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RS-Virus – das sollten Eltern wissen

Text: Kirsten Hemmerde
In der kalten Jahreszeit erkranken viele Kinder am RS-Virus. Das Respiratorische Synzytial-Virus beginnt oft wie eine Erkältung und kann vor allem bei kleinen Kindern schwere Atemwegsinfekte auslösen.

Dein Kind hustet und schnieft? Atemwegserkrankungen treten im Winter gehäuft auf und sind vor allem bei kleinen Kindern ganz normal. Durchschnittlich zehn  Infekte bringen sie pro Jahr mit nach Hause. Meist sind sie harmlos und klingen nach ein paar Tagen von alleine ab. Doch es kann auch das RS-Virus dahinterstecken. Dieses Respiratorische Synzytial-Virus löst vor allem bei Risikogruppen heftige Atemwegserkrankungen aus und führt zu vollen Kinderarztpraxen und vielen Einweisungen in die Kinderklinik.

Was ist das RS-Virus?

Die Bezeichnung RSV stammt aus dem englischen und bedeutet „respiratory syncytial virus“. Seinen Namen hat es erhalten, weil das Virus im Atmungsapparat (Respirationstrakt) Zellen verschmelzen lässt (Synzytien). Veränderte Zellen und Schleim setzen sich in den Bronchien fest und können dort schwere Krankheitsverläufe verursachen. Das RS-Virus ist dem Grippe-Virus ähnlich und tritt vor allem im Winter auf. In unseren Breitengraden erkranken die meisten Menschen zwischen November und April daran.

Für wen ist das RS-Virus besonders gefährlich?

Nahezu alle Kinder machen in den ersten zwei Lebensjahren eine Infektion mit dem RS-Virus durch. Erkranken sie als ältere Kinder oder Erwachsene noch einmal daran, verläuft die Krankheit oft wie eine Erkältung oder sogar ohne Symptome. Eine Erstinfektion jedoch führt bei kleinen Kindern meist zu einer heftigen Atemwegserkrankung. Denn ihr Immunsystem ist auf diesen Erreger noch nicht trainiert. Zudem sind die Atemwege bei Kindern enger und kleiner, sodass eine Verklebung der feinen Verästelungen in den Bronchien schneller zu einem schweren Krankheitsverlauf führt. Besonders gefährdet sind diese Risikogruppen:

  • Frühgeborene
  • Kinder mit chronischer Lungenerkrankung oder angeborenen Herzfehlern
  • Kinder mit starker Abwehrschwäche
  • Personen, die unter schweren Immundefekten leide oder Chromosomenabweichungen wie Trisomie 21 besitzen

Auch bei Säuglingen, die jünger als sechs Monate sind, besteht ein höheres Risiko für eine schwere RS-Virus-Erkrankung. Jungen sind davon häufiger betroffen als Mädchen.

Das sind die Symptome – und die Unterschiede zu einer Erkältung

Eine mild verlaufende RS-Virus-Erkrankung verläuft ähnlich wie eine Erkältung. Es sind die oberen Atemwege betroffen und Symptome wie Schnupfen, Niesen, ein schmerzender Hals oder trockener Husten treten auf. Vor allem bei kleineren Kindern kann das Virus aber auch die unteren Atemwege wie Bronchien oder Lungen angreifen. Dann führt der Erreger zu einer RSV-Bronchiolitis. Diese Symptome unterscheiden sich dann deutlich von denen einer normalen Erkältung. Zum Beispiel leidet das Kind unter:

  • Fieber
  • Husten mit Auswurf
  • Atembeschwerden wie beschleunigter Atmung, Rasselgeräuschen und erschwertem Atmen, bei dem sich die Haut am Brustkorb einzieht
  • trockener, kalter und blasser Haut
  • geringerer Sauerstoffsättigung im Blut, die sich durch Blaufärbung der Haut zeigen kann
  • Kraftlosigkeit, geringem Appetit, Trinkprobleme
  • eingesunkene Fontanelle bei Kindern unter 18 Monaten

Eine RSV-Infektion ist der häufigste Grund für Atemwegserkrankungen, mit denen Säuglinge und Kleinkinder in der Kinderklinik behandelt werden.



Wann sollte mein Kind zu einem Arzt?

Der Zeitpunkt für einen Arztbesuch ist individuell. Gerade Säuglinge sollten rasch behandelt werden, da bei ihnen sonst ein Flüssigkeitsmangel droht. Auch wenn die Krankheits-Symptome schlimmer werden und auf eine Bronchiolitis hindeuten, ist schnelles Eingreifen erforderlich.


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Wie wird eine Erkrankung mit dem RS-Virus behandelt?

Da RSV eine Viruserkrankung ist, hilft dagegen kein Antibiotikum. Behandelt werden die Symptome. Bewährt haben sich dabei diese Hausmittel:

  • Viel Trinken: Flüssigkeit löst den festsitzenden Schleim in den Atemwegen. So können Kinder besser abhusten.
  • Inhalieren: Schon für Babys und Kleinkinder gibt es handliche Inhalatoren mit Kochsalzlösung. Der Dampf befeuchtet die Atemwege und lindert Schnupfen oder Husten.
  • Nasentropfen: Kochsalz kannst du auch direkt in die Nase verabreichen. Für kleine Babys gibt es Tropfen, für größere Kinder Spray. Die Lösung reinigt den Nasenraum und spült Sekret heraus.
  • Hoch lagern: Kindern kann ein kleines Kissen unter die Matratze gelegt werden, sodass der Oberkörper höher liegt. Das macht das Atmen leichter.

Wenn die Symptome besonders stark sind, können diese Medikamente helfen:

  • Fiebersenkende Mittel: Kinder erhalten eine Lösung auf Paracetamol- oder Ibuprofen-Basis. Diese Säfte helfen bei hohem Fieber oder starken Schmerzen.
  • Nasenspray: Ein abschwellendes Nasenspray mit medizinischem Wirkstoff macht die Nase frei und erleichtert so die Atmung. Lass dich in der Apotheke beraten, welches Mittel für Kinder geeignet ist.
  • Medikamente für die Bronchien: Sitzen die feinen Verästelungen in den Bronchien zu, können bronchienerweiternde Medikamente helfen. Das Kind inhaliert diesen Wirkstoff, der dann die Atmung leichter macht.

Im Falle eines Klinikaufenthaltes erhalten viele Kinder zudem Sauerstoff. Denn die Atemwegsprobleme durch das RS-Virus führen zu einer schlechteren Sauerstoffsättigung im Körper. Dafür gibt es spezielle Kindermasken, durch die der Sauerstoff fließt.

Hilfreich: Übertragungswege kennen und vorbeugen

Das RS-Virus ist hocheffizient. Denn es verbreitet sich rasend schnell und ist hochinfektiös. Schon einen Tag nach der Infizierung kannst du weitere Personen anstecken. Vor allem überträgt sich das Virus über Tröpfchen – zum Beispiel beim Sprechen oder Niesen – und über eine Schmierinfektion. Fasst dein erkranktes Kind zum Beispiel Spielzeug oder Handtücher an, können die Vieren dort bis zu mehreren Stunden überleben. Wenn du einer Infektion vorbeugen möchtest, ist Hygiene besonders wichtig. Das Robert Koch Institut empfiehlt unter anderem regelmäßiges korrektes Händewaschen, Niesen in die Ellenbeuge und die Reinigung sensibler Oberflächen. Außerdem sollten erkrankte Personen ihre Kontakte reduzieren, um so die Ansteckungsgefahr für andere Menschen zu minimieren. Wenn dein Kind zu einer Risikogruppe gehört, lass dich vom Kinderarzt beraten. Es besteht die Möglichkeit, dass es in den ersten ein bis zwei Lebensjahren während der RSV-Saison eine passive Immunisierung mit Antikörpern erhält.

 

ÜBER Kirsten Hemmerde

Kirsten kennt als Mama von zwei Jungs sowohl die schönen als auch die chaotischen Seiten des Familienlebens. Die gelernte Journalistin wohnt mit ihrer Familie im Ruhrgebiet, urlaubt gerne in Holland und genießt es, mit ihren Kindern in die bunte Welt aus Bausteinen, Büchern und Basteleien einzutauchen.

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