Tabuthema Fehlgeburt: So gewinnst du wieder Kraft
Es klingt so niedlich: Sternenkind. Doch dahinter verbirgt sich ein trauriges Schicksal. Denn so werden die Kinder genannt, die während der Schwangerschaft sterben. Dass ein Embryo nicht lebensfähig ist, kommt häufig vor. Eine Störung bei der Befruchtung, bei der Zellteilung oder auch eine Infektion können einer der vielen möglichen Gründe sein. Experten zufolge endet rund die Hälfte aller Frühschwangerschaften in einer Fehlgeburt – und das unbemerkt. Denn gerade in den ersten Wochen wissen viele Frauen oft noch nicht, dass sie schwanger sind. Bei den ärztlich festgestellten Schwangerschaften kommt es immer noch in elf bis 15 Prozent der Fälle zu einer Fehlgeburt. Daher gibt es durchaus Frauen, die bereits mehrere ungeborene Kinder verloren haben, bevor sie endlich ihr gesundes Wunschkind in den Armen halten können. Fehlgeburten gehören somit eigentlich mitten ins Leben, und nicht verschämt und traurig verschwiegen an den Rand.
Lass die Trauer zu
Eine Fehlgeburt ist oft ein emotionaler Ausnahmezustand. Schließlich hast du dich auf deinen kleinen Schatz gefreut, der dir nun so plötzlich und unerwartet genommen wurde. Verständlich, dass die Trauer groß ist. Daher solltest du deine Gefühle auch zulassen. Das hilft, um dieses Erlebnis zu verarbeiten. Wenn dir nach Weinen, Ruhe oder Abstand zumute ist, dann mach das. Sprüche aus dem Umfeld wie „Nicht so tragisch, werde doch einfach bald wieder schwanger“ helfen nicht und sind unangebracht. Schaue auch, wie dein Partner trauert. Gemeinsam lässt sich so eine eigentlich unerträgliche Last oft leichter schultern. Ihr könnt euch Kraft geben und euch in schwierigen Phasen unterstützen.
Du bist nicht alleine!
Vielen Frauen hilft es, über den Verlust ihres Kindes zu sprechen. Du kannst dich an Vertraute wenden wie deine Hebamme oder deine Ärztin. Aber auch eine liebe Freundin steht dir in dieser schweren Zeit sicherlich bei. Vielleicht hat sie das gleiche Schicksal ja auch schon erlebt? Lass in den Gesprächen deinen Emotionen ruhig freien Lauf. Auch Selbsthilfegruppen wie die „Initiative Regenbogen“ oder das Projekt „Die Schmetterlingskinder“ bieten die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Betroffenen und Experten. Ebenfalls kann es helfen, Erfahrungsberichte von Frauen zu lesen, die ein ungeborenes Kind verloren haben. „Wer sagt, dass die Welt sich weiterdreht: Mein Leben mit einer Fehlgeburt“ oder „Leise wie ein Schmetterling: Abschied vom fehlgeborenen Kind“ bieten hier Einblicke und zeigen, wie andere Mütter mit dieser Situation umgehen.
Abschiedsrituale können helfen
Auch wenn das Kind nicht mehr da ist, wird es doch immer einen Platz im Herzen seiner Eltern haben. Daher können Abschiedsrituale und Formen der Erinnerung ein Weg sein, mit der Trauer umzugehen. So gibt es eigene Bücher für Sternenkinder, in denen Andenken wie das erste Ultraschallbild oder auch persönliche Gedanken der Eltern aufbewahrt werden. So hast du einen Anlaufpunkt, an dem du nachschauen und dich an dein Kind erinnern kannst. Es gibt auch Fotografen, die sich auf behutsame Aufnahmen von Kindern spezialisiert haben, die in einer fortgeschrittenen Schwangerschaftswoche still geboren worden sind. Manche Eltern bevorzugen auch ein eigenes Begräbnis für ihr Kind, um einen Ort zum Trauern zu haben. Dafür gibt es auf einigen Friedhöfen extra Grabflächen. Auch Krankenhäuser mit Geburtsstationen bieten oft Abschiedszeremonien an. Seit einigen Jahren können Eltern auch fehlgeborene Kinder mit einem Gewicht von unter 500 Gramm beim Standesamt registrieren lassen.
Dieser Schutz steht dir zu
Sprich mit deiner behandelnden Ärztin, wenn dich die Fehlgeburt körperlich oder seelisch belastet. Sie hat die Möglichkeit, dir eine Arbeitsunfähigkeit zu bescheinigen. Verlierst du dein Kind nach der zwölften Schwangerschaftswoche, greift zudem der besondere Kündigungsschutz. Demnach bis du bis mindestens vier Monate nach der Fehlgeburt vor einer Kündigung geschützt. Wenn dein Kind bei der Fehlgeburt mindestens 500 Gramm wog oder nach der 24. Schwangerschaftswoche zur Welt kam, gilt für dich auch die allgemeine Schutzfrist nach der Entbindung. Du erhältst acht Wochen Mutterschutz, in denen dein Gehalt weitergezahlt wird. Vielen Frauen hilft diese Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten. Anderen Müttern wiederum tut es gut, zur Ablenkung wieder rasch arbeiten zu gehen. Wenn du das möchtest, darfst du frühestens zwei Wochen nach der Entbindung wieder an deinen Arbeitsplatz.
Nimm dir Zeit
Es ist ganz unterschiedlich, wie lang und wie groß die Trauer um ein still geborenes Kind dauert. Wichtig ist, dass du dir die Zeit nimmst, die du brauchst. Hole dir Hilfe und Unterstützung, denn diese Zeit musst du nicht alleine durchstehen. Wenn dir der Sinn nach Abwechslung und Unterhaltung steht, dann lass das zu. Einige Mütter brauchen Ablenkung, andere wiederum möchten sich erst einmal der Erinnerung und ihren traurigen Emotionen hingeben. Oft steht dann auch nach einer gewissen Zeit die Frage nach einem neuen Versuch, einem weiteren Kind im Raum. Viele Frauen machen sich Sorgen, dass sich die Erfahrung der Fehlgeburt wiederholt. Lass dich von deinem Arzt beraten. Er kann erbliche oder andere Gründe für ein Abort-Risiko ausschließen. Es gibt keine generelle Empfehlung, wie lang nach einer Fehlgeburt mit einer erneuten Schwangerschaft gewartet werden sollte. Körperlich und auch seelisch sollte sich die Frau von dieser Erfahrung erholt haben. Viele Mütter berichten, dass eine weitere Schwangerschaft und das anschließend gesund geborene Kind ihnen geholfen haben, über diesen vorherigen Verlust hinweg zu kommen.