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Familienbett – so schlafen Kinder sicher

Text: Kirsten Hemmerde
Kaum etwas wird so kontrovers diskutiert wie das Familienbett. Viele Eltern schwören darauf und schätzen die gemeinsame Schlaf- und Kuschelzone. Für andere dagegen ist es zu gefährlich für das Kind. Hier erfährst du mehr über die Vor- und Nachteile von Bed-Sharing und wie du das gemeinsame Schlafen sicher machst.

Ein Viertel aller Kinder unter vier Jahren schläft mehr oder weniger regelmäßig mit im Bett der Eltern. Bei Babys sind es sogar rund 40 Prozent. „Für uns war und ist das Familienbett ein Ort in dem wir gemeinsam kuscheln, schlafen und toben. Ich persönlich werde die unzähligen Momente in der Nacht nicht vergessen: Dann, wenn ich in die schlafenden Gesichter meiner Jungs schauen kann, eine kleine Hand mich sucht oder mir im Halbschlaf wilde Geschichten erzählt werden“, berichtet die zweifache Mutter Doreen Wiegleb. Viele Eltern und ihre Kinder schätzen die gemeinsame Nähe. Zudem schwärmen sie davon, dass das Familienbett allen mehr Schlaf bringt. Andere Eltern sind unsicher wegen möglicher Gefahren für das Kind oder bevorzugen ruhigen Schlaf im eigenen Bett. Bei diesem emotionalen Thema hilft es, sich über die Chancen und Risiken zu informieren und die Bedürfnisse aller Familienmitglieder abzuwägen.

Familienbett: Das sind die Vorteile

Früher war es ganz normal, dass die komplette Familie zusammen schlief. Für Babys war der nächtliche Kontakt zur Mutter sogar überlebenswichtig. Denn tagsüber waren Steinzeitmütter oft mit der Nahrungssuche beschäftigt. Erst nachts, wenn alle zur Ruhe kamen, hatten sie ausreichend Zeit zum Stillen. Auch heute noch ist in vielen Kulturkreisen dieses sogenannte Bed-Sharing üblich. Das sind die Vorteile:

  • Bindung: Ob beim Einschlafen oder beim nächtlichen Wachwerden – viele Kinder suchen instinktiv die Nähe ihrer Eltern. Ein Familienbett spendet hier Wärme und Sicherheit.  Vor allem, wenn Kinder nachts oft das elterliche Schlafzimmer aufsuchen, kann eine solche Lösung ein echter Gewinn für alle sein.
  • Füttern: Gerade bei Babys ist es sehr praktisch, dass die Eltern zum Stillen oder Füttern nicht das Zimmer verlassen müssen. Zum Stillen zieht die Mutter das Kind einfach an sich heran. Und das Fläschchen kann im Bett zubereitet und direkt gefüttert werden. Babys, die in der Nähe ihrer Mutter schlafen, werden laut wissenschaftlichen Untersuchungen häufiger gestillt.
  • Schlaf: Das Schlafmuster von Eltern und Kind passt sich im Familienbett besser aneinander an. So haben Mütter und ihre gestillten Kinder nach einer gewissen Zeit ähnliche Schlafphasen. Das führt dazu, dass sie nahezu gleichzeitig wachwerden – ein echter Vorteil beim nächtlichen Füttern oder Wickeln.
  • Nähe: Wenn das Kind getröstet oder das Baby gefüttert werden möchte – im Familienbett sind die Wege kurz. Eltern müssen nicht erst aufstehen und ins Nachbarzimmer laufen. Das spart Zeit und Energie. Zudem können viele Mütter und Väter schneller wieder einschlafen.
  • Sicherheit: Wer sich nachts fragt, ob es seinem Kind gut geht, muss einfach nur kurz die Augen aufmachen oder hinhören. Vor allem bei Neugeborenen oder kranken Kindern haben Eltern so schnelle Sicherheit.

Diese Nachteile gibt es beim gemeinsamen Schlafen

Ein Familienbett als Garant für Harmonie zwischen Eltern und Kindern? So einfach ist es nicht. Denn das gemeinsame Bett kann auch Nachteile haben. Erstens fühlen sich einige Eltern von den Kindsbewegungen im Bett gestört. Wenn das Baby ein kleiner Drehwurm ist oder der Zweijährige sich nachts an Papas Rücken klammert, kann das den erholsamen Schlaf  beeinträchtigen. Zweitens sorgen sich einige Eltern, dass ihnen mit Kind im Bett ihnen womöglich jahrelang weniger Platz für Zweisamkeit bleibt. Drittens ist die wohl größte Thematik die Sicherheit. Denn unter Wissenschaftlern ist es hochumstritten, ob das Bed-Sharing das Risiko für den plötzlichen Kindstod erhöht oder sogar senkt. Einige Experten sagen, dass Mutter und Kind im Familienbett weniger Tiefschlafphasen haben, aufmerksamer sind und daher gefürchtete Atemaussetzer nicht entstehen können. Auf der anderen Seite gibt es Berichte von Babys, die im Schlaf von ihren Eltern erdrückt wurden oder unter einen Kissen erstickten.

Gut und sicher schlafen im Familienbett

Daher ist es wichtig, das Familienbett so sicher wie nur irgend möglich zu machen. Babys sind am besten im Schlafsack aufgehoben. Kissen, Decken oder Kuscheltiere sollten entfernt werden. Der amerikanische Kinderarzt, Wissenschaftler und achtfache Vater Dr. Bill Sears hat darüber hinaus diese Tipps parat:

  • Das Baby sollte auf dem Rücken schlafen.
  • Matratze, Rausfallschutz oder Kopfteil müssen dicht abschließen. Es darf keine Spalten geben, in die der Kopf des Babys einsinken könnte.
  • Da Mütter aufgrund ihres Schlafverhaltens nachts aufmerksamer sind, sollten nur sie neben dem Baby schlafen. Das Baby sollte nicht zwischen Mutter und Vater schlafen.
  • Babys sollten nicht auf weichen Unterlagen wie einem Wasserbett, einer Couch oder einem Sitzsack schlafen.
  • Wer neben dem Kind schläft, sollte weder rauchen noch Alkohol, Drogen oder den Schlaf beeinträchtigende Medikamente nehmen.
  • Schütze dein Kind mit einem Rausfallschutz davor, aus dem Bett zu fallen.

Dr. Sears empfiehlt bei Babys vor allem das Co-Sleeping. Im Gegensatz zum Familienbett bedeutet es, dass das Baby nicht im Elternbett schläft. Sondern es liegt in unmittelbarer Nähe, zum Beispiel in einem Beistellbett. Viele dieser Beistellbetten können einfach und sicher am Elternbett montiert werden. Vorteil: „So haben Mutter und Baby ihren eigenen Schlafplatz, während das Baby weiterhin in der Nähe der Mutter schlafen kann, um leichter gefüttert und getröstet zu werden“, erläutert der Kinderarzt. Ob Familienbett mit Baby oder nicht, ist eine sehr persönliche Frage. Das sieht auch Zweifachmama Doreen Wiegleb so: „Man sollte bei dem Thema auch gern auf sein Bauchgefühl vertrauen. Ist man vielleicht noch unsicher oder hat Angst, das Baby zu verletzen, ist natürlich gegen ein Beistellbettchen nichts einzuwenden und das Baby zieht einfach später ins Familienbett um.“

Welches Bett eignet sich als Familienbett?

Wer sich für ein Familienbett entscheidet, hat viele Optionen. Einige Eltern kaufen mehrere Matratzen und legen diese nebeneinander auf den Boden. Andere wiederum verbinden mehrere Standard-Betten zu einer XXL-Schlafstätte. Mittlerweile gibt es auch Anbieter, die extra-große Familienbetten fertigen. Doreen Wiegleb wurde selbst aktiv, als ihre beiden Jungs im Elternbett schlafen wollten: „Ich hatte bereits sehr frühzeitig die Idee von einem ausziehbaren Doppelbett.“ Daher gründete sie kurzerhand ihr eigenes Unternehmen. Heute vertreibt sie unter dem Namen „Familiennest“ ausziehbare Familienbetten an Privatkunden und die Hotellerie. „Das besondere an unseren Familiennestern ist, dass man sie bei Bedarf einfach ausziehen kann und so aus 180×200 cm Liegefläche einfach 260×200 cm bzw. 340×200 cm machen kann.“ Damit es noch sicherer wird, gibt es den passenden Rausfallschutz mit dazu. Engagiert wirbt die Gründerin vor allem in der Hotellerie für Familienbetten. Damit dieses Gefühl der Geborgenheit, das viele Familien zuhause schätzen, auch im Urlaub erlebbar wird.

Bilder: Getty

 

ÜBER Kirsten Hemmerde

Kirsten kennt als Mama von zwei Jungs sowohl die schönen als auch die chaotischen Seiten des Familienlebens. Die gelernte Journalistin wohnt mit ihrer Familie im Ruhrgebiet, urlaubt gerne in Holland und genießt es, mit ihren Kindern in die bunte Welt aus Bausteinen, Büchern und Basteleien einzutauchen.

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