Darf ich in der Schwangerschaft Medikamente nehmen?
Medikamente sind – richtig eingenommen – eine echte Erleichterung. Sie verschaffen Linderung und unterstützen den Regenerationsprozess. Doch in der Schwangerschaft sind viele Arzneimittel tabu. Zu groß ist die Gefahr, dass Wirkstoffe zum Beispiel über die Plazenta zu deinem ungeborenen Kind übergehen. Dort können diese Stoffe unter Umständen Schäden anrichten. Aus moralischen Gründen verbietet es sich, Studien an Schwangeren durchzuführen, um die Auswirkungen einer Arznei zu testen. Doch an ihrer Krankheit leiden soll eine werdende Mutter auch nicht. Es gibt verschiedene Wege, wie du dir bei Krankheiten in der Schwangerschaft Linderung verschaffen kannst. Wende dich bei diesem Thema immer auch an deine Ärztin oder deinen Arzt. Sie können Risiken und Notwendigkeit an besten gegeneinander abwägen.
Schutz beginnt schon vor der Schwangerschaft
Besonders sensibel ist der Embryo im ersten Schwangerschaftsdrittel. Während dieser Phase bilden sich die Organe aus. Einige Medikamente können hier Fehlbildungen auslösen. Um auf Nummer sicher zu gehen, rät Tobias Lindner, Apotheker im AOK-Bundesverband: „Zu Beginn der Schwangerschaft sollten werdende Mütter genau prüfen, welche Medikamente sie alles einnehmen, auch rezeptfreie. Und welche davon unbedingt nötig sind oder ob die Einnahme mit Ärztin oder Arzt abgesprochen sind.“ Das gilt besonders für chronisch kranke Frauen, die schwanger werden und zum Beispiel an Asthma, Bluthochdruck, Diabetes oder auch an psychischen Erkrankungen leiden. Ihnen wird meist empfohlen, ihre Medikamente weiter zu nehmen. Denn ein Verzicht kann zu einer erheblichen Verschlechterung der eigenen Grunderkrankung führen. Das würde das Leben des ungeborenen Kindes gefährden. Der Arzt kann schauen, ob das Mittel für Schwangere geeignet ist und gegebenenfalls Alternativen auswählen. „Für die Gesundheit des Kindes ist es wichtig, dass es auch der Mutter gut geht“, so Lindner.
Bei Arzneimitteln auf Bewährtes setzen
Wenn du während deiner Schwangerschaft ein Medikament benötigst, wird dein Arzt mit Bedacht das richtige Mittel auswählen. In der Regel verschreiben die Fachleute bewährte Präparate, zu denen jahrelange Erfahrungswerte vorliegen. Bei ihnen sind die Auswirkungen und Nebenwirkungen auf die Mutter und ihr ungeborenes Kind bekannt und so gering wie nur möglich. So haben sich bei Infektionen Antibiotika wie Penicillin und Amoxillin als verträglich erwiesen. Bei heftigem Schnupfen ist meist eine kurzzeitige Anwendung von oxymetazolinhaltigen Nasensprays möglich. Viele Schwangere leiden aufgrund der hormonellen Umstellung unter Pilzinfektionen im Intimbereich. Hier werden die Wirkstoffe Nystatin oder Clotrimazol zur Behandlung empfohlen.
Vorsicht mit Schmerzmitteln
Viele Schmerzmittel können in der Schwangerschaft zu Komplikationen führen. „Wir empfehlen deshalb allen Schwangeren, so weit wie irgend möglich auf diese Arzneimittel zu verzichten und Schmerzen mit Allgemeinmaßnahmen zu bekämpfen“, erläutert Dr. med. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Das häufig verwendete Schmerzmittel ist Acetylsalicylsäure (ASS) hemmt die Blutgerinnung. Es führt zu erhöhtem Blutverlust bei Verletzungen und unter der Geburt. In sehr geringer Dosis von 50 oder 100 mg hilft ASS aber, bei Schwangeren eine Präeklampsie zu vermeiden. Der Wirkstoff Paracetamol hat laut Albring keine negativen Auswirkungen auf die Schwangerschaft und auf den Embryo, wenn er nur in Ausnahmefällen verwendet wird. Den Entzündungshemmer Ibuprofen beurteilt der Bundesverband der Frauenärzte für die erste Hälfte der Schwangerschaft als unproblematisch. Wenn dieses Arzneimittel in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft eingenommen wird, kann er bereits in geringer Dosierung beim Baby zu Herzfehlern und Nierenversagen führen. Sprich daher immer mit deinem behandelnden Arzt oder deiner Ärztin.
Hausmittel können helfen
Viele Schwangere haben mit lästigen Beschwerden wie Sodbrennen oder Übelkeit zu kämpfen. In einem leichten Stadium kannst du es hier erst einmal mit Hausmitteln versuchen. Bei Übelkeit hilft es oft, das Essen auf mehrere kleinere Mahlzeiten am Tag zu verteilen. Ingwer kann ebenfalls lindernd wirken. Du leidest unter Sodbrennen? Dann schlafe doch einmal mit erhöhtem Oberkörper. Das reduziert den Rückfluss vom Mageninhalt in die Speiseröhre. Ein Glas Milch kann dabei unterstützen, die Magensäure zu neutralisieren. Kopfschmerzen können mit etwas Pfefferminzöl behandelt werden und bei Erkältungen wirken oft viel Flüssigkeit und Bettruhe wahre Wunder. Eine Nasendusche mit Salzwasser verschafft Linderung bei verstopfter Nase.
Hier gibt es Informationen und Beratung
Das Thema Medikamente in der Schwangerschaft ist mit vielen Fragen und oft auch Ängsten behaftet. Wenn du dir unsicher bist oder auch eine zweite Meinung einholen willst, schau doch einmal bei dem Portal embryotox vorbei. Das ist ein Angebot der Charité-Universitätsmedizin Berlin, das vom Bundesgesundheitsministerium gefördert wird. Die medizinischen Experten haben dort Informationen zu über 400 Arzneimitteln und ihrer Anwendung in der Schwangerschaft zusammengestellt. In diese Informationen fließen auch Erfahrungen von Schwangeren und ihren Ärzten ein. Bei den meisten Medikamenten sind die Angaben nach Schwangerschaftsmonaten sortiert. Denn viele Arzneien unterscheiden sich in ihren Auswirkungen je nach Fortschreiten der Schwangerschaft. Auf Wunsch beraten dich die Mitarbeiter von embryotox auch individuell. Du kannst dich mit deinen Fragen zudem an die Beratungsstelle für Medikamente in Schwangerschaft und Stillzeit „Reprotox“ des Universitätsklinikums Ulm wenden.
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