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Neugeborenengelbsucht – So wird sie erkannt und behandelt

Text: Vanessa Stolz
Um die 70 % aller Babys leiden an Neugeborenengelbsucht. Warum es so häufig dazu kommt und wie diese besondere Art der Gelbsucht behandelt werden kann, erfährst du in diesem Artikel.

Was ist Neugeborenengelbsucht?

Anders als bei der Gelbsucht, die bei Erwachsenen auftritt (Hepatitis), handelt es sich bei der Neugeborenengelbsucht nicht um eine Virusinfektion.

Die Neugeborenengelbsucht (auch Neugeborenen-Ikterus genannt) entsteht bei Babys in den ersten Lebenstagen, wenn die Leberfunktionen der Kleinen noch nicht vollständig ausgereift sind. Es handelt sich also hierbei um eine Anpassungsstörung der kleinen Leber.

Bei dem Neugeborenen wird dann ein zu hoher Bilirubin-Wert im Blut gefunden, der nicht ausreichend abgebaut werden konnte. Bilirubin ist ein Gallenfarbstoff, der gebildet wird, wenn der Körper rote Blutkörperchen abbaut.

Was sind die Ursachen für Neugeborenengelbsucht?

Neugeborene haben gleich nach der Geburt einen ganz natürlichen Überschuss an roten Blutkörperchen. Diese überschüssigen roten Blutkörperchen müssen dann von dem Körper abgebaut werden. Bei dem Abbauprozess entsteht dann unter anderem der Abbaustoff und Gallenfarbstoff Bilirubin. Auch dieser wird dann im Normalfall vom Körper abgebaut und ausgeschieden.

Da die Leberfunktion des Neugeborenen eventuell noch vermindert ist und es demnach nicht schafft, große Mengen an Bilirubin zu verarbeiten, bleibt der Wert im Blut erhöht und der gelbe Farbstoff lagert sich vorübergehend in anderen Bereichen des Körpers, wie in der Haut und eventuell in den Augäpfeln des Babys ein. Die Folge davon ist eine Neugeborenengelbsucht. In einer leichten Form kommt sie sehr häufig vor und ist relativ ungefährlich.

Anzeichen und Symptome

Wie der Name schon erahnen lässt, ist das erste und auffälligste Anzeichen die gelblich gefärbte Haut des Neugeborenen. Zusätzlich zeigen sich bei akuten Fällen noch folgende Symptome und Anzeichen:

• Neben der gelblichen Verfärbung der Haut kann es auch zu einer Gelbfärbung der Augen, des Gaumens und des Zahnfleisches kommen.
• Das Baby trinkt nicht ausreichend oder es entstehen Probleme beim Stillen.
• Das Neugeborene ist schläfrig und ist vielleicht sogar kaum wach zu bekommen.
• Oder das Baby ist besonders unruhig.
• Der Urin des Babys ist bräunlich gefärbt.
• Der Stuhl des Babys ist sehr hell.

Diagnose

Meist erfolgt die erste Diagnose im Rahmen von Nachkontrollen und Untersuchungen einer stationären Geburt im Krankenhaus. Hier stellen Ärzte, Krankenpfleger oder Krankenschwestern meist vorerst eine visuelle Diagnose, aufgrund der gelblich gefärbten Haut.

Nach einer ambulanten Geburt sollte die Betreuung einer Nachsorgehebamme gewährleistet sein – diese würde die frisch gebackenen Eltern und ihr Baby dann ebenfalls aufgrund des Verhaltens oder der gefärbten Haut des Babys zur finalen Diagnose an ein Krankenhaus verweisen.

Vor Ort wird nach der visuellen Diagnose der Bilirubin-Wert durch eine Blutuntersuchung bestimmt. Dazu wird dem Neugeborenen an der Ferse etwas Blut abgenommen.

In manchen Krankenhäusern wird als Erstes ein Haut-Test durchgeführt, welcher die Gelbfärbung der Haut misst. Mit einem Screening-Instrument wird dann der sogenannte transkutane Bilirubin-Wert bestimmt. Häufig folgt aber auch auf diesen Test noch eine Blutuntersuchung.

Wann muss Neugeborenengelbsucht behandelt werden?

Die Notwendigkeit einer Behandlung von Neugeborenengelbsucht hängt von der Höhe des Bilirubin-Wertes im Blut ab. Wie hoch der Bilirubin-Wert bei dem Neugeborenen sein darf, hängt vom Alter des Babys ab. Dafür gibt es dann unterschiedliche Grenzwerte. Sehr leichte Formen des Neugeborenen-Ikterus bedürfen nicht unbedingt einer Behandlung.

Wie wird die Neugeborenengelbsucht behandelt?

Je nach Schweregrad des Neugeborenen-Ikterus kommen unterschiedliche Therapieformen zum Einsatz.

Phototherapie

In den meisten Fällen erhält das Baby eine Phototherapie im Krankenhaus. Dazu verbringt das Baby viel Zeit unter speziellen blauen Lampen. Bei einer stationären Geburt wird nach der Diagnose ein Brutkasten zusammen mit diesen Lampen in das Zimmer der Mutter beziehungsweise der Eltern gestellt. Bestimmte Wellenlängen, die von diesen blauen Lampen ausgehen, wandeln das Bilirubin so um, dass es über den Urin ausgeschieden werden kann.

Wichtig ist hierbei, dass das Baby ausreichend Zeit unter den Lampen verbringt. Denn genau das fällt vielen frisch gebackenen Eltern besonders schwer, da sie ihre Kleinen am liebsten den ganzen Tag im Arm halten wollen.

Hohe Flüssigkeitszufuhr

Zusätzlich zur Fototherapie benötigt das Baby eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, sodass das Billy Rubin ausgeschieden werden kann. Dazu sollte es häufig gestillt werden und je nach Verlauf des Neugeborenen-Ikterus auch zusätzliche Säuglingsnahrung erhalten. Denn in den ersten Tagen nach der Geburt haben viele Mütter noch keinen Milcheinschuss und nur eine geringe Menge an Kolostrum, die das Baby aus der Brust trinken kann.

In schwerwiegenderen Fällen: Blutaustauschtransfusion

Wird eine besonders hohe Menge von Bilirubin im Blut des Babys gefunden oder schlägt die Phototherapie nicht an, kann eine Blutaustauschtransfusion erforderlich sein. Bei dieser Behandlung wird das Blut des Babys durch frisches Blut ersetzt. Dadurch wird der Bilirubin-Spiegel schnell und drastisch gesenkt.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ersetzt weder die Beratung noch die Diagnose durch einen Arzt oder eine entsprechende Fachkraft. Möchtest du mehr zu dem Thema erfahren oder befürchtest du dein Baby leidet unter Neugeborenengelbsucht, konsultiere bitte sofort einen Arzt.

ÜBER Vanessa Stolz

Vanessa ist promovierende Linguistin und arbeitet als Communication Specialist, Creator und Online-Journalistin.

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