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Impfungen für Kinder – ein Überblick

Text: Kirsten Hemmerde
Ob gegen Masern, Keuchhusten oder Corona: Es gibt viele Impfungen für Kinder. Schon die Allerkleinsten können damit gegen Krankheiten geschützt werden. Bei ihnen ist der Piks meist Teil der U-Untersuchungen. Wir geben dir einen Überblick über die verschiedensten Impfungen und darüber, welche Vakzine von der Ständigen Impfkommission empfohlen werden.

Unsere Großeltern kennen es noch von früher: Viele Kinder und auch Erwachsene erkrankten noch vor wenigen Jahrzehnten an Kinderlähmung, Masern oder Typhus. Diese Krankheiten treten heute nur noch selten oder gar nicht mehr auf. Denn durch breit angelegte Impfkampagnen wurden sie nahezu vollständig beseitigt. Impfungen stehen bereits für Säuglinge an und werden im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt. Doch wie funktionieren diese Wirkstoffe und welche Impfungen werden für Kinder empfohlen?

Wie funktionieren Impfungen?

Impfungen setzen am Schutzsystem des kindlichen Körpers an. Denn er verfügt über einen durchdachten Abwehrmechanismus. Damit ihm Bakterien, Pilze oder Viren nichts anhaben können, schützt sich der Körper von innen und außen. Zum Beispiel wehren Hautflora, Speichel und auch die Nasenhärchen unerwünschte Eindringlinge ab. Dringen trotzdem Erreger in den Körper vor, werden sie vom Immunsystem bekämpft, das dabei gleichzeitig Antikörper bildet. Diese Abwehrstoffe erkennen beim nächsten Kontakt den Erreger und gehen gegen ihn vor. Impfungen machen sich genau diesen Vorgang zunutze. Der Kinderarzt verabreicht deinem Kind dabei Erreger in einer abgeschwächten Form. Sie regen die Antikörperbildung an. Damit ist dein Kind gegen Krankheiten geschützt, ohne sie durchmachen zu müssen. Bei den meisten Impfungen erfolgt dieser Schutz in Etappen. Dein Kind erhält mehrere Teilimpfungen – die sogenannten Grund- und Auffrischungsimpfungen. Sie trainieren das Immunsystem am besten.

Welche Impfstoffe gibt es?

Es gibt verschiedene Impfstoffe. Bei Kindern werden hauptsächlich Lebend- und Totimpfstoffe eingesetzt. Lebendimpfstoffe enthalten den aktiven Erreger in stark reduzierter Form. Er regt das Immunsystem zur Antikörperbildung an, ohne im Körper die Erkrankung auszulösen. Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken basieren auf diesem Wirkstoff.  Totimpfstoffe dagegen bestehen aus abgetöteten Krankheitserregern. Das ist beispielsweise bei Impfungen gegen Keuchhusten, Kinderlähmung, Hepatitis und Pneumokokken der Fall. Im Zuge der Corona-Impfungen sind die mRNA-Wirkstoffe bekannt geworden. Hierbei handelt es sich nicht um Krankheitserreger, sondern um Erbinformationen des Virus.  Diese erhalten die Körperzellen über die mRNA-Botenmoleküle und können daraus selbst Antikörper herstellen.

Start mit Impfungen für Kinder gegen Rotaviren, Keuchhusten und Kinderlähmung

In Deutschland entscheidet die Ständige Impfkommission STIKO darüber, welche Impfungen für Kinder empfohlen und damit auch von der Krankenkasse bezahlt werden. Für den optimalen Schutz von Säuglingen startet der Impfkalender bereits in der sechsten Lebenswoche. Die Impfung gegen Rotaviren ist die erste, die Babys erhalten. Denn Rotaviren können bei ihnen schlimmste Durchfallerkrankungen auslösen. Nach der ersten Dosis im Alter von sechs Wochen folgen ein bis zwei weitere Dosen mit mindestens vierwöchigem Abstand.

Meist im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung U4 im Alter von rund zwei Monaten gibt es eine gemeinsame Sechsfach-Impfung gegen diese Krankheiten:

  • Keuchhusten: Quälender Husten oft über mehrere Wochen lang kennzeichnet diese Erkrankung. Vor allem Säuglinge leiden oft unter besonders heftigen Symptomen wie Lungenentzündungen, Mittelohrentzündungen oder Krampfanfällen. Um kleine Kinder zu schützen, wird übrigens Eltern und Großeltern eine Auffrischungsimpfung empfohlen.
  • Kinderlähmung: Bei der auch als Polio bezeichneten Krankheit befallen Viren das Rückenmark und können dort zu Lähmungen führen. Impfungen haben sind die Zahl der weltweiten Erkrankungen seit 1988 um über 99 Prozent gesenkt.
  • Tetanus: Diese Krankheit heißt auch Wundstarrkrampf. Denn Bakterien verursachen hierbei starke, schmerzende Muskelkrämpfe. Lebensbedrohliche Krämpfe im Kehlkopf oder der Brustmuskeln können den Betroffenen sogar Ersticken lassen.
  • Diphterie: Diese bakterielle Erkrankung betrifft meistens den Rachen. Sie führt oft zu Fieber, Halsschmerzen, geschwollenen Halsbereichen und Schluckbeschwerden. Dadurch verengte Atemwege können Luftnot und Erstickungsanfälle verursachen. Auch Herzmuskelentzündungen sind möglich.
  • Hepatitis B: Gelbsucht ist ein typisches Zeichen einer Hepatitis-B-Erkrankung. Hierbei greifen Viren die Leber an und können zu einer Leberentzündung führen. Gerade bei Babys besteht die Gefahr, dass eine Infektion chronisch wird.
  • Hib: Durch Impfungen ist diese Krankheit in Deutschland nahezu unbekannt geworden. Vor dem Impfstart 1990 führte das Hib-Bakterium jährlich zu mehreren hundert Todesfällen. Vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern traten schwere Entzündungen der Hirnhaut und des Kehldeckels auf.

Weitere Impfungen im ersten Lebensjahr

In der Kinderarztpraxis erhältst du für dein Kind den gelben Impfpass. Hier werden alle Impfungen eingetragen – sowohl die Grundimmunisierungen wie auch die Auffrischungen. Für das erste Lebensjahr rät die STIKO zu diesen weiteren Vakzinen:

  • Masern: Viren führen bei Masern zum typischen Hautausschlag. Jedoch können auch Komplikationen wie Mittelohr- und Lungenentzündungen oder Gehirnentzündungen auftreten. Da dieses Virus hochansteckend ist, gilt mittlerweile eine Masern-Impfpflicht für den Besuch von Kitas und Schulen.
  • Mumps: Diese Erkrankung war früher auch als Ziegenpeter bekannt. Denn da sich die Ohrspeicheldrüsen entzünden, schwillt dieser Ohrbereich schmerzhaft an. Hörschäden können auftreten. In der Pubertät kann die Infektion die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
  • Röteln: Rötelviren führen zu hellrotem Hautausschlag, Erkältungserscheinungen und angeschwollenen Lymphknoten. Wenn eine schwangere Frau daran erkrankt, können die Viren das ungeborene Kind schädigen.
  • Windpocken: Varizellen verursachen neben einem Krankheitsgefühl vor allem einen juckenden Hautausschlag. Kleine Knötchen treten auf und füllen sich mit ansteckender Flüssigkeit.
  • Meningokokken C: Eine Meningokokken-Erkrankung kündigt sich durch schweres Unwohlsein an. Fieber, Benommenheit und Kopfschmerzen sind einige der Symptome. Binnen Stunden kann es zu einer lebensbedrohlichen Hirnhautentzündung oder einer Blutvergiftung kommen. .

Soll ich mein Kind gegen Corona impfen lassen?

Für euch als Eltern stehen zahlreiche weitere wichtige Impf-Entscheidungen für euer Kind an. Wenn ihr verreist, können je nach Urlaubsziel Impfungen gegen Krankheiten wie Cholera, Malaria, Gelbfieber oder Frühsommer-Meningoenzephalitis sinnvoll sein. Außerdem gibt es weitere Impfungen, die auch für Kinder in Frage kommen. Zum Beispiel können schon Kita-Kinder gegen Corona geimpft werden. Dabei ist euer Kinderarzt sicherlich der beste Ansprechpartner. Er kann euch beraten und auch Vor- sowie Nachteile einer Impfung gegeneinander abwägen. Darüber hinaus bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ein eigenes Portal zu verschiedenen Infektionskrankheiten und auch der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte informiert über aktuelle Impfempfehlungen. 

ÜBER Kirsten Hemmerde

Kirsten kennt als Mama von zwei Jungs sowohl die schönen als auch die chaotischen Seiten des Familienlebens. Die gelernte Journalistin wohnt mit ihrer Familie im Ruhrgebiet, urlaubt gerne in Holland und genießt es, mit ihren Kindern in die bunte Welt aus Bausteinen, Büchern und Basteleien einzutauchen.

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