Bettnässen – Was steckt dahinter und was hilft?
Was ist Bettnässen überhaupt?
Bettnässen bedeutet, dass ein Kind nachts ungewollt ins Bett macht. Und das, obwohl es tagsüber bereits windelfrei ist. Es gibt zwei Hauptformen:
- Primäre Enuresis: Das Kind war nie über einen längeren Zeitraum trocken.
- Sekundäre Enuresis: Das Kind war schon mehrere Monate trocken und beginnt plötzlich wieder einzunässen.
Beide Formen können für die Betroffenen und ihre Familien sehr herausfordernd sein. Dabei kommt Bettnässen häufig vor. Etwa 15 Prozent aller fünf- bis sechsjährigen Kinder leiden darunter. Bei den Siebenjährigen sind es fünf bis sieben Prozent. Jungen sind übrigens häufiger betroffen als Mädchen.
Ab wann wird Bettnässen problematisch?
Viele Kinder machen in den ersten Lebensjahren ab und zu ins Bett. Das ist völlig normal, denn die Kontrolle über die Blase entwickelt sich erst im Laufe der Zeit. In der Regel können Kinder zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr ihre Blase gut kontrollieren. Experten sprechen erst dann von Bettnässen, wenn ein Kind im Alter von fünf Jahren oder älter regelmäßig nachts ins Bett macht – mindestens zwei Mal pro Monat über einen Zeitraum von sechs Monaten. Bei jüngeren Kindern solltest du dir also noch keine allzu großen Sorgen machen.
Was aber, wenn ein Kind schon trocken war und plötzlich wieder einzunässen beginnt? Diese Form des Bettnässens kann sowohl bei jüngeren als auch bei älteren Kindern auftreten. Gerade bei Kindern, die schon über längere Zeit trocken waren, sollte man auf Veränderungen im Alltag oder der emotionalen Situation achten und, falls das Problem anhält, einen Arzt aufsuchen.
Körperliche und psychische Ursachen
Bettnässen kann viele verschiedene Ursachen haben. Einige davon sind körperlich, andere psychisch. Hier eine Übersicht der häufigsten Gründe:
Körperliche Ursachen:
- Unreife Blase: Bei manchen Kindern ist die Blasenmuskulatur noch nicht voll ausgereift und kann die Urinmenge über Nacht nicht halten.
- Hormonelle Ursachen: Manche Kinder produzieren nicht genug vom Hormon Vasopressin. Dieser Botenstoff sorgt dafür, dass der Körper nachts weniger Urin herstellt.
- Entwicklung: Hier verarbeitet das Gehirn die Signale der Blase noch nicht richtig. Daher schlafen Kinder so tief, dass sie von einer vollen Blase nicht wach werden.
- Genetische Veranlagung: Wenn du selbst oder dein Partner als Kind Probleme mit dem Bettnässen hattet, ist es wahrscheinlicher, dass auch dein Kind betroffen ist. Studien zeigen, dass die Veranlagung vererbt werden kann.
- Harnwegsinfekte: Auch eine körperliche Erkrankung oder ein Infekt kann hinter dem Bettnässen stecken. In solchen Fällen ist ein Arztbesuch dringend empfohlen.
Psychische Ursachen:
Neben den körperlichen Ursachen können auch seelische Belastungen eine Rolle spielen. Besonders häufig tritt Bettnässen auf, wenn Kinder Stress oder Angst haben. Das kann beispielsweise bei familiären Veränderungen (wie Trennung der Eltern oder Geburt eines Geschwisterchens), Schulstress, Umzug oder anderen belastenden Ereignissen der Fall sein. Auch Kinder, die sehr viel Verantwortung übernehmen müssen oder hohe Erwartungen an sich selbst stellen, sind manchmal vom Bettnässen betroffen.
Was kannst du als Elternteil tun?
Wenn dein Kind regelmäßig ins Bett macht, solltest du zunächst Ruhe bewahren. Auch wenn es manchmal frustrierend ist – schimpfen oder bestrafen hilft nicht und verschlimmert die Situation oft. Hier einige Tipps, wie du deinem Kind helfen kannst:
- Geduld und Verständnis zeigen: Dein Kind schämt sich vermutlich selbst am meisten. Gib ihm das Gefühl, dass Bettnässen kein Grund zur Sorge oder Scham ist.
- Gemeinsame Lösungen finden: Beziehe dein Kind bei der Problemlösung mit ein. Hilf ihm, einfache Schritte zu unternehmen, wie das rechtzeitige Aufsuchen der Toilette vor dem Schlafengehen.
- Flüssigkeitszufuhr anpassen: Achte darauf, dass dein Kind ab dem späten Nachmittag weniger trinkt, um die nächtliche Urinproduktion zu verringern. Trotzdem sollte es über den ganzen Tag verteilt ausreichend trinken.
- Positive Verstärkung: Anstatt über das Einnässen zu schimpfen, lobe dein Kind, wenn es eine trockene Nacht hatte.
- Wechselkleidung bereitstellen: Du kannst du deinem Kind Wechselkleidung und frische Bettwäsche bereitlegen, sodass es nachts bei einem Missgeschick schnell handeln kann.
- Matratzenschutz: Ein Molton oder spezielle Überzüge sind besonders saugfähig und schützen die Matratze vor dem Urin.
Ab wann sollte man zum Arzt?
Wenn dein Kind im Alter von fünf Jahren oder älter regelmäßig ins Bett macht, kann ein Arztbesuch sinnvoll sein. Der Kinderarzt wird zunächst die Krankengeschichte deines Kindes erfragen und körperliche Ursachen wie zum Beispiel Harnwegsinfekte ausschließen. Je nachdem, was der Auslöser ist, sind zum Beispiel diese Maßnahmen möglich:
Hilfsmaßnahmen:
- Blasentraining: Dabei lernt das Kind, die Kontrolle über seine Blase zu verbessern, z.B. durch gezielte Übungen und regelmäßiges Wasserlassen.
- Alarme und Wecker: Es gibt spezielle Bettalarme, die beim ersten Anzeichen von Feuchtigkeit Alarm schlagen und das Kind wecken.
Medikamente
In manchen Fällen kann der Arzt Medikamente wie Desmopressin verschreiben. Dieses Medikament ersetzt das Hormon Vasopressin und verringert die Urinproduktion in der Nacht. Auch Medikamente zur Entspannung der Blase kommen manchmal zum Einsatz. Wichtig ist hier, dass Medikamente oft nur eine vorübergehende Lösung sind und langfristige Erfolge nicht immer garantiert sind.
Außerdem kann der Kinderarzt auch eine Therapie vorschlagen oder an einen Spezialisten wie einen Urologen oder Kinderpsychologen überweisen. Oft beruhigen die Spezialisten auch. Denn einige Kinder brauchen einfach etwas mehr Zeit zum trocken werden. Dann wächst sich das Problem ganz von alleine aus. Ärzte sprechen hier von einer Spontanheilungsrate. Die beträgt beim Einnässen 15 Prozent pro Jahr – einfach, weil der Körper sich entwickelt und die Blase ebenfalls Reife-Fortschritte macht.
Bettnässen: Eine Phase von vielen
Bettnässen ist ein sensibles Thema. Viele Kinder schämen sich und sind frustriert. Damit belasten sie sich unnötig. Denn das Bettnässen ist eine Phase, die die meisten Kinder früher oder später hinter sich lassen. Wie so vieles in ihrem Leben und in ihrer Entwicklung. Daher ist es umso wichtiger, dein Kind auch hier liebevoll zu begleiten. Mit der richtigen Unterstützung und viel Geduld könnt ihr gemeinsam Lösungen finden.