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Zyklus-App – ist der digitale Helfer für dich geeignet?

Text: Kirsten Hemmerde
Apps erleichtern uns viele Dinge im täglichen Leben. Auch für die Beobachtung deines Zyklus gibt es digitale Helfer. In unserem Beitrag erfährst du, wie die Apps funktionieren, für wen sie geeignet sind und wann sie bei der Familienplanung unterstützen.

Stehen meine fruchtbaren Tage bevor? Sollte ich für die Reise am verlängerten Wochenende Menstruationsartikel einpacken? Sind meine Bauchschmerzen vielleicht durch den Eisprung zu erklären? Antworten auf diese und viele weitere Fragen kann dir eine Zyklus-App geben. Diese smarten Helferlein bündeln heute digital das, was früher per Zettel und Stift notiert wurde. Je nach Programm können sie auch noch viel mehr. So erinnern sie dich, wenn gewünscht, an die Einnahme der Pille oder daran, deine Brüste abzutasten. Auf einen Blick siehst du, wann du höchstwahrscheinlich mit dem Beginn deiner Periode zu rechnen hast.

So funktioniert eine Zyklus-App

Damit die Zyklus-App dir bei der Beobachtung deines Körpers helfen kann, ist wie bei der Papier-Variante eine regelmäßige Dateneingabe erforderlich. Je genauer und aktueller die Daten, desto besser sind die Vorhersagen und Analysen des Programms. So funktioniert’s:

  • Zunächst lädst du die gewünschte App aus dem Downloadbereich deines Smartphone herunter und startest sie. Einen Überblick über mehr als 20 Apps findest du in einer Untersuchung der Stiftung Warentest.
  • Nach dem Download stellt dir das Programm zunächst meist einige allgemeine Fragen – etwa wie regelmäßig dein Zyklus ist und ob du unter Beschwerden wie Stimmungsschwankungen oder besonders starker Blutung leidest.
  • Jetzt kannst du die Daten deiner letzten Perioden eingeben. So hat die App eine Basis, um erste Regelmäßigkeiten zu erkennen und Vorhersagen zu treffen.
  • Nun bist du weiterhin gefragt: An jedem Tag deines Zyklus hat du die Möglichkeit einzutragen,  wie du dich fühlst und welche Symptome du bei dir bemerkst. Ob du gut geschlafen hast, unter Krämpfen leidest oder auch Lust auf Sex hattest kannst du ebenso notieren wie das Aussehen deines Ausflusses, deine Stimmung, deine Schlafqualität und vieles mehr.
  • Darauf basierend erstellt dir die App – meistens in übersichtlicher Kalenderform – einen Überblick über den wahrscheinlichen Zeitraum deiner nächsten Monatsblutungen. Auch die erwarteten fruchtbaren Tage sind darin notiert. Dahinter stecken Algorithmen, die diese Zeitpunkte berechnen.

Mit diesen Eingaben werden die Vorhersagen noch genauer

Du kennst es sicherlich: Im Laufe eines Zyklus verändert sich dein Körper. Der Zyklus-App hilft es, wenn du all diese Beobachtungen möglichst genau einträgst. Besonders wichtig dabei ist die sogenannte Basaltemperatur. Das ist die Körpertemperatur direkt morgens nach dem Wachwerden. Zum Zeitpunkt des Eisprungs steigt diese Temperatur um 0,4 bis 0,6 Grad an. Einige Apps bieten passende Bluetooth-Thermometer an, die die Temperaturmessung direkt in die App übertragen. Auch dein Scheidensekret wird um die fruchtbaren Tage herum besonders dünn und durchlässig. Die Konsistenz dieses sogenannten Zervixschleims kannst du ebenfalls bei einigen Apps notieren. Andere Programme wiederum fragen dich nach möglichem Brustspannen oder auch dem Zustand des Muttermunds. All diese Daten machen dir Prognosen noch genauer. Dir kommen viele dieser Punkte bekannt vor? Genau, einige davon werden als symptothermale Methode von der Arbeitsgruppe Natürliche Familienplanung empfohlen. Damit kommen wir zur nächsten entscheidenden Frage:

Ist eine Zyklus-App zur Verhütung geeignet?

Es klingt so praktisch: Dein Smartphone sagt dir, an welchen Tagen du schwanger werden könntest – und nur dann brauchst du weitere Verhütungsmittel zu verwenden. Doch so einfach ist es leider nicht. Denn die Genauigkeit der Prognose hängt stark von der Anzahl und der Präzision der erfassten Daten ab. So sollte die morgendliche Körpertemperatur stets zur gleichen Uhrzeit gemessen werden. Um die Beschaffenheit des Zervixschleims zu bestimmen, braucht es ein geschultes Auge. Faktoren wie Reisen, Stress, Krankheiten  oder ein ungesunder Lebensstil können sich auf den Zyklus auswirken und die fruchtbaren Tage beeinflussen. Die App kann dir daher erste Hinweise auf fruchtbare Tage geben – jedoch keine absolute Sicherheit. Das ist aber auch gar nicht der Anspruch vieler Programme. Im Gegenteil: Sie sehen sich eher als Unterstützung bei der Zyklusbeobachtung und werben beispielsweise damit, als Periodentracker sehr genaue Vorhersagen zum Menstruationszyklus machen zu können. Um möglichst sicher zu verhüten, solltest du daher zusätzliche Methoden verwenden.

Kinderwunsch und Co: Das sind die Vorteile der App

Zur Verhütung sind viele Zyklus-Apps nur bedingt geeignet. Ihre Stärken liegen auf anderen Feldern: So können Sie dir bei deiner Familienplanung helfen und auch dafür sorgen, dass du ein noch besseres Körpergefühl entwickelst. Das sind die Vorteile:

  • Planbarkeit: Wenn du einen guten Überblick über deinen Zyklus hast, kannst du Termine wie den nächsten Besuch beim Frauenarzt oder auch eine Reise besser planen. Zudem weißt du, an welchen Tagen du vorsichtshalber Menstruationsartikel einpacken solltest, weil deine Tage einsetzen können.
  • Du lernst deinen Körper besser kennen: Wenn du die Zyklus-App über viele Monate oder sogar Jahre pflegst, erkennst du bestimmte Muster. Viele Frauen stellen beispielsweise kurz vor ihren Tagen Stimmungsschwankungen fest. Bei anderen wiederum treten um den Einsprung herum leichte Unterleibsschmerzen auf. Um die fruchtbaren Tage herum verspüren viele Frauen besonders starke Lust auf Sex.
  • Reminder: Praktisch ist die Erinnerungsfunktion vieler Apps. Sie geben dir einen Hinweis darauf, wenn du zum Beispiel die Pille einnehmen solltest oder auch wenn deine Periode überfällig ist. Viele Programme haben auch eine Notizfunktion. Hier kannst du Besonderheiten aufschreiben und sie beim nächsten Termin mit deinem Frauenarzt besprechen.
  • Geteilte Informationen: Bei einigen Apps kannst du deinen Zyklus-Verlauf mit deinem Partner teilen. So kann die Information über die fruchtbaren Tage schon einen Hinweis darauf geben, dass zusätzlich verhütet werden sollte – oder dass ein besonders guter Zeit für Sex ist, wenn ihr euch ein Kind wünscht.
  • Kinderwunsch: Jede Zyklus-App zeigt dir deine wahrscheinlich besonders fruchtbaren Tage an. Das ist besonders hilfreich bei Kinderwunsch. So weißt du, wann die Chance für eine Schwangerschaft besonders hoch ist und kannst dich mit deinem Partner darauf einrichten. Kommt es über mehrere Monate nicht zu einer Schwangerschaft, könnte das ein erster Hinweis darauf sein, dass ihr möglicherweise Unterstützung bei der Erfüllung eures Kinderwunsches benötigt.

Datenschutz ist ein wichtiges Thema

Intimer als eine Zyklus-App geht es wohl kaum. Ob Sexleben, psychisches Wohlbefinden oder körperliche Gesundheit: Hier sind besonders sensible Daten gespeichert. Umso wichtiger, dass der Anbieter damit verantwortungsbewusst umgeht. Doch das ist leider nicht immer der Fall. So haben einige Apps Daten an Facebook und Co weitergegeben, wie die Menschrechtsorganisation Privacy International berichtete. Der Bundesverband der Frauenärzte hat Kriterien aufgestellt, an denen du dich für eine möglichst datensichere Zyklus-App orientieren kannst. Unter anderem solltest du der Weitergabe persönlicher oder anonymisierter Daten an Dritte ausdrücklich extra zustimmen müssen. Auch solltest du die Möglichkeit haben, einer Kopplung der App an Dritte wie Google oder Facebook widersprechen zu können. Zudem fordern die Experten, dass deine Daten besonders sicher aufbewahrt werden. Alle Tipps des Bundesverbandes für die Auswahl einer Zyklus-App findest du hier.

 

Bilder: Getty

ÜBER Kirsten Hemmerde

Kirsten kennt als Mama von zwei Jungs sowohl die schönen als auch die chaotischen Seiten des Familienlebens. Die gelernte Journalistin wohnt mit ihrer Familie im Ruhrgebiet, urlaubt gerne in Holland und genießt es, mit ihren Kindern in die bunte Welt aus Bausteinen, Büchern und Basteleien einzutauchen.

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