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Schwangerschaftsdiabetes: Das bedeutet es für dich

Text: Vanessa Stolz
Circa 5 von 100 Frauen sind von Schwangerschaftsdiabetes betroffen – häufig ohne auffällige Symptome. Wie du die Stoffwechselerkrankung frühzeitig erkennen und behandeln lassen kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Mindestens 5 Prozent aller Schwangeren sind von diesem Diabetes-Typ, der während der Schwangerschaft entsteht. betroffen. Die Diagnose ist für viele Mütter erstmal ein Schock. Wenn Die Erkrankung jedoch frühzeitig erkannt und behandelt wird, kann den Risiken für Mutter und Kind vorgebeugt werden. Die wichtigsten Informationen rund um das Thema Schwangerschaftsdiabetes haben wir dir heute hier zusammengefasst. In jedem Fall solltest du dich aber von deinem Arzt oder deiner Ärztin beraten lassen.

Was ist Schwangerschaftsdiabetes?

Bei einem Schwangerschaftsdiabetes, unter Fachleuten und Ärzten auch Gestationsdiabetes Mellitus oder Typ-4-Diabetes genannt, handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung bei Frauen in der Schwangerschaft.
Bei der Erkrankung des Stoffwechsels kommt es ähnlich wie bei Diabetes Mellitus zu erhöhten Blutzuckerwerten. Der Unterschied zwischen den beiden Diabetes-Typen liegt aber darin, dass Schwangerschaftsdiabetes meist erst in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft auftritt und danach auch wieder verschwindet.

Symptome eines Schwangerschaftsdiabetes

Bei betroffenen Frauen werden größtenteils keine fühlbaren Beschwerden entstehen. Dies ist ein wichtiger und gleichzeitig problematischer Aspekt von Schwangerschaftsdiabetes.

In manchen Fällen können aber auch starker Durst, häufiger Harndrang, vermehrte Harnwegsinfekte, Scheidenentzündungen oder Müdigkeit bereits ein Anzeichen für Schwangerschaftsdiabetes sein.

Diagnose von Schwangerschaftsdiabetes

Da die Gestationsdiabetes oft symptomlos bleibt, gehört der Test auf Schwangerschaftsdiabetes zur Schwangerschaftsvorsorge und wird in der 25. bis 28. Schwangerschaftswoche von Ärzten angeboten. So können schwerwiegendere Gefahren vorgebeugt werden. Die Kosten des Glukosetoleranztests werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Das Testverfahren besteht aus zwei aufeinanderfolgenden Tests.

Vortest: Kleiner Zuckerbelastungstest oder Glukose-Challenge-Test

Mit dem ersten Glukosetoleranztest oder Vortest kann herausgefunden werden, ob die Blutzuckerwerte überhaupt erhöht sind und ob es demnach sinnvoll ist, den folgenden, aufwendigen Zuckertest bei der Schwangeren durchzuführen. Hierbei trinkt die werdende Mutter ein Glas Glukoselösung. Darin sind meist 50 Gramm Traubenzucker enthalten. Nach einer Stunde Wartezeit wird der Schwangeren Blut aus der Armvene entnommen, um herauszufinden, wie gut der Körper eine größere Menge Zucker verarbeiten kann. Wenn der Blutzuckerwert dieser Blutprobe nicht erhöht ist, müssen keine weiteren Tests bei der werdenden Mutter durchgeführt werden, da ihr Körper mit einer gesunden Insulinausschüttung auf die Glukose-Zufuhr reagiert.

Hierbei sollte der Wert unter 7,5 Millimol pro Liter (mmol/l) bzw. 135 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) liegen. Millimol pro Liter bezeichnet hierbei die Anzahl Zuckerteilchen pro Liter Blut. Dieser Wert bezieht sich somit auf die Angabe der Stoffmenge. Milligramm pro Deziliter Blut hingegen gibt an, wie viel die in einem Deziliter vorhandenen Zuckerteilchen wiegen. Liegt der Blutzuckerwert über diesen besagten Grenzen, wird ein weiterer Test durchgeführt, der sogenannte Diagnosetest.

Diagnosetest: Großer Zuckertest oder oraler Glukosetoleranztest

Hier wird der Schwangeren in nüchternem Zustand Blut abgenommen, das heißt, sie darf mindestens acht Stunden zuvor nichts gegessen und getrunken haben, außer stilles Wasser. Im ersten Schritt wird so der Nüchternblutzucker-Wert bestimmt. Dieser sollte bei einer gesunden Insulinausschüttung unter einem Wert von 5,1 mmol/l (92 mg/dl) liegen.
Dann trinkt die Schwangere innerhalb von fünf Minuten 300 Milliliter Wasser mit 75 Gramm aufgelöstem Traubenzucker. Nach einer und auch nach zwei Stunden wird der Schwangeren erneut Blut aus der Armvene abgenommen, um zu sehen, wie sich der Blutzuckerspiegel entwickelt. Liegt einer der Werte über den bestimmten Grenzwerten, liegt ein Schwangerschaftsdiabetes vor. Nach einer Stunde liegt der Grenzwert des Blutzuckers bei 10,0 mmol/l (180 mg/dl) und nach zwei Stunden bei 8,5 mmol/l (153 mg/dl).
Das Testergebnis wird nach Durchführung im Mutterpass der Schwangeren dokumentiert.

Gefahren eines unbehandelten Schwangerschaftsdiabetes

Auch wenn viele betroffene Frauen nur selten über Beschwerden klagen, kann ein Schwangerschaftsdiabetes unbehandelt einige Risiken mit sich bringen. Da bei Betroffenen bestimmte gesundheitliche Probleme häufiger auftreten können als bei anderen Schwangeren, gelten sie auch als Risikoschwangere. Folgende Gefahren können im Ernstfall für Schwangere und auch für das Kind entstehen:

Gefahren eines unbehandelten Schwangerschaftsdiabetes für die werdende Mutter:

  • Da eine höhere Zuckerkonzentration im Urin die Vermehrung schädlicher Keime fördert, können Erkrankungen wie Blasen-, Nieren- und Scheidenpilzinfektionen vermehrt entstehen.
  • Es besteht eine erhöhte Gefahr für Präeklampsie. Dabei leidet die Schwanger unter anderem an Bluthochdruck und hat Eiweiß im Urin.
  • Es kann eine zu große Fruchtwassermenge entstehen. Dies kann einen vorzeitigen Blasensprung auslösen.
  • Werdende Mütter können unter Bluthochdruck (Hypertonie) leiden.
  • Schwangerschaftsdiabetes kann zu Eiweißausscheidungen im Urin (Proteinurie) führen.
  • Durch die Stoffwechselerkrankung kann es zu Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) kommen.

Folgen eines unbehandelten Schwangerschaftsdiabetes für das ungeborene Kind:

  • Es kann im Härtefall zu Frühgeburten oder gar zu Fehlgeburten aufgrund der oben genannten Infektionsgefahr oder eines vorzeitigen Blasensprungs kommen.
  • Durch die Überfütterung mit Zucker kann es sein, dass das ungeborene Kind überproportional schnell wächst und mehr an Gewicht zulegt. Durch die überdurchschnittliche Größe des Kindes kann es auch zu Geburtskomplikationen kommen. Bei einem Geburtsgewicht von mehr als 4.500 Gramm, raten Frauenärzte und Frauenärztinnen den betroffenen Frauen zu einem Kaiserschnitt. Denn bei einer anderen Art der Entbindung besteht die Gefahr, dass das Baby aufgrund seiner Größe im Geburtskanal stecken bleibt und dann zu wenig Sauerstoff bekommt.
  • Die inneren Organe, besonders die Lunge, können nicht ausreichend reifen. Durch die mangelnde Lungenreife kann das Kind nach der Geburt an Atemnot leiden.
  • Es kann zu Hirnschäden, aufgrund von Unterzuckerung, oder zur Gelbsucht bei dem Kind kommen.

Ursachen von Schwangerschaftsdiabetes

Meist begünstigen die natürlichen hormonellen Veränderungen in der Schwangerschaft die Zuckerkrankheit: Besonders in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft produziert der weibliche Körper größere Mengen der Hormone Östrogene, Progesteron, Kortisol, Plazentalaktogen und Prolaktin. Diese Hormone sorgen unter anderem dafür, dass größere Energiemengen im Körper bereitgestellt werden – für eine optimale Entwicklung des Kindes.

Gleichzeitig wird die Wirkung des blutzuckersenkenden Hormons Insulin herabgesetzt. Dadurch nehmen die Körperzellen den im Blut gelösten Zucker aus der Nahrung langsamer auf, und der Blutzuckerspiegel steigt. Es entwickelt sich ähnlich wie beim Typ-2-Diabetes eine Insulinresistenz. Im Normalfall produzieren Schwangere trotzdem ausreichend Insulin, um hohen Blutzuckerspiegeln entgegenzuwirken. Bei Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes reicht die Insulinproduktion aber nicht aus, um den Mehrbedarf zu decken.

Risikofaktoren, die Schwangerschaftsdiabetes begünstigen

  • Übergewicht:

Wenn Frauen schon vor der Schwangerschaft an Übergewicht leiden oder sie in der Schwangerschaft überdurchschnittlich viel zunehmen, besteht für sie ein erhöhtes Risiko an Gestationsdiabetes zu leiden.

  • Gestationsdiabetes bei früheren Schwangerschaften:

    Haben werdende Mütter bereits in einer früheren Schwangerschaft Gestationsdiabetes entwickelt, besteht für sie ein größeres Risiko bei jeder neuen Schwangerschaft.

  • Frühere Fehlgeburten:

Wenn Frauen bereits Fehlgeburten erlitten haben, haben sie oftmals auch ein höheres Risiko an Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken.

  • Diabetes-Erkrankungen in der Familie:

    Sind in der Familie der werdenden Mutter Diabetes-Erkrankungen bekannt, ist ihr Risiko, an Gestationsdiabetes zu erkranken, erhöht.

  • Bestimmtes Alter der Mutter:

    Schwangere Frauen ab 35 Jahren sind häufiger von Schwangerschaftsdiabetes betroffen als jüngere Frauen.

  • Zysten an den Eierstöcken:

    Das sogenannte Polyzystische Ovar-Syndrom stellt ebenfalls ein Risiko für Schwangerschaftsdiabetes dar.

  • Einnahme von Medikamenten:

    Einige Arzneimittel wie beispielsweise Blutdrucksenker, Schilddrüsenmedikamente oder Kortison können den Zuckerstoffwechsel negativ beeinflussen.

  • Nikotinkonsum:

    Rauchen in der Schwangerschaft bringt viele Risiken mit sich. So kann der Nikotinkonsum auch ein Schwangerschaftsdiabetes begünstigen.

Behandlung des Schwangerschaftsdiabetes

Die passende Behandlungsform wird je nach Schweregrad der Stoffwechselerkrankung gewählt.

Ernährungsumstellung zur Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes

Im ersten Schritt werden werdende Mütter für eine Ernährungsberatung an einen Diabetologen oder einen Arzt mit entsprechendem Fachwissen verwiesen. Dort lernen die Schwangeren, wie sie den Blutzucker mit einer diätischen Ernährung regulieren kann. Die individuelle Ernährungsumstellung hängt von den Umständen der Schwangeren ab (Gewicht, Bewegungsmangel etc.).

Meist wird den Schwangeren geraten, weniger Kohlenhydrate zu essen und dafür mehr Ballaststoffe zu sich zu nehmen. In dem Ernährungsplan stehen häufig Mahlzeiten, die viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukte beinhalten.
Oftmals lässt sich der erhöhte Blutzucker allein durch eine Umstellung der Ernährung ausreichend senken.
Bei der Ernährung soll besonders der glykämische Index eine wichtige Rolle spielen.
Mit einem Blutzuckermessgerät sollte die Schwangere ihre Blutzuckerwerte mehrmals täglich überprüfen. Dazu reicht bereits eine geringe Blut-Menge.

Förderlich ist die Kombination aus einer gesunden Ernährung und ausreichend Bewegung im Alltag der Schwangeren: Auch dies kann den Blutzuckerspiegel senken. Bei der Bewegung sollten Schwangere natürlich darauf achten, dass sie keinen risikoreichen Sportarten nachgehen. Empfohlen wird häufig Walking, Schwimmen, Yoga oder Schwangerschaftsgymnastik. Am besten ist es, die Frauenärztin oder den Frauenarzt zu fragen, welche Art von Bewegung sinnvoll ist.

Therapie mit Insulin

Manche Schwangere haben aber trotz einer entsprechenden Ernährungsumstellung anhaltend so hohe Zuckerwerte, dass eine Insulintherapie für die Behandlung des Gestationsdiabetes erforderlich ist. Das ist jedoch nur bei 15 bis 30 Prozent der betroffenen Frauen der Fall.
Hierbei müssen Schwangere sich mit sogenannten Insulinpens regelmäßig Insulin spritzen, um den Blutzuckerspiegel zu senken.

Vorbeugung eines Schwangerschaftsdiabetes: Bewegung und Ernährung

Zur Vorbeugung von Schwangerschaftsdiabetes wird werdenden Müttern, ähnlich wie bei der Behandlung der Stoffwechselerkrankung, meistens geraten, sich ausgewogen und gesund zu ernähren sowie sich regelmäßig zu bewegen. Am besten ist es, die Frauenärztin oder den Frauenarzt zu fragen, welche Art von Ernährung und Bewegung sinnvoll zur Vorbeugung des Schwangerschaftsdiabetes ist.

ÜBER Vanessa Stolz

Vanessa ist promovierende Linguistin und arbeitet als Communication Specialist, Creator und Online-Journalistin.

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