Stillen in der Öffentlichkeit – Wie du dich sicher und wohl fühlst

Dein Baby hat Hunger – jetzt, hier, mitten in der Stadt, im Café oder auf der Parkbank. Dein Instinkt sagt: Stillen. Doch dein Kopf? Der zweifelt. Was, wenn jemand guckt? Oder gar ein Kommentar kommt? Viele Mütter fühlen sich unsicher, wenn es ums Stillen in der Öffentlichkeit geht. Doch warum eigentlich?
Warum stillen so wenige Mütter in der Öffentlichkeit?
Mehr als zwei von drei Müttern stillen ihr Kind nach der Geburt ausschließlich. Doch davon sieht man in der Öffentlichkeit, in Cafés, Restaurants, Parkanlagen oder Einkaufscentern wenig. Die Gründe sind vielfältig:
- Oft ist es schlicht Unsicherheit. Frauen haben Angst vor negativen Reaktionen, unangenehmen Blicken oder gar blöden Kommentaren. Die Gesellschaft ist noch immer nicht so offen, wie sie sein sollte. In den Medien wird Stillen selten gezeigt – und wenn, dann inszeniert. Dazu kommt: Wer es in seiner Kindheit kaum erlebt hat, dass Babys gestillt werden, für den kann es ungewohnt sein, es bei anderen zu beobachten.
- Hinzu kommt die sexualisierte Sicht auf die weibliche Brust. Viele Menschen vergessen, dass sie in erster Linie dazu da ist, Babys zu ernähren. Stattdessen wird sie in Werbung und Popkultur als erotisches Objekt dargestellt – und das kann dazu führen, dass Stillen als unpassend empfunden wird. Was natürlich totaler Blödsinn ist.
- Ein weiterer Punkt ist die Angst vor Konfrontation. Viele Mütter befürchten, dass sie in der Öffentlichkeit schief angesehen oder gar angesprochen werden. Diese Angst ist nicht unbegründet, denn immer wieder gibt es Berichte von Frauen, die aus Restaurants, Einkaufszentren oder öffentlichen Verkehrsmitteln verwiesen wurden, nur weil sie ihr Kind stillen. Hier brauchst du manchmal einiges an Selbstbewusstsein.
Stillen ist überall ok – und das Gesetz ist auf deiner Seite
Gut zu wissen: In Deutschland gibt es kein Gesetz, das Stillen in der Öffentlichkeit verbietet. Punkt. Weder im Restaurant noch in öffentlichen Verkehrsmitteln noch im Einkaufszentrum darf dich jemand am Stillen hindern. Falls zum Beispiel ein Cafébetreiber dich trotzdem bitten sollte zu gehen, könnte das ein Fall für das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz sein.
Weltweit gibt es immer mehr Bewegungen, die sich für das Recht auf öffentliches Stillen starkmachen. Länder wie Australien oder Großbritannien haben sogar Gesetze, die stillende Mütter explizit vor Diskriminierung schützen.
Du gibst deinem Baby das Beste
Schritt eins auf dem Weg zum unbefangenen Stillen in der Öffentlichkeit ist, dass du dir bewusst machst, welch großartige Leistung du als Still-Mami vollbringst. Du gibst deinem Baby ein wahres Wunder der Natur: Muttermilch versorgt dein Baby stets mit allem, was es braucht. Sie macht es nicht nur satt, sondern liegfert auch Antikörper, Mineralstoffe und Botenstoffe, die das Immunsystem stärken. Es ist das Recht deines Babys, dann essen zu können, wann es Hunger hat. Und das unabhängig davon, ob das andere Menschen vielleicht stören könnte!
Wichtig ist auch, dass du entspannt bist. Denn dann fließt deine Milch leichter und du kannst dein Baby besser stillen. Entspannte Mami – entspanntes Baby. Also – störe dich nicht an dem, was andere vielleicht denken mögen.
So wirst du selbstbewusster beim Stillen in der Öffentlichkeit
Das erste Mal in der Öffentlichkeit zu stillen, kann Überwindung kosten – und das ist völlig normal. Doch je öfter du es tust, desto selbstverständlicher wird es für dich. Schließlich geht es nicht um andere, sondern um dein Baby und seine Bedürfnisse.w
- Starte in stillfreundlichen Umgebungen: Ein Stillcafé oder eine Mutter-Kind-Gruppe sind perfekte Orte, um dich ans Stillen außerhalb der eigenen vier Wände zu gewöhnen.
- Suche dir einen geschützten Platz: Ein ruhiger Park, eine Sitzecke im Einkaufszentrum oder ein Café mit einer gemütlichen Ecke – es gibt viele Orte, an denen du dich entspannen kannst.
- Trage stillfreundliche Kleidung: Wickeltops, Stillshirts oder ein lockerer Schal helfen, das Stillen diskret zu gestalten, falls dir das wichtig ist.
- Nimm ein Stilltuch mit: Wenn du dich wohler fühlst, kannst du dein Baby mit einem dünnen Tuch oder Schal abschirmen.
- Übe zu Hause vor dem Spiegel: So bekommst du ein Gefühl dafür, wie wenig andere Menschen tatsächlich sehen können.
- Erinnere dich: Dein Baby geht vor! Dein Kind hat Hunger – und niemand hat das Recht, das zu kritisieren.
- Finde Verbündete: Es hilft ungemein, sich mit anderen Müttern auszutauschen. Gemeinsam fühlt man sich oft sicherer und selbstbewusster.
- Atme tief durch und mach es einfach: Die meisten Menschen nehmen es gar nicht wahr, wenn du stillst – und wenn doch, dann meist wohlwollend.
7 schlagfertige Sprüche gegen blöde Kommentare
Lachen ist die beste Medizin. Und ein schlagfertiger Spruch lässt Kritiker meistens verstummen. Falls sich also doch mal jemand anmaßt, unpassende Kommentare zum Stillen in der Öffentlichkeit abzugeben, versuche es doch einmal mit einem dieser Sprüche:
- „Wenn meine Brust Sie stört, sollten Sie vielleicht einfach woanders hinsehen – klappt super!“
- „Oh, ich wusste nicht, dass meine Brust zu Ihrer Unterhaltung gehört.“
- „Sie wollen, dass ich mein Baby auf der Toilette stille? Frühstücken Sie auch auf dem Klo?“
- „Wissen Sie, was wirklich unhöflich ist? Fremde Menschen zu belästigen, während sie essen.“
- „Wenn Erwachsene hier essen dürfen, warum dann nicht auch Babys?“
- „Ich soll mich bedecken, weil auch Männer hier sind? Dann bringen Sie Ihrem doch bitte Manieren bei.“
- „Ich stille hier nur, weil das letzte Mal, als ich mein Baby hungern ließ und es schrie, auch niemand begeistert war.“
Stillen in der Öffentlichkeit? Ja, bitte!
Stillen ist das Natürlichste der Welt – und absolut in Ordnung, wo immer du bist. Lass dich nicht von veralteten Denkweisen oder schrägen Blicken verunsichern. Dein Baby hat Hunger und du gibst ihm das Beste, was es bekommen kann. Selbstbewusstsein kommt mit der Zeit – und mit der klaren Erkenntnis: Stillen ist ein Menschenrecht. Also Brust raus und weitergehen!