Babys dann auf den Daumen wechseln. Daumenlutschen ist für den Kiefer und die Zähne deutlich schädlicher. Einig sind sich Mediziner, dass Kinder den Schnuller weniger benutzen sollten, wenn sie mit dem Sprechen anfangen. Zu diesem Zeitpunkt nimmt meist auch das Saugbedürfnis ab. Idealerweise sollten sich Kinder zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr endgültig von ihrem Nuckel verabschieden.

Die besten Tipps, um den Schnuller abzugewöhnen

Vom Schnuller verabschieden klingt einfacher, als es in der Praxis dann tatsächlich ist. Hinzu kommen oft viele gutgemeinte Ratschläge aus dem Umfeld. Wichtig ist: Höre auf dich und dein Bauchgefühl. Diese Tipps helfen dir dabei:

  • Tempo: Orientiere dich am Tempo und Temperament deines Kindes. Ist es sehr verständnisvoll und neugierig, kannst du ihm erklären, wie schädlich der Schnuller ist. Meist geben diese Kinder ihren Schnuller dann bereitwillig ab. Wenn dein Kind eine starke Bindung zu seinem Sauger hat, kann es besser sein, den Nuckel langsam auszuschleichen.
  • Ausschleichen: Beginne am besten frühzeitig damit, die Nutzungszeiten des Schnullers zu begrenzen. Viele Kinder brauchen den Sauger vor allem zum Einschlafen. Tagsüber kannst du ihn öfter weglassen, sodass er nicht mehr im Dauergebrauch ist. Teste dich durch: Vielleicht braucht dein Kind den Sauger nur noch für den Nachtschlaf – aber nicht mehr für seinen Mittagsschlaf? Hat dein Schatz sich wehgetan oder ist traurig, hilft oft auch liebevolles Trösten statt Schnuller. Diese schrittweise Entwöhnung ist besonders erfolgsversprechend, da sie dein Kind auf dem Weg mitnimmt.
  • Konsequenz: Habt ihr euch entschlossen, den Schnuller abzugewöhnen, dann ist Konsequenz wichtig. Teilt eurem Kind den Entschluss mit, erklärt ihm die Gründe und bleibt dabei. Denn der erste Versuch ist meist deutlich leichter als der zweite – oder der dritte.
  • Weglegen: Viele Kinder haben ihren Sauger ständig im Blick und werden so permanent daran erinnert. Im Bett liegen mehrere Nuckel, vielleicht noch in der Spieleecke und in der Küche. Lege sie weg. Das kann schon entscheidend dabei helfen, die Schnullerzeit zu reduzieren.
  • Bücher: Es gibt viele tolle Kinderbücher zum Thema Schnuller-Abschied. Probier es einmal aus, vielleicht motivieren die Geschichten deinen Schatz dazu, seinen Sauger abzugeben.
  • Schnullerfee: Wenn dein Schatz einen Wunsch hat, vielleicht kann die Schnullerfee ihn erfüllen? Sie nimmt in der Nacht den letzten Sauger mit und lässt dafür ein Geschenk da.
  • Zahnarzt einweihen: Ärzte genießen Vertrauen und Autorität – auch schon bei kleinen Kindern. Wenn ihr einen tollen Zahn- oder Kinderarzt habt, weihe ihn bei eurem nächsten Besuch ein. Er kann sicherlich mit deinem Kind sprechen und es ermutigen, sich vom Schnuller zu verabschieden.
  • Schnuller verschenken: Gibt es ein Baby im Freundeskreis? Vielleicht möchte dein Kind seinen Sauger an das Neugeborene verschenken?
  • Schnullerbaum: Es ist ein Abschied mit Symbolcharakter. In viele Stadtparks stehen Schnullerbäume, an denen das Kind seinen Sauger hängen kann. So sieht es, dass es nun zu den Großen gehört.

Schnuller abgewöhnen

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So besser nicht

Zugegeben, die meisten Ratschläge zum Schnullerabgewöhnen brauchen Zeit, Geduld und Nerven. Aber es lohnt sich. Denn diese Tipps beziehen dein Kind in den Prozess mit ein. Es hat die Möglichkeit, selbst Entscheidungen zu treffen und sich von seinem liebgewonnenen Sauger zu verabschieden. Durch euer liebevolles Ermuntern und Bestärken fühlt es sich ernstgenommen – ein wichtiger Schritt im Entwicklungsprozess. Aus diesem Grund sind althergebrachte Empfehlungen eher kritisch zu betrachten. Denn Maßnahmen wie Schnuller abschneiden, einstechen oder wegwerfen beziehen dein Kind nicht ein. Im Gegenteil – sie setzen es vor vollendete Tatsachen und entziehen ihm etwas, das ihm in den letzten Monaten oder sogar Jahren Ruhe, Entspannung und Geborgenheit geschenkt hat. Solltest du dir Gedanken machen, weil die Schnullerentwöhnung für dich sehr lange dauert oder du Zahnfehlstellungen bemerkst, sprich mit deinem Kinder- oder Zahnarzt. Er kann dir weitere Tipps geben oder auch gegebenenfalls Behandlungsmöglichkeiten empfehlen.

ÜBER Kirsten Hemmerde

Kirsten kennt als Mama von zwei Jungs sowohl die schönen als auch die chaotischen Seiten des Familienlebens. Die gelernte Journalistin wohnt mit ihrer Familie im Ruhrgebiet, urlaubt gerne in Holland und genießt es, mit ihren Kindern in die bunte Welt aus Bausteinen, Büchern und Basteleien einzutauchen.

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