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Geburt einleiten – verschiedene Methoden im Überblick

Text: Kirsten Hemmerde
Von Hausmitteln und Akupunktur bis hin zu medikamentöser oder mechanischer Unterstützung: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um die Geburt deines Babys einzuleiten. Wir stellen sie vor.

Wird der errechnete Geburtstermin überschritten, beginnt für viele Schwangere die Uhr zu ticken. Mit jedem Tag wird das Warten schwieriger. Und es stellt sich die Fragen: Muss die Geburt eingeleitet werden?

Wann muss eine Geburt eingeleitet werden?

Die Geburt einzuleiten empfehlen Experten der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in der 41. SSW. Ihrer Erfahrung nach werden damit zu diesem Zeitpunkt Risiken für Mutter und Kind wie ein zu hohes Geburtsgewicht, Kaiserschnitt oder auch Todesfälle vermieden. Aber bereits vor dem errechneten Geburtstermin kann es Gründe geben, die Geburt einzuleiten. Bei einigen Schwangeren platzt zwar die Fruchtblase, es setzen jedoch keine Wehen ein. Auch Diabetikerinnen wird oft eine künstliche Geburtseinleitung empfohlen. Eine Unterversorgung des Babys, ein sehr lange Geburt oder auch starke Beschwerden der werdenden Mutter können weitere Gründe für eine Einleitung der Geburt sein. Deine Frauenärztin oder auch die Hebamme werden dich beraten, ob und wenn ja welche Einleitungs-Methode sie für dich am geeignetsten halten.

Diese Methoden zur Einleitung der Gebutr gibt es

Hausmittel und Sex um die Geburt einzuleiten

Schon seit Generationen setzen schwangere Frauen auf Hausmittel. Diese Auslöser funktionieren jedoch nur, wenn die Geburt ohnehin schon kurz bevor steht. Sie können also der letzte Schalter sein, der die Niederkunft beschleunigt. Es kursieren unter Müttern bisweilen Tipps, deren Wirksamkeit medizinisch nicht bewiesen ist. Jedoch schaden sie auch nicht. So schwören einige Frauen auf frische Ananas, die den abschwellenden und durchblutungsfördernden Wirkstoff Bromelain enthält. Auch hält sich hartnäckig die Aussage, scharfes Essen würde Wehen fördern. Himbeerblättertee wird nachgesagt, dass er bei regelmäßiger Einnahme Wehen auslösen und eine schnelle Geburt unterstützen kann. Bestätigt dagegen ist, dass ungeschützter Sex helfen kann. Denn im Ejakulat deines Partners sind Prostaglandine enthalten. Sie wirken wehenfördernd. Wenn du zum Höhepunkt kommst, wird dabei Oxytocin freigesetzt – genauso übrigens, wie beim Küssen oder der Brustwarzenstimulation. Dieser Wirkstoff wird auch bei der medikamentösen Einleitung eingesetzt.

Wehencocktail und Akupunktur

Einige Kliniken oder Geburtshäuser bieten zunächst sanfte Methoden an, um die Wehen auszulösen. Erst wenn diese keine Wirkung zeigen, folgen dann weitere Behandlungsschritte. So haben viele Hebammen eine Zusatzausbildung in Akupunktur. Bei dieser traditionellen chinesischen Behandlungsmethode werden feine Nadeln an bestimmte Punkte des Körpers gesetzt. Zudem kann es sein, dass dir von deiner Hebamme ein Wehencocktail angeboten wird. Diese Mischung aus Rhizinusöl, Aprikosensaft und Alkohol soll Wehen auslösen. Denn Rhizinusöl verursacht aufgrund seiner abführenden Wirkung starke Darmbewegungen. Dadurch kann die Gebärmutter aktiviert werden, sich zusammenzuziehen. Zubereitet werden sollte der Cocktail immer nur von einer Fachkraft. Zudem ist es wichtig, dass du unter Beobachtung stehst. Denn es können Nebenwirkungen wie Durchfall auftreten.

Eine der bekanntesten Methoden zur Einleitung der Geburt ist der Wehentropf | Bild: Getty

 

Oxytocin – Wehen per Tropf

Dein Muttermund ist bereits weich und reif, aber die Wehen sind zu schwach? Dann kann dir deine Ärztin oder dein Arzt eine medikamentöse Einleitung per Wehentropf empfehlen. In dieser Infusion ist das bereits erwähnte Hormon Oxytocin enthalten. Es sorgt für Kontraktionen der Gebärmutterwand. Außerdem unterstützt es die Bildung von Prostaglandinen, die den Muttermund erweichen. Die Dosierung wird individuell über den Tropf angepasst. Daher ist die Gefahr einer Überstimulation sehr gering. Allerdings bist du durch den Zugang zum Tropf in deiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt.

Prostaglandine als Wehenauslöser

Die hormonähnliche Substanz Prostaglandin kann ebenfalls medikamentös verabreicht werden. Sie regt die Gebärmuttermuskulatur an und löst Wehen aus. Zudem macht sie den Muttermund weicher und kürzer. Dieses Medikament wird verwendet, wenn der Muttermund noch unreif, also geschlossen ist. Viele Frauen berichten hier von heftigen Wehen, die stärker sind als bei Geburten ohne diese Unterstützung. Es gibt Prostaglandin zum Beispiel als vaginal verabreiche Zäpfchen oder als Gel, das vaginal aufgetragen wird. Weitaus häufiger ist der Einsatz als Tablette mit dem Wirkstoff Misoprostol. Hier ist zu beachten, dass diese Tabletten eigentlich zur Behandlung von Magengeschwüren entwickelt wurden. Die Verwendung in der Geburtshilfe wird zwar von Experten empfohlen, erfolgt aber in Deutschland ohne Zulassung als sogenannter off-label-use. Wegen möglicher Nebenwirkungen hat das Prostaglandin-Medikament Cytotec in der Vergangenheit für Schlagzeilen gesorgt. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfiehlt geringer dosierte Misoprostol-Tabletten.

Eipol-Lösung oder Stripping

Wenn der Muttermund bereits leicht geöffnet ist, kann die Eipol-Lösung in Betracht gezogen werden. Sie ist auch unter dem Namen Stripping bekannt. Durchgeführt wird dieses mechanische Verfahren von ärztlichem Fachpersonal oder einer Hebamme. Sie lösen mit einem Finger die Eihaut, das ist die äußere Hülle der Fruchtblase, vom Gebärmutterhals. Daher muss der Muttermund auch bereits etwas durchgängig sein, damit der Finger Platz hat. Der Körper reagiert auf diese Ablösung, indem er das Hormon Prostaglandin ausschüttet und Wehen startet. Ein Vorteil dieser Methode ist, dass keine Medikamente benötigt werden. Zudem bleibt die Fruchtblase selbst heil. Das Verfahren kann mehrmals wiederholt werden, wenn es nicht erfolgreich ist. Allerdings kann die Ablösung der Fruchtblase sehr schmerzhaft sein. Bei Frauen, die bereits ein Kind oder mehrere Kinder zur Welt gebracht haben, ist das Gewebe meist gut gedehnt. Daher wird ihnen in der Regel eher zu diesem Verfahren geraten als Erstgebärenden.

Geburt einleiten mit Ballon-Katheter

Auch mittels Druck kann versucht werden, die Wehen auszulösen. Das sogenannte Ballon-Katheterverfahren war längere Zeit in Vergessenheit geraten, findet jedoch verstärkt wieder Verwendung in der Geburtshilfe. „Die Akzeptanz der Schwangeren für diese Methode der Geburtseinleitung ist erfreulicherweise hoch“, berichtet Dr. Egon Lieb, Chefarzt der Frauenklinik am Hospital zum Heiligen Geist in Frankfurt am Main. Das Wirkprinzip besteht darin, körpereigene Wehen anzuregen und zu fördern. Der mit physiologischer Kochsalzlösung gefüllte Katheter besitzt einen Doppelballon. Einer wird vor dem inneren und der andere vor dem äußeren Muttermund positioniert. So bewirkt der Katheter einen sanften Druck auf den Gebärmutterhals und fördert dadurch die körpereigene Prostaglandinausschüttung. Die Erfolgsquote ist laut Dr. Lieb sehr hoch: Bei mehr als 90 Prozent aller Gebärenden konnte eine Reifung des Gebärmutterhalses und damit ein Geburtsfortschritt verzeichnet werden.

Blasenöffnung

Bei dieser Methode setzen sich die Ärztin oder Hebamme einen Blasensprenger auf ihren Finger. Dieser hat vorne ein kleines Häkchen. Damit stechen sie vorsichtig die Fruchtblase an. So lösen sie einen Blasensprung aus. Das ist für den Körper meist das Startsignal für die Geburt und die Wehen setzen ein. Allerdings kann diese mechanische Unterstützung nur durchgeführt werden, wenn der Muttermund reif ist und der Kindskopf gut liegt. Diese Voraussetzungen sind nicht oft gegeben, daher kommt diese Methode nur selten zum Einsatz. Ein weiterer Vorsichtsgrund ist die erhöhte Infektionsgefahr durch die geöffnete Fruchtblase. Wenn keine Wehen einsetzen, erhält die werdende Mutter ein Antibiotikum. So soll verhindert werden, dass Keime eindringen.

Geburtseinleitung mit Stäbchen

Relativ neu auf dem Feld der Geburtseinleitung sind Stäbchen, die vaginal eingeführt werden. Sie heißen Dilapan-S. Dabei handelt es sich um einen osmotischen Diletator. Er saugt Flüssigkeit auf und quillt stark auf. Durch diesen Druck kann der Muttermund angeregt werden, sich zu öffnen. Dieses Verfahren kann auch nach einer vorangegangenen Kaiserschnitt-Geburt oder Eingriffen an der Gebärmutter angewandt werden

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